Der Anfang ist gemacht |
30.10.2018 18:35:00
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Profitabilität im Blick: Tesla ist noch lange nicht am Ziel
"Wahrhaftig historisches Quartal"
Der Elektroautobauer unter Elon Musk konnte im vergangenen Quartal das stärkste Ergebnis in der Geschichte Teslas erzielen. Zum ersten Mal seit zwei Jahren schrieb der Konzern, insbesondere dank der angekurbelten Produktion des Model 3, wieder schwarze Zahlen - Musk sprach von einem "wahrhaftig historischen Quartal".
Der Tesla-Chef war schon seit Monaten davon überzeugt, endlich einen Gewinn erzielen zu können, während sich die Mehrheit der Analysten und Anleger im Vorfeld äußerst skeptisch zeigte. Doch Tesla überraschte: Die Ergebnisse fielen sehr ermutigend aus, Tesla-Investoren regierten erfreut. Im Anschluss an die Zahlenvorlage schoss die Aktie zweistellig in die Höhe.
Musk auch weiterhin zuversichtlich
Überraschend war auch das Verhalten Musks, er zeigte sich verantwortungsbewusst, respektvoll und realistisch, nachdem er Analysten in vergangenen Telefonkonferenzen im Anschluss an Zahlenvorlagen als "Dummkopf" beschimpfte und deren Fragen als "langweilig" abstempelte.
Doch diesmal machte Musk kein Drama. Er zeigte sich ruhig und sprach realistisch von der Zukunft. "Wir erwarten, dass wir in Q4 wieder ein positives Nettoeinkommen und einen guten Cashflow haben werden, und ich glaube - unsere Bestrebungen, denke ich - werden für alle zukünftigen Quartale gelten", so Musk. "Ich denke, wir können für alle Quartale einen positiven Cashflow erzielen, wobei wir die Quartale vernachlässigen, in denen wir möglicherweise eine signifikante Rückzahlung vornehmen müssen", ergänzte der Tesla-Chef.
Und auch beim Rentabilitätsversprechen zeigte sich Musk nicht zu euphorisch. Er gab keinen genauen Zeitraum an, um später nicht zur Rechenschaft gezogen werden zu können, sollte er einige Ziele nicht erreichen.
Noch ein weiter Weg
Trotz der überraschend starken Zahlen ist der Elektroautobauer aus Palo Alto noch weit davon entfernt, ein profitabler Massenhersteller zu sein und mit den Großen konkurrieren zu können. Doch Investoren zeigen sich deutlich zuversichtlicher als zuvor. "Es ist das ermutigendste Zeichen für eine nachhaltige Profitabilität, das wir seit drei Jahren gesehen haben. Tesla tat all dies trotz der Ablenkungen um Elon selbst, und der positive Bericht kehrt einen Teil des angerichteten Schadens um", glaubt Gene Munster, geschäftsführender Gesellschafter der Risikokapitalgesellschaft Loup Ventures, im Hinblick auf Musks Tweets, insbesondere bezüglich der zwischenzeitlich geplanten Privatisierung Teslas.
Das vergangene Quartal "markiert einen Wendepunkt", merkt auch Joe Dennison, Associate Portfolio Manager von Zevenbergen Capital Investments, an. Bodo Uebber, Finanzvorstand von Daimler, deutet die Ergebnisse indes als gutes Zeichen für den weiteren Ausbau der Elektromobilität in der Automobilindustrie: "Wir freuen uns, dass Tesla ein gutes Ergebnis erzielt hat. Es ist gut für die Branche […]".
"In der Vergangenheit hat Tesla die Erwartungen bei ein oder zwei Werten übertroffen und beim Gewinn oder beim Cashflow immer enttäuscht. Dieses Quartal war anders", lobt Adam Jonas, Analyst von Morgan Stanley, und glaubt an einen Wandel bei Tesla. Dennoch bleibt er vorsichtig: "Eine der wichtigsten Fragen für Tesla ist, wann sie mit ihrem Cashflow selbständig werden können, um nicht mehr an den Aktienmarkt anzapfen zu müssen".
Und selbst der bekannte Tesla-Kritiker und -Shortseller Andrew Left von Citron Research hat seine Meinung jüngst geändert und zeigt sich nun zuversichtlich. "Es ist eine Revolution, die ich unterschätzt habe", sagte der Großinvestor gegenüber Bloomberg TV. Er bezeichnete den Model 3 dabei als "klaren Hit" und sagte sogar, Tesla "zermalme" die Konkurrenz. Left glaubt daran, dass der Konzern profitabel werden kann.
Musk muss sich beweisen
Doch auch in Anbetracht der optimistischen Experten muss Elon Musk nun erst noch beweisen, dass die Rentabilität Teslas auch tatsächlich so nachhaltig ist, wie er verspricht. Denn es gibt nach wie vor diverse Herausforderungen, die der Tesla-Chef nun meistern muss. Neben Bedenken bezüglich der Produktqualität des Model 3 hat "Consumer Reports", ein US-Verbrauchermagazin, kürzlich seine Kaufempfehlung für den Model S zurückgezogen.
Trotz allem scheint es momentan, als könnte es Elon Musk tatsächlich gelingen, ein nachhaltig profitables Unternehmen zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte er sich in Zukunft jedoch von Twitter fernhalten, keine unrealistischen Prognosen mehr herausgeben und sich stets verantwortungsvoll zeigen.
Mit seinen Worten an die Tesla-Aktionäre hat er diesbezüglich jedoch bereits einen guten Anfang gemacht: "Unser Gewinnprofil ist dramatisch zurückgegangen. Wir können Ihnen nicht genug für Ihre Unterstützung danken. Ohne Sie hätten wir dieses historische Viertel nicht erreicht".
Redaktion finanzen.at
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