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Rekordniveau 2026 im Blick 06.03.2024 17:52:00

DHL-Aktie gibt kräftig ab: Stabile Dividende nach Gewinneinbruch - Aussichten auf 2024 und 2026

DHL-Aktie gibt kräftig ab: Stabile Dividende nach Gewinneinbruch - Aussichten auf 2024 und 2026

Eine breite konjunkturelle Erholung lässt nämlich weiterhin auf sich warten, wie das Unternehmen am Mittwoch in Bonn mitteilte. Erst für die zweite Hälfte des Jahrzehnts erwartet Vorstandschef Tobias Meyer im besten Fall wieder ein Ergebnis nahe dem Rekordniveau von 2022. Trotz eines überraschend deutlichen Gewinneinbruchs im vergangenen Jahr sollen die Anteilseigner eine stabile Dividende erhalten. Außerdem will Meyer die Aktienrückkäufe verlängern und aufstocken.

Damals hatte der Konzern zwar seine Ziele für den operativen Gewinn der Jahre 2023 und 2025 gesenkt. In der Telefonkonferenz mit Analysten hatte sich das Management dabei aber zum Schlussquartal noch ermutigend geäußert und in Aussicht gestellt, dass die gesenkten Prognosen insbesondere auf die nur etwas verzögerte Erholung der Konjunktur zurückzuführen sei.

Doch bislang ist eine Besserung nicht eingetreten, stattdessen dauert der Lagerabbau bei den Unternehmen wegen der schwachen Konjunktur an. Erst, wenn dieser ein Ende hat, dürften die Transportmengen zwischen Unternehmen wieder wachsen - und die Geschäfte bei DHL besser laufen.

Für 2026 rechnet DHL-Chef Meyer mit einem operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 7,5 bis 8,5 Milliarden Euro. Analysten hatten durchschnittlich nur das untere Ende der Spanne erwartet. Im besten Fall würde der Konzern damit sein Rekordergebnis von gut 8,4 Milliarden des Jahres 2022 übertreffen.

Momentan aber läuft die Erholung des Welthandels noch schleppend. "Auch 2024 werden uns große Unsicherheitsfaktoren wie die Volatilität in der Nachfrage und geopolitische Krisen erhalten bleiben", sagte Meyer. Für die erste Jahreshälfte erwartet er weiter keinen breiten konjunkturellen Aufschwung, sondern teilweise noch weiter sinkende Transportmengen.

Für die zweite Jahreshälfte erwartet Meyer dann eine positivere weltwirtschaftliche Dynamik als im Vorjahr. Im Gesamtjahr 2024 soll der operative Gewinn 6 bis 6,6 Milliarden Euro erreichen. Damit würde DHL lediglich in der oberen Hälfte der Spanne besser abschneiden als vergangenes Jahr.

Im vergangenen Jahr verbuchte DHL einen noch stärkeren Gewinneinbruch als erwartet. Der Überschuss sackte um fast ein Drittel auf knapp 3,7 Milliarden Euro ab. Im Tagesgeschäft verdienten die Bonner vor Zinsen und Steuern mit gut 6,3 Milliarden Euro rund ein Viertel weniger als im Rekordjahr 2022. Analysten hatten im Schnitt mehr als 6,4 Milliarden Euro erwartet. Dennoch will die Post eine stabile Dividende von 1,85 Euro je Aktie ausschütten.

Bereinigt um Sondereffekte liege das operative Ergebnis noch deutlicher unter den durchschnittlichen Markterwartungen, stellte Branchenexperte Samuel Bland von der US-Bank JPMorgan fest. Zu den Einmaleffekten zählen unter anderem Kosten für das Vorruhestandsprogramm im heimischen Post- und Paket-Geschäft, sowie Erträge aus dem nun komplett konsolidierten Geschäft in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Die Bonner hätten in allen Bereichen schwach abgeschnitten, schrieb Bland in seiner ersten Reaktion auf das Zahlenwerk. Seine Kollegen vom US-Analysehaus Bernstein Research verwiesen auf ein schwaches Schlussquartal des margenstarken Geschäfts mit zeitkritischen Sendungen. Es machte auch im vergangenen Jahr wieder rund die Hälfte des operativen Konzernergebnisses aus.

Finanzchefin Melanie Kreis berichtete in diesem Zusammenhang in einer Telefonkonferenz mit Analysten von einem Ungleichgewicht der Handelsströme, die die Rentabilität des Express-Netzwerks im vierten Quartal beeinträchtigt habe. So musste DHL Transportkapazitäten bei Drittanbietern teuer einkaufen, um die starke Nachfrage für zeitkritische Sendungen aus Asien bedienen zu können. Gleichzeitig war die Auslastung im asiatischen Inland, sowie dem wichtigen europäischen Markt schwach.

Allgemein sei die klassische Hochsaison zum Ende des Jahres im Endkunden-Geschäft durchaus zu spüren gewesen, berichtete das Management. Eine Besserung im Geschäftskunden-Bereich lasse aber nach wie vor auf sich warten. Und auch im neuen Jahr sei bislang keine signifikante Erholung der Sendungsmengen zu beobachten.

