Börsensprichwörter |
25.10.2024 06:31:00
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Diese 10 Börsenweisheiten hat jeder Anleger schon einmal gehört, doch wie viel Wahres steckt dahinter?
• Nicht alle Sprichwörter aus dem Börsenjargon sind verlässlich
• Vermeintliche Börsenweisheiten im Check
Wer sich mit der Börse und dem Kapitalmarkt auseinandersetzt, stößt früher oder später automatisch auf die ein oder andere vermeintliche Börsenweisheit. Doch was steckt hinter den scheinbar schlauen Sprüchen und welche Weisheit hat eine allgemeingültige Berechtigung?
"Sell in May and go away"
Der wohl bekannteste Spruch im Börsenjargon ist: "Verkaufe im Mai und wende der Börse den Rücken zu". Dieser Spruch basiert auf der Annahme, dass die Kursnotierungen gerade ab dem Monat Mai in den Keller rauschen. Zwar gibt es auch an den Börsen ein sogenanntes Sommerloch, also weniger Börsengänge und geringere Handelsvolumen, jedoch hat dies keine unmittelbaren Auswirkungen auf die durchschnittlichen Kurse.
Darüber hinaus kann dieses Sprichwort, unter der Annahme der Markteffizienzhypothese von Nobelpreisträger Eugene Fama, grundsätzlich nicht zum Erfolg führen, da die Weisheit ansonsten von jedem Investor umgesetzt werden würde. Denn sobald es eine spezielle Strategie am Kapitalmarkt erlauben, würde eine Überrendite zu erzielen, würde diese von unzähligen Händlern übernommen werden. Somit wären innerhalb kürzester Zeit alle zu erzielenden Gewinne hinfällig.
Anleger, die dennoch ihre Aktien im Mai verkaufen möchten, sollten allerdings dem gesamten Sprichwort Folge leisten. "Sell in May and go away, but remember to come back in September".
"The Trend is your Friend"
Wertpapiere bewegen sich an der Börse immer in einem bestimmten Trend. Dabei gibt es die grundsätzliche Annahme, dass Aktien, die in der Vergangenheit gestiegen bzw. gefallen sind, auch in der Zukunft weiter steigen bzw. fallen werden.
Ob der vorherrschende Aufwärts-, Abwärts- oder Seitwärtstrend dann aber auch wirklich der Freund des Anlegers ist, hängt natürlich mit der individuellen Marktpositionierung zusammen. Denn eines ist klar - worüber sich der Long-only-Investor freut, ärgert sich der Leerverkäufer!
"Greife nie in ein fallendes Messer"
"Never catch a falling knife", lautet eine der berühmtesten Börsenweisheiten auf Englisch. Dieser Spruch kommt vor allem dann zur Anwendung, wenn sich ein Wertpapier in einem extremen Korrekturmodus befindet und kein Investor mehr - aus Angst die Aktie fällt noch tiefer - eine Kauforder erteilen möchte.
Echte Börsenprofis wissen jedoch auch, dass man ein fallendes Messer auch am Griff und nicht nur an der Klinge auffangen kann. Grundsätzlich sollte dennoch jeder langfristige Investor nur in Unternehmen investieren, die ein solide Bilanz und ein hervorragendes Geschäftsmodell vorweisen. Denn gerade sogenannte "Fallen-Angel-Investments" bergen erhebliche Risiken.
"Buy on bad news, sell on good news"
Anleger, die bei "schlechten Nachrichten kaufen und bei guten Nachrichten verkaufen", glauben entweder, sie seien schlauer als der Gesamtmarkt oder beherrschen eine Kunst, die als kaum beherrschbar gilt.
Auch wenn es grundsätzlich mehr als einleuchtend ist am Kapitalmarkt antizyklisch zu agieren, macht es langfristig nur wenig Sinn, immer nur eine Hiobsbotschaft abzuwarten, um dann seinem Broker eine Kauforder zu erteilen. Denn Investoren, die nur aufgrund von schlechten Unternehmensnachrichten Aktien kaufen, gehen sehr gefährliche Wetten ein. Diese vermeintliche Weisheit besagt somit auch das komplette Gegenteil von - "The Trend is your Friend" und "Never catch a falling knife".
