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Keine Ende in Sicht? 17.04.2023 22:47:00

Deshalb könnte womöglich selbst eine Rezession die hohe Inflation nicht stoppen

Deshalb könnte womöglich selbst eine Rezession die hohe Inflation nicht stoppen

• US-Inflationsrate sinkt im März
• Fed signalisiert Ende der Zinserhöhungen und erwartet "milde Rezession"
• Rezession muss nicht unbedingt zum Rückgang der Inflation führen


Auch wenn es in den letzten Wochen an den Aktienmärkten tendenziell aufwärts ging, bleiben die Themen Inflation und Rezession aktueller denn je. Wie die US-Inflationsdaten für den Monat März zeigten, fiel die Teuerung im Vorjahresvergleich von zuvor 6,0 auf nun mehr 5,0 Prozent. Der Rückgang fiel dabei sogar stärker als erwartet aus. Anders sieht es jedoch aus, wenn man auf die Kerninflationsrate schaut (ohne Energie und Lebensmittel). Diese legte von zuvor 5,5 auf 5,6 Prozent zu. Allerdings war dieser leichte Anstieg erwartet worden. Es ist das erste Mal seit zwei Jahren, dass sich die Kerninflation über die Gesamtinflation schiebt. Laut VP Bank-Ökonom Thomas Gitzel gehen 50 Prozent der Inflation mittlerweile auf Mieten zurück, wie die Deutsche Presse-Agentur schreibt.

Doch auch wenn sich die Teuerung noch immer auf einem hohen Niveau befindet, hat die US-Notenbank in ihrem jüngsten Sitzungsprotokoll durchblicken lassen, dass sich der Zinserhöhungszyklus seinem Ende nähert. Zuletzt hatte die Federal Reserve im März die Leitzinsen erneut um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent erhöht - trotz Bankenkrise -, um ihre Entschlossenheit bei der Bekämpfung der Inflation zu unterstreichen. Nun spekulieren Anleger darüber, ob es im Mai zu einer weiteren geringen Zinserhöhung kommen oder eine Zinspause eingelegt wird, dabei ist das erklärte 2-Prozent-Ziel der Notenbanker noch nicht erreicht.

Zahlreiche Ökonomen sind mittlerweile davon überzeugt, dass sich eine durch die straffere Geldpolitik ausgelöste Rezession nicht mehr aufhalten lässt. Könnte ein solcher wirtschaftlicher Abschwung also den letzten Rest der Teuerung aus der Welt schaffen?

Darum könnte eine Rezession zu weniger Inflation führen

In der Theorie ist dieser Ansatz durchaus verständlich. Durch die striktere Geldpolitik wird dem Markt Geld entzogen, da weniger Kredite vergeben werden und diese außerdem teurer werden. Also wird weniger investiert, die Menschen kaufen weniger oder verschieben große Käufe wie den eines Hauses auf einen späteren Zeitpunkt, Firmen gehen pleite und auch die Arbeitslosigkeit steigt. All das soll dazu beitragen, dass die Inflation sinkt. Dass es im weiteren Jahresverlauf zu einer "milden Rezession" kommen wird, davon zeigte sich auch die Fed selbst in ihrem jüngsten Sitzungsprotokoll überzeugt.

Dennoch argumentiert Bloomberg-Kolumnistin Allison Schrager in einem Beitrag, dass sich der Markt durchaus nicht darauf verlassen sollte, dass die durch die strengere Geldpolitik ausgelöste Rezession auch die Inflation auf das anvisierte Niveau drücken wird. In der Wirklichkeit seien die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Teuerung nämlich nicht so geradlinig. Stattdessen seien verschiedene Szenarien denkbar.

Gefahr einer Stagflation

So sei es laut der Finanzexpertin möglich, dass eine Rezession eintritt, die Inflation aber nicht wie erwünscht nach unten geht, sondern weiterhin erhöht bleibt - so geschehen in den 70er Jahren, als es zu einer sogenannten Stagflation kam. Ein solches Szenario könnte eintreten, falls es zu einem weiteren Angebotsschock wie einem sprunghaften Energiepreisanstieg kommt. In einem solchen Fall wäre es seitens der Fed nötig, die Leitzinsen wieder zu senken, um wirtschaftliche Auswirkungen abzufedern, was die Inflation jedoch wieder befeuern würde. Schlimmstenfalls könnte also eine Rezession eintreten und gleichzeitig die Inflation hoch bleiben.

Inflation wird nicht ausreichend gesenkt

Im zweiten Szenario der Bloomberg-Kolumnistin wird die Teuerung zwar durch die Rezession gedrückt, aber nicht genug, um das 2-Prozent-Ziel der Fed zu erreichen. So ist es laut der Expertin schwer vorherzusagen, wie weit die Wirtschaftsleistung zurückgehen müsste, um die Inflation auf das gewünschte Ziel zu drücken. Der Wirtschaftswissenschaftler Jason Furman hätte zwar vor Kurzem vorgerechnet, dass im Zuge der letzten Rezessionen die Inflation zwischen null und 1,9 Prozent gesunken wäre, das wäre bei einer aktuellen Inflationsrate von fünf Prozent jedoch noch immer zu wenig. Die Fed selbst geht davon aus, dass die Arbeitslosenrate bis auf 4,6 Prozent steigen müsse, um die Teuerung ausreichend zu senken. Der Finanzprofi und ehemalige US-Finanzminister Larry Summers hatte noch im Herbst letzten Jahres jedoch vorausgesagt, dass die Arbeitslosigkeit eher auf sechs Prozent steigen müsse.

Glaubwürdigkeitsproblem der Fed

Als drittes Argument führt Schrager an, dass die US-Notenbank mittlerweile zusätzlich mit einem Glaubwürdigkeitsproblem zu kämpfen hätte. Auch wenn die Fed stets verlautet hatte, an dem 2-Prozent-Ziel festzuhalten, wird am Markt mittlerweile spekuliert, dass bald die ersten Zinssenkungen anstehen könnten. Die Entscheidungen der US-Notenbank haben jedoch mehr Gewicht, wenn die Menschen auch daran glauben, dass die Ziele der Fed rigoros durchgesetzt werden. Schließlich verhalten sich die Verbraucher und Firmen anders, wenn sie davon ausgehen, dass die Inflation bald sinken wird. Dann werden Preise vielleicht doch noch nicht erhöht oder es werden keine großen Gehaltserhöhungen gefordert. Anders sieht das jedoch aus, wenn die Menschen davon ausgehen müssen, dass das Preisniveau auch weiterhin erhöht bleiben wird, hier entsteht dann die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. In einem solchen Szenario kann sich die Notenbank jedoch in einer Zwickmühle wiederfinden, in der die Wirtschaft wegen höherer Zinsen in eine Rezession abgleitet, aber die Inflation aufgrund der Erwartungen der Menschen dennoch nicht niedriger wird. Hier kann die Notenbank nur weiter erhöhen, um ihrer Entschlossenheit, die Inflation zu senken, mehr Nachdruck zu verleihen - sorgt aber auch für mehr Stress für Verbraucher und Wirtschaft. Oder sie akzeptiert die hohe Inflation und verabschiedet sich von ihrem 2-Prozent-Ziel.

In jedem Fall fasst die Bloomberg-Expertin zusammen: "Selbst eine Rezession kann die Inflation womöglich nicht aufhalten".

Redaktion finanzen.at

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