Am Mittwoch bereitete der Vorstand zudem Spekulationen ein Ende, die sich in den vergangenen Monaten rund um die Übernahme der Deutschen-Bahn-Tochter Schenker entsponnen hatten. Die Bonner werden ihren Hut nicht in den Ring werfen. "Die Schenker-Hochzeit scheint im Vollzug zu sein, aber wir sind nicht der Ehemann", sagte Konzern-Lenker Meyer am Mittwochmorgen dem TV-Sender CNBC.

Für DHL liege der Fokus weiter auf Käufe, die das Geschäft strategisch ergänzen könnten, hieß es in der Präsentation zur Analystenkonferenz. Deshalb habe man sich bewusst gegen eine Teilnahme am Schenker-Übernahmeprozess entschieden. Analyst Patrick Creuset von Goldman Sachs verwies in diesem Zusammenhang auch auf Aussagen der Konzernspitze, dass es nur ein begrenztes Budget für ergänzende Übernahmen gebe.

Die Wartezeit auf Briefe wird sich 2025 verlängern

Der Briefversand wird in Deutschland ab dem nächsten Jahr länger dauern als bisher. Das zuständige Vorstandsmitglied des Post-Konzerns DHL, Nikola Hagleitner, sagte am Mittwoch in Bonn, dass man ab Januar 2025 mit neuen staatlichen Regeln rechne. Diese Regeln sollen den Zeitdruck bei der Briefbeförderung abschwächen. Man werde aber nicht sofort umstellen auf eine "maximale Laufzeitverlängerung", sondern dies schrittweise tun. Bisherige Betriebsabläufe würden entsprechend geändert. "Wir wollen die Flexibilität über die nächsten Jahre ausdehnen."

Bisher ist die Deutsche Post, wie sich der global operierende Konzern DHL in seinem inländischen Stammgeschäft nennt, dazu verpflichtet, mindestens 80 Prozent der heute eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag zuzustellen, inklusive Samstag. 95 Prozent müssen am übernächsten Werktag beim Empfänger sein. Diese Regel stammt noch aus den 90-er Jahren, als das Internet nur eine Nebenrolle spielte. Inzwischen ist die Nachfrage nach Briefen rapide gesunken, da die Menschen auf digitale Kommunikation setzen, ob Mails oder Chats.

Derzeit sitzt die Politik an der Reform des Postgesetzes, das in wesentlichen Teilen seit 1998 unverändert gilt. Die Novelle soll zwar erst im Frühjahr abgeschlossen sein. In der Politik ist es aber schon jetzt weitgehend Konsens, die Brief-Zeitvorgaben angesichts der veränderten Nachfrage abzuschwächen. Künftig sollen 95 Prozent der heute eingeworfenen Briefe erst drei Werktage später da sein.

Die neuen Laufzeitvorgaben würden aber nicht schon bei Inkrafttreten des Gesetzes gelten, vielmehr hängen sie mit dem üblichen, alle drei Jahre durchgeführten Portoverfahren der Bundesnetzagentur zusammen - und das greift zum Januar 2025. Ab diesem Zeitpunkt darf die Post aller Voraussicht nach ein höheres Porto nehmen und den verminderten Laufzeitvorgaben folgen. Es wird also teurer, einen Brief zu verschicken, und es wird im Schnitt länger dauern, bis das Schreiben im Briefkasten ist.

Wem es wichtig ist, dass ein Brief möglichst schnell da ist, der kann allerdings einen sogenannten Prio-Brief aufgeben. Den gibt es schon jetzt, er führt aber ein Nischendasein und kostet einen Aufschlag von 1,10 Euro. Was diese Sendungsart künftig kostet, ist noch unklar.

Vorständin Hagleitner machte nun klar, dass man bezüglich der Umsetzung der neuen Vorgaben nichts überstürzen wolle. "Wir haben noch einiges an Betriebsabläufen anzupassen, darum wird es keine harte Umstellung von einem Tag auf den anderen werden."

Der Konzernbereich spielt in dem global tätigen Konzern mit seinen rund 594 000 Vollzeitstellen nur noch eine Nebenrolle: Die Brief- und Paketbeförderung im Inland macht circa ein Fünftel der Konzernumsätze aus. Beim operativen Ergebnis ist es nur etwa ein Siebtel - das Stammgeschäft ist also deutlich weniger profitabel als andere Konzernbereiche.

Die Postgesetz-Reform soll die einstige Bundespost nun von einem Teil ihres Kostenballastes im Stammgeschäft befreien. Dazu gehören Nachtflieger, die noch immer zur Briefbeförderung eingesetzt werden. Das liegt an besagtem regulatorischen Zeitdruck - von montags bis freitags fliegen drei Maschinen zwischen Hannover und München, Hannover und Stuttgart sowie Stuttgart und Berlin hin und zurück, an Bord ausschließlich beladen mit Briefen. Das gilt auch in puncto Klimaschutz als fragwürdig. Ende März soll damit Schluss sein.

