04.06.2015 17:15:47
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Deutschland will in Elmau für Zwei-Grad-Klimaziel kämpfen
Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Im Kampf gegen die Aufheizung der Welt will Deutschland von den G7-Partnern am Wochenende klare Zusagen: Um den Klimawandel halbwegs beherrschbar zu halten, darf sich die Erde nicht mehr als 2 Grad gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung erwärmen. Dieses Bekenntnis sollen die sieben mächtigsten Industrieländer auf dem Gipfel in Elmau geben.
Die deutschen Diplomaten arbeiten mit Hochdruck daran, dass das Ziel in die gemeinsame Gipfel-Erklärung kommt, wie ein an den Diskussionen beteiligter Teilnehmer am Donnerstag sagte. Rückendeckung haben sie dabei von der Kanzlerin. "Ich glaube, wir sollten in Elmau das Jahr 2050 in den Blick nehmen und uns möglichst ambitioniert zu einer CO2-Reduktion verpflichten", sagte Angela Merkel nur einen Tag zuvor. Die CDU-Chefin und Gastgeberin wurde sogar noch deutlicher. Das Bekenntnis zum Zwei-Grad-Ziel sei "das Mindeste", erklärte sie in einer Rede beim Rat für Nachhaltige Entwicklung.
Doch Merkels Sherpas, die die Kärrnerarbeit mit den Vertretern anderer Nationen schultern müssen, bleiben vorsichtig. Es sei nicht ausgemacht, dass wirklich alle G7-Partner das Zwei-Grad-Ziel mittrügen, hieß es in Berlin.
Keine Probleme, ihre Unterschrift unter das Klima-Bekenntnis zu setzen, haben die Staats- und Regierungschefs aus Europa. Neben Merkel sind das der britische Premier David Cameron, Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi und der französische Staatschef Francois Hollande. Letzterer hat sogar ein großes Interesse daran, weil er im Dezember die Weltgemeinschaft zur großen Klimakonferenz in Paris empfängt. Das Treffen soll den Durchbruch dafür bringen, dass sich jedes Land Obergrenzen für den Ausstoß von Kohlendioxid gibt.
Anders sieht es bei Gästen aus Nordamerika und Asien aus. Die USA sind neben China die größten Luftverschmutzer auf dem Globus und haben im vergangenen Jahr erstmals verbindliche Vorgaben präsentiert, wie viel weniger CO2 sie in die Atmosphäre jagen wollen. Kanada will erst im Sommer seine Klimaschutzziele vorlegen und es ist unklar, ob Premierminister Stephen Harper vorgreifen und sein Land damit festnageln will.
In Japan tobt derweil ein heftiger Streit um die richtige Energiepolitik. Der konservative Regierungschef Shinzo Abe will die Atomkraftwerke des Inselstaates wieder hochfahren, die nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima vom Netz genommen wurden. In der Folge musste Japan mehr Kohle und Öl importieren, um genügend Strom erzeugen zu können. Der Atomstrom würde die Klimabilanz Japans zwar verbessern, ist aber in der Bevölkerung hoch umstritten. Ende April hat die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt neue CO2-Minderungsvorgaben vorgelegt. Bis 2030 sollen die Emissionen gegenüber 2013 um 26 Prozent gedrückt werden. Im Vergleich zur EU ist das nur ein schwacher Wert.
Nach Einschätzung von vier wissenschaftlichen Instituten, die zusammen den Climate Action Tracker (CAT) berechnen, genügen die Anstrengungen der G7 nicht - selbst wenn die Europäer engagierter sind. Demnach müssten die angekündigten Einsparungen mindestens drei Mal so groß sein, um die Zwei-Grad-Marke ansteuern zu können. "Diese Lücke zeigt uns, dass die G7 und die EU bei ihrer Klimapolitik sofort umsteuern müssen", sagte Bill Hare von Climate Analytics, einem der beteiligten Institute. Vor der Konferenz in Paris müssten daher deutlich höhere Zusagen auf den Tisch gelegt werden.
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June 04, 2015 10:45 ET (14:45 GMT)
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