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Aus Fehlern lernen 01.01.2016 03:00:01

Diese neun Aktien gehörten 2015 nicht ins Depot

Mal ist es ein Wechsel in der Energiepolitik, der die Aktien der einstmals stolzen Versorger zu den großen Verlierern der vergangenen Jahre machte. Oder es sind die Konsumenten, die Textilien lieber im Internet einkaufen und immer weniger in den Läden. Während Gerry Weber und Tom Tailor darben, schreien die Aktionäre von Zalando vor Glück. Und dann gibt es noch die hausgemachten Krisen, für die VW in diesem Jahr das beste Beispiel ist. Hier eine Auswahl der Verlierer 2015 am deutschen Aktienmarkt:

Bei RWE und E.ON bringt Energiewende Paradigmenwechsel - und Kursverluste

Der Atomunfall in Fukushima schockte im März 2011 die Welt. Auch die Aktionäre von RWE sind seitdem geschockt. Damals handelte die Aktie noch deutlich über 30 Euro. Mit aktuell rund 11 Euro ist der Kurs seitdem gut 60 Prozent implodiert. Bereits wenige Tage nach dem Unglück in Japan ließ Kanzlerin Merkel die ältesten Atomkraftwerke in Deutschland abschalten, im Sommer 2011 kündigte sie den gestaffelten Atomausstieg an.

   Wie hoch die Rechnung für die politisch angeordnete Stilllegung ausfällt, weiß niemand. Sicher ist aber, dass große Unternehmen wie RWE und E.ON nicht innerhalb von Quartalen ihr Geschäft komplett neu aufstellen können. Nun haben beide Konzerne die Reißleine mit einer Aufspaltung gezogen - in "alte" und "neue" Energie, was Analysten mehrheitlich begrüßen. Doch nach wie vor belastet der niedrige Strompreis wie auch die hohe regulatorische Unsicherheit die Branche. Die Aktien von RWE und E.ON haben zunächst ihre Talfahrt gestoppt, mehr allerdings nicht. Performance RWE seit Jahresbeginn: -56 Prozent

  Performance E.ON seit Jahresbeginn: -40 Prozent

VW - Nach einer Krise gibt es auch immer eine Chance

Noch Anfang des Jahres gehörten die Aktien der Automobilhersteller VW in jedes Depot. Die Vorzugsaktien der Wolfsburger legten bis zum Jahreshoch am 17. März zunächst um 45 Prozent auf 262,45 Euro zu. Dann drohte die Nachfrage aus China ins Stocken zu geraten, die Aktie gab alle zuvor gesehenen Gewinne wieder ab. Dem folgte Mitte September der freie Fall: Das Desaster um die Abgas-Manipulation bei Dieselfahrzeugen versetzte dem Markt einen tiefen Schock.

   Wegen der Sorgen über exorbitante Kosten für den Umbau und mögliche Strafzahlungen fielen die Aktien im Tief auf 86,36 Euro, die Anleihen notierten nur noch knapp über Ramschniveau. Erst unter 100 Euro griffen beherzte Investoren wieder zu. Inzwischen sind die Ausgaben für die Umrüstung abzuschätzen, der Imageschaden wie auch die Strafen dagegen noch nicht, aber der Kurs hat sich vorerst um 130 Euro stabilisiert. Die Krise hat das Unternehmen und seine Kultur umgekrempelt, ebenso das Management mit einem neuen Vorstandchef und 13 neuen Managern in der höchsten Führungsebene. Neue Strukturen und mehr Effizienz. Wenn alles gut geht, ist am Ende der Krise ein neues Unternehmen entstanden, auch wenn es immer noch Volkswagen heißt und baut. Wenn denn alles gut geht ... Performance seit Jahresbeginn: -30 Prozent

Kabelhersteller Leoni stolpert über hausgemachte Probleme

Von der Gewinnwarnung Anfang Oktober hat sich die Aktie des Kabelherstellers und Automobilzulieferers bisher nicht mehr erholt. An der Börse wurde dem Management verübelt, dass es kurz zuvor noch den Ausblick bestätigt hatte. Zu schlechten Zahlen kam damit ein Vertrauensverlust hinzu. Folgt man dem Kabelgewirr, kommt man am Ende auf hausgemachte Probleme: Strukturelle Defizite, fehlende Effizienz. Eine "Task Force" soll jetzt daran arbeiten, die Ursachen für die Margenschwäche zu analysieren und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Noch allerdings mit halbierter Führung. Denn im vierköpfigen Vorstand sind zwei Plätze (bislang) unbesetzt. Der Weg, dass die Investoren den Glauben an Leoni zurückgewinnen, dürfte jedoch ein langer sein. Erst dann kann es für die Aktie wieder nach oben gehen. Performance seit Jahresbeginn: -28 Prozent

Biotest - wenn der Hoffnungsträger floppt, floppt auch die Aktie

Die erste Hiobsbotschaft kam am 24. April. Der große Hoffnungsträger, ein Mittel zur Behandlung mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis, floppte in einer Studie. Biotest büßte allein an diesem Tag ein Viertel der Marktkapitalisierung ein. Von diesem Schlag erholt sich das Biotech-Unternehmen nicht, legte stattdessen noch einmal nach mit negativen Neuigkeiten. Am 20. Oktober verkündete es Abschreibungen von 84 Millionen Euro auf das Therapiegeschäft in den USA.

