Börsenguru überschätzt? |
24.05.2020 21:24:00
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Darum hält Risikokapitalgeber Palihapitiya Warren Buffett nicht für den besten Investor unserer Zeit
• Nicht Buffett, sondern Amazon-Chef Jeff Bezos ist "bester Investor unserer Generation"
• Fokus auf Investitionen in die Zukunft
Dass Risikokapitalgeber und Virgin-Galactic-Vorstand Chamath Palihapitiya sich nicht scheut, trotz aller selbstbekundeten Wertschätzung auch deutliche Kritik an Börsenguru Warren Buffett zu äußern, hat er bereits bei früheren Gelegenheiten gezeigt. So bezeichnete er etwa die Haltung der Investmentlegende gegenüber dem Bitcoin als "altmodisch" und "völlig falsch". Nun legte der ehemalige Facebook-Angestellte und Selfmade-Milliardär in einem Interview mit "CNBC" noch einmal nach und erkannte Warren Buffett den Titel als bester Investor der Welt ab, den diesem wohl sonst jeder Börsianer ohne großes Zögern zuschreiben würde. Doch laut Palihapitiya gibt es einen Mann, der besser ist als der Starinvestor: Amazon-Chef Jeff Bezos.
Reinvestitionen machen Amazon-Chef zum besten Investor der Welt
Im Gegensatz zu Warren Buffett, der sich mit seiner Investmentholding Berkshire Hathaway darauf spezialisiert hat, aussichtsreiche Anlagemöglichkeiten zu entdecken und zu nutzen, gilt Amazon-Chef Jeff Bezos normalerweise nicht als Investor, sondern in erster Linie als Gründer und Firmenchef von Amazon. Seine Investitionen konzentrieren sich daher auch hauptsächlich darauf, das Geschäft des Online-Händlers zu stärken. Genau dieser Fokus auf Reinvestitionen macht ihn laut Palihapitiya jedoch besser als Buffett - auch wenn Bezos dafür in der Vergangenheit schon viel Kritik von Aktionären einstecken musste. "Die Menschen haben Jeff Bezos immer fertiggemacht, weil er nicht profitabel war, aber wenn man unter die Haube blickt, dann war er der beste Investor unserer Generation, sogar besser als Buffett, weil er mehrere Milliarden Dollar freien Cashflow genommen und diese Summe in die Zukunft investiert hat", sagte Palihapitiya gegenüber "CNBC".
Ein Blick auf die Forbes-Realtime-Liste der reichsten Menschen der Welt scheint dem Silicon-Valley-Investor Recht zu geben. Sowohl Warren Buffett als auch Jeff Bezos - und auch Palihapitiya selbst - sind Selfmade-Milliardäre. Das Vermögen von Jeff Bezos ist mit aktuell 143,9 Milliarden US-Dollar jedoch mehr als doppelt so hoch wie das von Warren Buffett, der momentan laut "Forbes" auf 67,4 Milliarden US-Dollar kommt. Seinen Reichtum hat Bezos dabei - da er einen großen Unternehmensanteil hält - vor allem der Stärke der Amazon-Aktie zu verdanken. Diese legte seit dem Börsengang im Jahr 1997 um mehr als 122.000 Prozent zu - ein Zeichen dafür, dass Bezos' Reinvestitionsstrategie tatsächlich äußerst erfolgreich ist. Zum Vergleich: Die A-Aktie von Berkshire Hathaway konnte seit der Übernahme durch Buffett im Jahr 1964 zwar um mehr als zwei Millionen Prozent zulegen, das Plus seit Beginn des Jahres 1997 beträgt jedoch "nur" rund 665 Prozent.
Palihapitiya für Investitionen in Unternehmen und gegen Aktienrückkäufe
Vor allem unter dem Eindruck des aktuellen Corona-Jahrs glaubt Chamath Palihapitiya, dass sich alle Unternehmen mehr nach der Investitionsstrategie von Jeff Bezos richten sollten. "Ich denke, wir müssen uns dessen bewusst werden, dass wir eine sehr zerbrechliche Wirtschaft haben, ein sehr fragiles Ökosystem aus Firmen, die zu stark gehebelt sind", so Palihapitiya gegenüber "CNBC". Vor allem mit den gewonnenen Erfahrungen aus diesem Jahr solle nun jede Firma sparen oder in die Zukunft investieren, führte der Investor weiter aus. Geld stattdessen über Aktienkäufe einfach wahllos zurück in den Markt zu geben, sei hingegen "die dümmste Geschäftsentscheidung, die man treffen kann".
Dass er Aktienrückkäufe in den meisten Fällen vehement ablehnt, da sie oft nicht unter den richtigen Konditionen stattfinden, machte Palihapitiya bereits vor wenigen Wochen klar. Diese Einstellung dürfte ein weiterer Punkt sein, warum der Virgin Galactic-Vorstand Jeff Bezos für den besseren Investor hält. Denn während Warren Buffett beim jüngsten Berkshire-Jahrestreffen sogar dafür warb, in der richtigen Situation Aktien zurückzukaufen, und seine Holding im ersten Quartal für ein solches Programm selbst 1,7 Milliarden US-Dollar ausgegeben hat, ist Amazon in diesem Bereich sehr zurückhaltend. Anstatt seine Aktionäre mit großen Aktienrückkaufprogrammen zu erfreuen, steckt der Online-Händler schon von jeher das verfügbare Geld lieber in Investitionen für zukünftiges Wachstum und einen höheren Marktanteil.
Auch bei der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen schockte Amazon-Chef Bezos die Anleger mit einer entsprechenden Ankündigung - jedoch nicht, ohne sie vorher zu warnen: "Wenn Sie Amazon-Aktien besitzen, sollten Sie sich jetzt lieber hinsetzen, denn wir denken nicht klein", so Bezos. Denn der Firmenchef plant, im aktuellen Quartal rund vier Milliarden US-Dollar in Maßnahmen zu investieren, die die Arbeitssicherheit und die Lieferlogistik in der Coronavirus-Zeit sicherstellen sollen. Diese Summe könnte jedoch den gesamten Betriebsgewinn im zweiten Quartal verschlingen. In den Augen von Chamath Palihapitiya sicher eine gute Entscheidung.
Redaktion finanzen.at
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