Persona non grata |
29.01.2021 22:38:00
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Diese Konzerne zeigen dem ehemaligen US-Präsident Donald Trump jetzt die kalte Schulter
• Deutsche Bank möchte keine neuen Kredite an Trump vergeben
• Shopify verbannt Trump-Artikel aus dem Sortiment
Kritiker werfen Donald Trump vor, seine Anhänger und Fans am 6. Januar bei einer Rede in Washington D.C. explizit zum Sturm auf das Kapitol angestachelt zu haben. Da die Ausschreitungen insgesamt fünf Menschenleben kosteten, sah sich der Mikroblogging-Dienst Twitter gezwungen, das Konto des nun ehemaligen Präsidenten dauerhaft zu sperren. Der Grund für die Sperrung war laut Twitter das bestehende "Risiko einer weiteren Anstiftung zur Gewalt".
After close review of recent Tweets from the @realDonaldTrump account and the context around them we have permanently suspended the account due to the risk of further incitement of violence.https://t.co/CBpE1I6j8Y
- Twitter Safety (@TwitterSafety) January 8, 2021
Donald Trump vs. Twitter
Mit Twitter verliert Donald Trump nun sein wohl wichtigstes Kommunikationsmedium und den direkten Zugang zu über 87 Millionen Menschen, die dem Account des damaligen Präsidenten folgten und meist mehrfach täglich seine Nachrichten lasen. Da die Sperrung des Twitter-Accounts in Folge der Ausschreitungen erst auf insgesamt zwölf Stunden beschränkt wurde, konnte sich Trump nach der ersten Sperrung jedoch nochmal kurz zu Wort melden.
"Heute Abend haben sich Twitter-Mitarbeiter mit Demokraten und der radikalen Linken zusammengetan, um mein Konto von ihrer Plattform zu entfernen, um mich und euch 75 Millionen großartigen Patrioten, die mich gewählt haben, zum Schweigen zu bringen", so Donald Trump in einer Twitter-Mitteilung in Bezug auf die zwölfstündige Sperre. Da der Blogging-Dienst jedoch auch diese Nachricht unmittelbar nach seiner Veröffentlichung von der Plattform entfernt hatte, ließ Trump über mehrere Journalisten aus dem Weißen Haus verlauten, dass er nun den Aufbau einer eigenen Plattform in Betracht ziehe.
Facebook und Google reagieren auf Twitter-Sperre
Auf die dauerhaften Kontosperrung reagierten auch Facebook und Google. So kündigte der Facebook-Chef Mark Zuckerberg an, Trumps Accounts bei den Online-Netzwerken Facebook und Instagram bis mindestens zur Amtsübergabe an Joe Biden komplett zu sperren. Donald Trump warf dem Konzern daraufhin politische Zensur und die Einschränkung der Redefreiheit vor. Bislang ist sind seine Zugänge für die Portale noch immer nicht wieder freigeschaltet worden.
Daraufhin entschied auch der Internetkonzern Google, die gerade unter Trump-Anhängern beliebte Social-Media-App Parler nicht mehr zum Download über den Google Play Store freizugeben. Nach der Auffassung von Google stachelten viele Beiträge, welche auf Parler gepostet wurden, nämlich zu Gewalttaten in den USA an.
Deutsche Bank kehrt Trump den Rücken
Die Sperrungen von verschiedenen Social-Media-Kanälen sind aktuell sicherlich jedoch nicht die einzigen Probleme, die Donald Trump nun beschäftigen dürften. Denn die gesamte Trump-Organisation hat nun schon seit längerem mit finanziellem Gegenwind zu kämpfen.
So möchte beispielsweise die Deutsche Bank, die scherzhaft oft auch als "Trump Bank" bezeichnet wurde, laut einem Bericht der New York Times keine neuen Geschäfte mehr mit Trump oder seinem Unternehmen eingehen. Dieser Vorstoß kommt für viele Experten sehr überraschend, da die Deutsche Bank seit mehreren Jahrzehnten zu den Top-Finanziers des Trump-Imperiums zählt. Doch die Gewalt in Washington D.C. ließ nun auch die Deutsch-Banker umdenken.