Der am Mittwoch vorgelegte Geschäftsbericht zeigt starke Bremsspuren im Briefgeschäft, das gewissermaßen die Wurzel der Post ist. Die Sendungsmenge sank im vergangenen Jahr Firmenangaben zufolge um 5,6 Prozent auf rund 12,6 Milliarden. 2022 war es nur ein Minus von 0,3 Prozent gewesen, in den Jahren davor hatte sich der Rückgang in der Spanne von 2 bis 3 Prozent bewegt. Die Nachfrage nach Paketen steigt hingegen, 2023 beförderte DHL in Deutschland rund 1,7 Milliarden solcher Sendungen und damit 3,8 Prozent mehr als 2022. Der Logistiker ist im Brief- und Paketgeschäft Marktführer in Deutschland.

Schwacher Ausblick setzt DHL Group unter Druck

Schwache Zahlen und ein enttäuschender Ausblick haben die Aktie des Logistikkonzerns DHL Group am Mittwoch weiter unter Druck gebracht. Mit einem Kursabschlag im XETRA-Handel von 6,28 Prozent auf 39,07 Euro war sie nicht nur das Schlusslicht im DAX. Sie weitete auch ihren Kursverlust vom Vortag aus und sackte auf den tiefsten Stand seit Mitte November.

Der Großteil der Erholungsgewinne seit November ist damit wieder Geschichte. Damals hatte der Konzern zwar mit dem Zahlenwerk zum dritten Quartal 2023 seine Ziele für den operativen Gewinn der Jahre 2023 und 2025 gesenkt. In der Telefonkonferenz mit Analysten hatte sich das Management damals aber zum Schlussquartal ermutigend geäußert. Zudem wurden die gesenkten Prognosen insbesondere auf die lediglich etwas verzögerte Erholung der Konjunktur zurückgeführt. Das hatte bei der DHL-Aktie eine Erholungsrally ausgelöst.

Im noch jungen Jahr 2024 steht nun aber für die Aktien der DHL Group derzeit ein Kursverlust von knapp 13 Prozent zu Buche. Damit ist DHL nach RWE und Bayer die bislang am schlechtesten gelaufene Aktie im deutschen Leitindex ist.

Noch vor dem Quartalsbericht hatte sich am Dienstag Analyst Sumit Mehrotra von der Societe Generale kritisch geäußert und seine Kaufempfehlung gestrichen. Erst eine gesamtwirtschaftlich angetriebene Erholung der Sendungsmengen beim Logistikkonzern dürfte dem DHL-Papier neue Kurstreiber bescheren, hatte er geschrieben. An diesem Mittwoch untermauerten das Zahlenwerk und der Ausblick der DHL Group Mehrotras Einschätzung zur Entwicklung der Sendungsmengen.

Bereinigt um Sondereinflüsse liege das operative Ergebnis des Logistikkonzerns fast 12 Prozent unter der vom Unternehmen erhobenen durchschnittlichen Analystenschätzungen, monierte Branchenexperte Samuel Bland von der US-Bank JPMorgan. Auch das derzeitige Geschäft scheine schwach. Es werde vor allem von einer fehlenden Erholung der Sendungsmengen im Geschäft zwischen Unternehmen belastet.

Analyst Andy Chu von der Deutschen Bank verwies ebenfalls darauf, dass es keinerlei Anzeichen einer Erholung im B2B-Bereich gebe und auch keine Signale, dass Unternehmen ihre Lagerbestände wieder auffüllten, was gut für die Transportmengen wäre. Erst aber, wenn dies wieder geschehe, dürfte es zu einer Neubewertung der Aktie kommen, ist auch er überzeugt. Die vorgelegten Zahlen enttäuschen seinen Worten zufolge, zumal DHL im November die Unternehmensziele gesenkt hatte und diese nun trotzdem deutlich unter den durchschnittlichen Markterwartungen lägen.

Unter den Experten gab es trotz aller Enttäuschung über verfehlte Erwartungen auch solche, die Positives an diesem Tag fanden. Dass sich DHL, wie jetzt offiziell mitgeteilt, nicht am Bieterwettbewerb für DB Schenker beteiligen wolle, dürfte am Markt mit Erleichterung aufgenommen werden, schrieb etwa Analyst Johannes Braun von der Investmentbank Stifel.

Und sein Kollege Patrick Creuset von Goldman Sachs äußerte sich positiv über die Barmittelverwendung: "Der wichtigste Pluspunkt war die klare Botschaft zur Kapitalallokation", schrieb er. So bleibe die Dividende mit 1,85 Euro je Aktie stabil und das Rückkaufprogramm steige von 3 Milliarden zwischen 2022 und 2024 auf 4 Milliarden Euro zwischen 2022 und 2025. Obendrein sei eine klare Botschaft in Sachen Fusionen & Übernahmen kommuniziert worden, nämlich etwa, dass es nur ein begrenztes Budget für ergänzende Übernahmen gebe.

BONN / FRANKFURT (dpa-AFX)

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Bildquelle: AIF,Erasmus Wolff / Shutterstock.com,Deutsche Post

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