Internet der Dinge |
30.08.2015 09:35:47
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Die Revolution der Vernetzung
Wir sind online. Immer. Überall. Und nicht nur wir. Ihre Waschmaschine kann neuerdings mit Ihrem Trockner sprechen, und Ihr Fernseher plaudert mit dem Tablet. Das sogenannte Internet der Dinge revolutioniert unsere Welt. Täglich ist von neuen vernetzten Geräten zu lesen. Das Internet der Dinge eröffnet neue Geschäftsfelder - auch für die Versicherungsbranche.
Bei allem Fortschritt darf ein Aspekt nicht übersehen werden. Für alle Nutzer moderner Technologien gewinnt ein Faktor zunehmend an Bedeutung: Vertrauen. Wer sich, sein Heim und sein Auto vernetzt, gibt Daten preis. Wenn Kunden einem Unternehmen nicht vertrauen, werden sie ihm auch keine sensiblen Daten überlassen. Deshalb ist es mehr als eine Frage der Ethik, restriktiv mit Kundendaten umzugehen.
Doch worum geht es beim Internet der Dinge? Der britische Technikpionier Kevin Ashton benutzte 1999 als erster den Begriff des "Internet of Things". Ashton entwarf die Vision von Computern, die die reale Welt begreifen und eigenständig Informationen beschaffen.
Das Internet der Dinge steht für eine technische Revolution; die Revolution der Vernetzung. In Alltagsgegenstände - vom Thermostat bis zum Rasenmäher - werden kleinste, miteinander über Funk kommunizierende Mikroprozessoren eingebaut. Diese können mithilfe von Sensoren ihre Umgebung wahrnehmen, Informationen verarbeiten und weitergeben. Geräte werden zu intelligenten Objekten. Aktuellen Prognosen zufolge werden im Jahr 2020 bereits 26 bis 33 Milliarden Objekte mit dem Internet verbunden sein.
Privatpersonen, Gesetzgeber, Industrie und auch Versicherer konfrontiert die Revolution der Vernetzung mit einer Reihe von Herausforderungen. Dem Datenschutz muss Genüge getan und die größtmögliche Sicherheit in der Cyberwelt gewährleistet werden. Versicherer brauchen Lösungen und Produkte, die zur veränderten Lebenswelt ihrer Kunden passen. Das beginnt mit der Versicherung für das Smartphone, falls es zu Bruch geht und endet mit dem Angebot an Firmen, sich gegen Schäden abzusichern, die Hacker anrichten können.
Das Internet der Dinge verspricht ein gigantisches Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig steht den Unternehmen jedoch ein tiefgreifender Wandel bevor: Die Grenzen zwischen Kategorien wie "Dienstleister", "produzierendes Gewerbe" oder "Logistik" lösen sich auf. Was bleibt, sind digitale Unternehmen, die sich den Wünschen ihrer Kunden - seien es nun Menschen oder Maschinen - anpassen.
Im Internet der Dinge bilden sich als große Trends Connected Car, Connected Home und Connected Self heraus. Themen, die auch für die Versicherungsbranche interessant sind. Auf der Basis von internationalen Studien lässt sich hochrechnen, dass im Jahr 2020 weltweit über zehn Millionen Autos, die bei der Allianz versichert sind, mit dem Internet verbunden sein werden. 60 Millionen unserer Kunden nutzen dann Smart-Home-Technologien und 40 Millionen tragen ein sogenanntes Wearable.