Da Donald Trump dem Kreditinstitut jedoch noch über 300 Millionen US-Dollar schuldet, dürfte die Kooperation zwischen der Deutschen Bank und dem Immobilien-Tycoon, trotz diverser Bekanntmachungen, noch einige Jahre andauern. Die Times berichtet außerdem, dass auch die Signature Bank alle Beziehungen zum ehemaligen US-Präsidenten abbrechen möchte.
Golfverbände wenden sich ab
Der PGA-Golfverband (Professional Golf Association), welcher die wichtigsten Golfturniere der USA veranstaltet, galt lange Zeit als großer Unterstützer von Donald Trump. Nun möchten jedoch auch die Rasensportler nichts mehr mit dem golfbegeisterten ehemaligen Präsidenten zu tun haben. So kippte der Verband unlängst ein großes PGA-Turnier, welches im Jahr 2022 auf dem Trump National Golf Club in Bedminster im US-Bundesstaat New Jersey hätte stattfinden sollen.
"Es ist klar geworden, dass die Durchführung der PGA-Meisterschaft in Trump Bedminster sich nachteilig auf die Marke PGA Amerika auswirken würde", so der PGA-USA Präsident Jim Richerson in einer Bekanntmachung.
Neben dem PGA-Verband gab auch der weltweite Golfverband R&A bekannt, dass der Verband keine Absicht mehr hat, eine Meisterschaft auf dem schottischen Trump-Golfplatz in Turnberry auszurichten. Mit diesem Schritt werden auch die British Open ohne einen Trump-Platz ausgetragen. Normalerweise gehörte der Golfplatz des ehemaligen Präsidenten zu einem von zehn Plätzen, auf denen sich das Turnier abspielte.
Tech-Konzerne verwehren Trump eine weitere Zusammenarbeit
Das kanadische E-Commerce-Unternehmen Shopify hat ebenfalls auf die Ausschreitungen rund um das Kapitol in Washington D.C. reagiert und nun alle Artikel der Trump-Organisation von der Seite verbannt. Kunden, die nun den Onlineshop TrumpStore.com besuchen, werden somit nicht mehr bedient und automatisch auf die Website der Trumps weitergeleitet.
Neben Shopify haben auch eine Reihe von US-Unternehmen, die mit der Trump-Kampagne und dem republikanischen Nationalkomitee Geschäfte gemacht haben, angekündigt, die Beziehungen zum ehemaligen Präsidenten nun abrupt zu beenden. So kündigte das in San Francisco beheimatete cloudbasierte Softwareunternehmen Salesforce an, die Nutzung verschiedener Dienste zu verhindern, sofern diese für gewalttätige Zwecke genutzt werden. Das Unternehmen bot dem Wahlkampfteam von Trump beispielsweise Dienste an, die es ermöglichten, Spendenaufrufe per E-Mail an Millionen Follower zu senden.
In diesen Zusammenhang berichtete auch der Zahlungsdienstleister Stripe, dass die Verarbeitung von Zahlungen für die Kampagne des ehemaligen Präsidenten umgehend eingestellt wird.
Scheinheilige Abkehr
Während zahlreiche Unternehmen scheinbar viele Jahre kein Problem damit hatten, mit Donald Trump und seinem Wahlkampfteam Geschäfte zu machen, gilt die Zusammenarbeit nun, nach dem Ende seiner Präsidentschaft, plötzlich als No-Go.
"Es ist giftig geworden, und deshalb möchten Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt nicht, dass die Toxizität auf sie abfärbt", so die Einschätzung von Bruce Freed, Präsident des Zentrums für politische Rechenschaftspflicht, in Bezug auf den blitzartigen Sinneswandel vieler Unternehmen. Dass der Mikroblogging-Dienst Twitter ohne ihren wahrscheinlich prominentesten und mächtigsten Nutzer jedoch schon längst in der Bedeutungslosigkeit versunken wäre, interessiert in diesen Tagen dennoch niemanden mehr. Denn zuletzt hatten nur noch insgesamt fünf Accounts, Barack Obama, Justin Bieber, Katy Perry, Rihanna und Cristiano Ronaldo, mehr Follower als Donald Trump.
Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.at
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