"Buy the rumor, sell the fact"
"Kauf bei Gerüchten, verkaufe bei Fakten", lautet das Börsensprichwort, mit welchem sich seriöse Investoren auf die Wege der Spekulanten begeben. Denn Anleger, die aufgrund von falschen Gerüchten größere Positionen an einem Unternehmen erworben haben, "verkaufen bei Fakten" nur noch mit herben Kursverlusten.
"Politische Börsen haben kurze Beine"
Die täglichen Aktienkursbewegungen an der Börse werden von unzähligen Faktoren und Umständen beeinflusst. Neben der konjunkturellen Lage, dem Wechselkursniveau, dem Zinsniveau und den Unternehmensnachrichten wirken sich natürlich auch große politische Ereignisse, wie zum Beispiel der Brexit, auf den Kapitalmarkt aus.
Langfristig zählen an der Börse, trotz aller kurzfristigen Unsicherheitsfaktoren, nur die aktuellen und zukünftig zu erwartenden Cashflows bzw. Gewinne der Unternehmen. Alle anderen Umstände haben aus diesem Grund schon von Natur aus relativ "kurze Beine".
"An Gewinnmitnahmen ist noch niemand gestorben"
Eines der wohl am häufigsten verwendeten Börsensprichwörter ist gleichzeitig auch eines, welches, im Gegensatz zu den meisten Weisheiten, höchst wahrscheinlich der Wahrheit entspricht. Denn natürlich bringt eine Gewinnmitnahme kein tödliches Risiko mit sich, sondern nur ein finanzielles.
Investoren, die an der Börse eine langfristige Strategie verfolgen, sollten keine Unternehmensbeteiligung verkaufen, nur weil sie gut gelaufen ist. Denn Anleger, die permanent ihre erzielten Kursgewinne realisieren, stoßen schnell an ein entscheidendes Problem: Die Wiederanlage des Kapitals. Investoren, die davon ausgehen, dass sie nach jeder Gewinnmitnahme eine neue Gewinner-Aktie identifizieren können, leiden möglicherweise an einem sogenannten Overconfidence-Bias. Nichtsdestotrotz soll das Sprichwort daran erinnern, dass man an der Börse, falls die Luft mal etwas dünner wird, natürlich auch jeder Zeit verkaufen kann und so seine Schäfchen ins Trockene bringt.
"Verluste begrenzen und Gewinne laufen lassen"
Im Unterschied zum vorherigen Sprichwort, sollten sich langfristige Investoren besser diese Weisheit zu Herzen nehmen, denn gerade unter Privatanlegern scheint es Brauch zu sein, im eigenen Portefeuille einen regelrechten Friedhof mit sogenannten Depotleichen anzulegen. Eine Investition, welche nur als kurzfristige Spekulation angedacht war, wird somit gerne zur langfristigen Anlage.
Anleger, die ihre Loser-Aktien, frei nach dem Motto: Dum spiro spero, für ewig im Depot verweilen lassen und auf einen baldigen Turnaround hoffen, verpassen nicht nur unzählige neue Chancen am Kapitalmarkt, sondern subventionieren indirekt auch ein wahrscheinlich sehr unfähiges Management und ein schlechtes Geschäftsmodell.
"Der Markt hat immer Recht"
Das durchaus sehr umstrittene Sprichwort: "Der Markt hat immer Recht" teilt die große Masse der Kapitalanleger in zwei Gruppen von Befürwortern und Gegnern der Markteffizienzhypothese. Während der Nobelpreisträger Eugene Fama diese Behauptung natürlich sofort unterschreiben würde, hätten einige aktive Fondsmanager sicherlich ihre Probleme mit der Aussage.
Grundsätzlich kann man jedoch davon ausgehen, dass sich die Aktienkurse der großen globalen Bluechip-Unternehmen immer höchst informationseffizient verhalten.
"Hin und her macht Tasche leer"
Nach einer Reihe von sinnvollen und weniger sinnvollen Börsenweisheiten, beschreibt das Sprichwort, "Hin und her macht Tasche leer", endlich einen Umstand, welcher, außer für hoch profitable Trader, ausnahmslos für jeden Anleger gilt. Denn häufige Transaktionen an der Börse kosten nicht nur viel Geld, sie schmälern nachweislich auch die langfristige Performance.
Pierre Bonnet / finanzen.at
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