Connected Car: Wenn Autos ständig im Netz sind
Dieser Teil der Zukunft ist schon fast Realität. In wenigen Jahren werden alle Autos, die vom Fließband rollen, mit dem Internet verbunden sein. Telematik-Tarife sind in anderen Ländern längst gang und gäbe, nun nehmen sie auch in Deutschland Fahrt auf. Es geht darum, einen Tarif anzubieten, der auf das Fahrverhalten der Kunden zugeschnitten ist. Wer häufig nachts fährt, ist statistisch gesehen öfter in Unfälle verwickelt. Dies ist nur eines der Merkmale, die in einen Telematik-Tarif einfließen.Die Allianz hat das Thema "Pay-as-you-drive-Tarif" im Rahmen von mehreren Testfeldern untersucht, den Autoversicherungsmarkt intensiv beobachtet und auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse beschlossen, 2016 einen Telematik-Tarif einzuführen. Wir von der Allianz sind davon überzeugt, dass die deutschen Autofahrer bereit sind, einen Telematik-Tarif anzunehmen - sofern sie dem Unternehmen vertrauen, das hinter dem Tarif steht.
Connected Home: Nachrichten vom Geschirrspüler
Die Deutschen sind fasziniert vom Thema Smart Home. Waschmaschinen, die sich per Smartphone steuern lassen. Geschirrspüler, die eine Nachricht schicken, wenn der Klarspüler nachgefüllt werden muss. Ein deutsches Traditionsunternehmen bietet mittlerweile mehr als 400 vernetzte Haushaltsgeräte. Ihre Rasierklingen gehen zur Neige? Ersatz können Sie per Knopfdruck ordern, von Ihrem Badezimmer aus.Längst umfasst die Smart-Home-Technologie auch das Gebäude. So registrieren Sensoren, ob ein Fenster offen steht oder ob die Waschmaschine leckt. Analog zu den Telematik-Tarifen in der Kfz-Versicherung sind in der Versicherungsbranche "Pay-how-you-live-Tarife" denkbar, von denen Kunden profitieren, die Risiken in den eigenen vier Wänden durch eine entsprechende Technik minimieren. Noch hält sich die tatsächliche Nutzung dieser Technologien in Grenzen. Dabei mag der Preis eine Rolle spielen. Doch auch beim Thema Smart Home sind die Deutschen sehr sensibel für den Datenschutz.
Connected Self: Wie viele Schritte hast Du heute getan?
An immer mehr Handgelenken finden sich Wearables. Groß im Gespräch sind Fitnessarmbänder, die unter anderem aufzeichnen, wie viele Schritte der Träger jeden Tag tut. In der Allianz läuft gerade ein Test mit 400 deutschsprachigen Mitarbeitern, die in verschiedenen Gesellschaften arbeiten. Sie nehmen den "Health Coach" in Anspruch. Der ist nicht einfach nur eine App, sondern ein personalisierter Service. Medizinisches Fachpersonal berät die Teilnehmer am Telefon. Die Coaches legen mit ihren "Patienten" die Ziele fest und besprechen zahlreiche Themen von Ernährung bis zur passenden Sportart.Das Coaching soll nicht nur Spaß machen, sondern dient der Prävention. Die Teilnehmer erhalten ein innovatives Wearable, greifen auf Apps und eine Webseite zu. Auf zwölf Wochen Coaching folgt eine eigenständige Weiterführung des individuellen Programms, unterstützt durch Technologie.
Versicherung goes Gesundheitsdienstleister. Die Branche durchläuft eine Transformation: weg vom Kostenregulierer, hin zum Dienstleister. Wobei: In einem digitalen Unternehmen sind alle Grenzen fließend.
Kurzvita
Andreas Nolte
IT-Chef der Allianz Deutschland
Der promovierte Informatiker Andreas Nolte arbeitet seit 1999 bei der Allianz. Seit 2011 ist er Chief Information Officer (CIO) des Versicherungskonzerns.Die Allianz Deutschland ist in den Bereichen Schaden-, Unfall-, Leben- und Krankenversicherung tätig. Mit knapp 30 000 Mitarbeitern erwirtschaftete sie 2014 einen Umsatz von 32 Milliarden Euro. Von 2014 bis 2017 investiert das Unternehmen rund 200 Millionen Euro in die Digitalisierung.

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