   Erschwerend kommt hinzu, dass Biotest mit dem Hepatitis-C-Präparat Civacir komplett abgehängt zu werden droht. Dessen Marktchancen haben sich angesichts der Konkurrenz neuer, hochwirksamer Virostatika "signifikant verschlechtert", wie das Unternehmen eingestehen musste. Für Anleger heißt das, sich in Geduld zu üben: Marietta Miemietz von der Equinet Bank erwartet erst "Ende dieses oder Anfang des kommenden Jahrzehnts" wieder nennenswerte Gewinnmargen. An der Börse dürfte die Aktie mit dieser Prognose langfristig therapiebedürftig bleiben. Performance seit Jahresbeginn: -50 Prozent

Tom Tailor und Gerry Weber bläst der Internet-Wind ins Gesicht

Der Textilhandel gehört zu den Branchen, in denen sich die Spielregeln ändern. Daher müssen sich Tom Tailor und Gerry Weber warm anziehen. Ihre Kunden suchen nicht mehr in den Geschäften nach dem passenden Outfit, sondern im Internet werden heute mehr und mehr die Umsätze gemacht. In allen Größen und Farben, und was nicht passt oder gefällt, wird retourniert.

   In den Flagship-Stores warten die Verkäufer auf den Kunden, der immer seltener kommt. Mit sinkenden Umsätzen und Margen kämpfen alle in der Branche, ob sie nun Tom Tailor, Gerry Weber, Hugo Boss, Adler Modemärkte oder Steilmann heißen.

   In den Gewinnwarnungen wird die Schuld gerne auf das Wetter geschoben, mal ist es zu nass, mal zu warm. Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass auch Wettbewerber wie H&M oder Prada mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Während die Kunden flexibel sind, sind die Textilkonzerne in ihren Abläufen zu starr. Für sie kommt es 2016 darauf an, sich auf die geänderten Rahmenbedingungen einzustellen, sozusagen die Energiewende im Textilhandel. Tun sie es nicht, wird es den Aktionären kalt über den Rücken laufen. Performance Tom Tailor seit Jahresbeginn: -67 Prozent

 Performance Gerry Weber seit Jahresbeginn: -66 Prozent

Aixtron - Ein turbulentes Börsenjahr findet kein gutes Ende

Der Spezialmaschinenbauer beliefert die LED-Industrie, ein Nischenmarkt, der ihn von einigen großen Kunden abhängig macht. Einer von ihnen sitzt in China, San'an Optoelectronics. Bereits seit Anfang des Jahres gab es Befürchtungen, dass ein Auftrag von 50 sogenannten MOCVD-Anlagen storniert werden könnte. Das drückte den Aktienkurs von Januar bis in den Sommer bereits um 40 Prozent. Das ließ erahnen, dass nicht wenige Marktteilnehmer schon seit langem auf einen fallenden Aixtron-Kurs wetteten - und damit recht hatten. Zwar sprang dieser - nach überraschend guten Drittquartalszahlen - kurzfristig wieder um 40 Prozent nach oben.

   Doch am 10. Dezember kam die befürchtete Nachricht, statt der 50 Anlagen nimmt San'an gerade einmal drei ab. Die Quittung für den TecDAX-Wert war ein Tagesminus von 40 Prozent. Auch für das kommende Jahr bleiben die Analysten vorsichtig, der erhoffte Turnaround dürfte nun erst 2017 stattfinden. Performance seit Jahresbeginn: -58 Prozent

windeln.de - Seit Tag 1 geht es für den Kurs bergab

Ein Börsengang, der in die Hose ging - viele Medien und Beobachter nutzten dieses plakative wie nahe liegende Wortspiel beim IPO von windeln.de. Am 1. Tag zum 1. Kurs kostete die Aktie 18 Euro, nun ist sie für 10 Euro zu haben. Noch ist es zu früh, über die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells zu urteilen. Die Idee ist nicht schlecht: Der Kunde kann online alles kaufen, was er für die Kleinen benötigt braucht - Spielsachen, Kleidung und Nahrung. Fantasie kam in die Aktie, als China offiziell die Ein-Kind-Politik beendete. Immerhin: Das junge Unternehmen hat jüngst beim Umsatz überzeugt, die Marge leidet dagegen unter dem Wachstumstempo.

   Ein Problem ist, dass die Zielgruppe älter wird - und windeln.de sich damit immer wieder neue Kunden mit kleinem Nachwuchs suchen muss. Und was bietet windeln.de, was Amazon oder diapers.com nicht können? Beide Unternehmen machen dem "Spezialanbieter" in Europa bisher nicht das Leben schwer. Einen Hoffnungsschimmer gibt es indes: Sollte windeln.de das Wachstumstempo durchhalten und sich doch zum Platzhirschen entwickeln, könnte langfristig Übernahmefantasie in die Aktie kommen. Das mag dazu beitragen, dass die Aktie, nach einem hohen IPO-Preis, wenngleich auf niedrigerem Niveau, doch Freunde an der Börse findet. Performance seit Börsengang am 6. Mai 2015: -43 Prozent

  DJG/thl/smh

   Dow Jones Newswires

  Von Thomas Leppert

FRANKFURT (Dow Jones)

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Biotest AG Vz. 27,00 -0,74% Biotest AG Vz.
E.ON sp. ADRs 11,80 2,61% E.ON sp. ADRs
RWE AG (spons. ADRs) 30,80 0,65% RWE AG  (spons. ADRs)
TOM TAILOR Holding SE 0,48 0,00% TOM TAILOR Holding SE
Volkswagen (VW) St. 84,20 0,96% Volkswagen (VW) St.