16.02.2015 11:21:00

Deutsche-Wohnen-Finanzchef: conwert-Restrukturierung kostet Geld

Der deutsche Immobilienkonzern Deutsche Wohnen setzt mit der geplanten Übernahme der ebenfalls stark in Deutschland engagierten conwert seine Einkaufstour fort und will bei den Österreichern "klar die unternehmerische Führung übernehmen", wie Finanzvorstand Andreas Segal zur APA sagte. Es sei notwendig, die conwert einer Restrukturierung zu unterziehen - das koste Geld.

Aus eigener Kraft, so die Bieter, könnte sich conwert nicht restrukturieren.

Insofern sei der Preis von 11,50 je Aktie, den man den conwert-Aktionären bietet, ein fairer Preis. Es sei richtig, dass der Buchwert höher sei. Aber man müsse auch die Restrukturierung einpreisen, verteidigte sich der Finanzchef der Deutschen Wohnen gegen entsprechende Kritik. Die 11,50 Euro seien "weit über dem, was conwert in den letzten Jahren als Aktienkurs gesehen hat", so Segal.

Deutsche Wohnen will für die Übernahme von conwert bis zu 1,15 Mrd. Euro hinblättern: "Wenn wir 100 Prozent der Aktien für 11,50 Euro erwerben würden, macht das 950 Mio. Euro. Parallel übernehmen wir die Wandelanleihen von conwert", erklärte Segal.

Wie der deutsche Konzern am Sonntagabend bekanntgab, will er ein Übernahmeangebot für 51 Prozent der conwert-Aktien legen. Mehr als ein Viertel hat sich Deutsche Wohnen schon gesichert, denn die größten conwert-Aktionäre, der Bauindustrielle Hans Peter Haselsteiner und die Familie Ehlerding haben bereits zugesichert, ihre Anteile abzugeben. Haselsteiners Familienstiftung HFP wird 19 Prozent verkaufen und sich noch 5,1 Prozent behalten, Ehlerding seine 6,6 Prozent abtreten, davon 1,2 Prozent in der Nachfrist.

Das Übernahmeoffert steht unter der Bedingung, dass Deutsche Wohnen mindestens 50 Prozent plus eine Aktie angedient bekommt. Laut Segal ist man auch schon im Gespräch mit weiteren institutionellen conwert-Investoren, die auch bei der Deutsche Wohnen investiert sind. Das sind etwa Fidelity und Blackrock sowie ein norwegischer Staatsfonds und ein holländischer Pensionsfonds.

Die konkreten Angebotsunterlagen für die conwert-Aktionäre will Deutsche Wohnen Mitte März veröffentlichen. Dann gibt es eine erste Annahmefrist von vier Wochen. "Da sehen wir, ob die Mindestannahmequote erreicht wurde", so Segal. Im Anschluss gibt es noch einmal eine dreimonatige Nachfrist.

Mit dem Management der conwert hat Deutsche Wohnen im Vorfeld nach eigenen Angaben nicht gesprochen. "Für uns war es wichtiger, dass wir in die Transaktion mit dem Support der Mehrheitsaktionäre hineinstarten", so Segal. Ziel der Deutschen ist es jedenfalls, Personen in der Führungsebene der österreichischen Firma auszutauschen. "Wir wollen die Führung bei conwert übernehmen, das wird Auswirkungen auf Management und Verwaltung haben", stellte der deutsche Manager klar.

Die Führung von conwert steht schon seit einigen Monaten in der Kritik von Aktionären, so hat der "Börsenrebell" Alexander Proschofsky mehrfach moniert, dass die conwert-Manager zu wenig Immobilienkenntnis hätten und der Einfluss von Haselsteiner zu groß sei. Auch Miteigner Klaus Umek (Petrus Advisers) sparte zuletzt nicht mit Kritik.

Deutsche Wohnen und conwert kämen gemeinsam auf 175.000 Wohneinheiten, davon sind 98 Prozent in Deutschland, sagte Segal. conwert hat die meisten seiner insgesamt 31.000 Immobilien in Deutschland, nämlich 25.000 Wohneinheiten. Deutsche Wohnen kommt auf fast 150.000 Immobilien.

Gemeinsam hätten die Deutschen und die Österreicher ein Immobilienvermögen von 11,8 Mrd. Euro, davon 1 Mrd. Euro an Gewerbevermögen, "von denen wir die Hälfte verkaufen werden", so Segal. Die conwert-Tochter ECO Business will Deutsche Wohnen später verkaufen, ebenso das noch verbleibende Portfolio der conwert in Osteuropa. ECO ist auf Einzelhandelsimmobilien spezialisiert, hauptsächlich befinden sich diese in Österreich.

In der deutschen Immobilienbranche kommt es gerade zu einer Konsolidierungswelle. Marktführer ist Deutsche Annington, der im Dezember bekanntgegeben hat, die Rivalin Gagfah zu schlucken. Gemeinsam kommen die beiden auf 350.000 Wohnungen in Deutschland. Deutsche Wohnen wiederum hat bereits die Konkurrentin GSW geschluckt. Die conwert-Übernahme will der Konzern mit einem Brückenkredit über 900 Mio. Euro finanzieren.

Segal sieht sich als "starker Partner" für conwert. Die Österreicher hätten selbst nicht die Kraft, sich zu restrukturieren. Die Aktie notiere deutlich unter dem Substanzwert des Unternehmens (NAV, Net Asset Value), das Handelsvolumen der conwert-Aktie an der Börse sei "deutlich unterdurchschnittlich", was eine Kapitalerhöhung schwierig machen.

Die conwert-Aktie sprang am Montag in den ersten Handelsstunden um 8 Prozent auf 11,89 Euro hoch.

(Schluss) snu/rf

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