18.05.2016 14:13:50

Deutsche-Post-Aktionäre bleiben kritisch mit Blick auf Fracht-Sparte

   Von Ilka Kopplin

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die Fracht-Sparte der Deutschen Post bleibt für Aktionäre ein Grund zur Kritik. "Das ist gar nicht schön, was da bei Global Forwarding passiert ist", sagte Marc Tüngler von der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in seiner Rede auf der Hauptversammlung am Mittwoch.

   Die Post hatte im vergangenen Jahr erhebliche Probleme in der Fracht-Sparte Global Forwarding+Freight. Im Jahr 2012 war mit der Implementierung der IT-Infrastruktur NFE begonnen worden. Sie sollte die Sparte eigentlich effizienter und profitabler machen, musste jedoch wegen Problemen bei der Umsetzung und Implementierung rückabgewickelt werden, was im vergangenen Jahr hohe Rückstellungen und Abschreibungen verursacht hatte. Die Post musste deshalb im Herbst die eigene Prognose ein zweites Mal kappen.

   "In der Sparte Global Forwarding wurde offensichtlich nicht aufgepasst", sagte deshalb auch Aktionärsvertreter Hans Martin Buhlmann von der Vereinigung insitutioneller Privatanleger (VIP) mit Blick auf die hohen Abschreibungen, die im vergangenen Jahr für das alte System angefallen waren.

   "Wie sehr hat uns das zurückgeworfen", fragte auch Aktionärsverterter Tüngler, und wie lange sei die Post nun mit der Umsetzung der neuen Systeme in der Sparte noch beschäftigt, sagte er weiter.

   In der Umsetzung habe man an zu vielen Hebeln auf einmal gezogen, gestand Konzernchef Frank Appel mit Blick auf die alte IT-Struktur ein. Heute wisse man, dass damit alle überfordert gewesen seien. "Wir gehen nun schrittweise vor", sagte der Manager. Manche Systeme würden ersetzt, andere würden weiterentwickelt.

   Man greife auf eine Kombination verschiedener Systeme zurück, anstatt eine Standard-Software überall einführen zu wollen, sagte Appel. "Das wird uns noch Jahre kosten", sagte der CEO mit Blick auf die Implementierung der neuen IT. Es sei jedoch zu früh, um zu sagen, wie lange es noch dauern werde.

   Mehrere Aktionärsvertreter fragten ob der hohen Kosten deshalb nach, ob die Post von den vorherigen IT-Anbietern Schadensersatz fordere. "Wir haben uns mit den involvierten Dienstleistern geeinigt. Wir haben darüber jedoch Stillschweigen vereinbart", sagte Appel, ohne konkreter zu werden.

   Man sei nun aber mit der Fracht-Sparte wieder auf dem richtigen Weg. Er glaube, dass die Sparte "deutlich" wachsen und künftig auch zum Wettbewerb aufschließen könne, sagte der Konzernchef. Er sei zuversichtlich, "dass wir die Lücke zu Kühne+Nagel bis 2020 schließen können", sagte Konzernchef Appel. Dafür hat sich die Post nun auch personell neu aufgestellt.

   Am Mittwochmorgen hatte der Konzern mitgeteilt, dass Tim Scharwath künftig im Vorstand das Frachtgeschäft verantworten soll. Scharwath kommt vom Wettbewerber Kühne+Nagel, bei dem er seit dem Jahr 2011 in der Geschäftsleitung für die globale Luftfracht zuständig ist.

   Scharwath wird seinen Posten als Chef des Bereichs DHL Global Forwarding, Freight in den nächsten zwölf Monaten antreten. Auch das sorgte für Kritik. Aktionärsvertreter Tüngler fragte nach, warum der Manager erst innerhalb des nächsten Jahres seinen neuen Job antrete, ob er nicht früher kommen könne oder wolle.

   "Er hat bei Kühne+Nagel gekündigt", bekräftigte auf der Hauptversammlung der Aufsichtsratsvorsitzende Wulf von Schimmelmann. Scharwath habe jedoch eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten. Derzeit müsse geklärt werden, wann er konkret ausscheiden könne, sagte der Kontrolleur weiter. Bis dahin bleibe CEO Frank Appel verantwortlich für diese Sparte.

   Auf der Hauptversammlung sagte Appel, dass Scharwath dem Geschäft "weitere Dynamik" verleihen werde. Aufsichtsratschef von Schimmelmann sagte, der Manager habe langjährige Erfahrung im internationalen Frachtgeschäft.

   Deutsche Post-Chef Appel bleibt für die schwächelnde Fracht-Sparte derweil optimistisch. "Der Speditionsmarkt bleibt schwierig, aber ich blicke mit Zuversicht in die Zukunft", sagte der Manager. Nach schwachen Jahren habe sich im vierten Quartal vergangenen Jahres eine Trendwende in der Sparte gezeigt, die sich im ersten Quartal bestätigt habe. Die Deutsche Post hatte in der vergangenen Woche Ergebnisse für das erste Quartal vorgelegt. Die Post bestätigte am Mittwoch, wie schon in der Vorwoche, die Prognose für das aktuelle Jahr sowie das Jahr 2020.

   Kontakt zum Autor: ilka.kopplin@wsj.com

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