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Eindämmung 10.03.2020 16:35:00

Coronavirus: Österreich will Einreisen aus Italien weitgehend stoppen - Probleme für den Handel

Coronavirus: Österreich will Einreisen aus Italien weitgehend stoppen - Probleme für den Handel

Die Einreise für Menschen aus Italien werde weitgehend gestoppt, sagte Kanzler Sebastian Kurz am Dienstag in Wien. Ausnahmen seien nur mit ärztlichem Attest möglich. Was die österreichischen Staatsbürger betreffe, die sich in Italien aufhielten, werde deren Rückholung in Zusammenarbeit mit dem Außenministerium organisiert, sagte Kurz. Nach der Ankunft zu Hause müssten aber alle für zwei Wochen in häusliche Isolation. Oberstes Ziel sei es, die Einschleppung der Erkrankung zu verhindern, sagte Kurz.

Die Durchreise von Touristen Richtung Deutschland solle möglich bleiben, wenn gewährleistet sei, dass sie ohne Stopp die Alpenrepublik durchquerten, hieß es. Dazu könne zum Beispiel die Tankanzeige kontrolliert werden.

Am italienisch-österreichischen Grenzpass Brenner sowie an weiteren Übergängen begannen am Dienstag außerdem die Gesundheitschecks. Tirols Landeschef Günther Platter (ÖVP) sprach von "durchgängigen Kontrollen". Autofahrer müssten im Bereich der Checks im Schritttempo fahren. Es würden zudem etwa Befragungen gemacht und auch Züge angehalten und kontrolliert. An Ort und Stelle würden stichprobenartige Temperaturmessungen durchgeführt, Abstriche gemacht und - bei Verdacht - eine vorübergehende Quarantäne verordnet.

Außerdem werden in Österreich bis Anfang April alle Veranstaltung in geschlossenen Gebäuden mit mehr als 100 Menschen verboten. Davon betroffen sind unter anderem Theater und Konzerte. Für Veranstaltungen im Freien gilt ein Verbot ab einer Größe von mehr als 500 Menschen. Außerdem sollen die Schulen möglicherweise geschlossen werden. "Wir werden weitere Maßnahmen setzen", sagte der Regierungschef.

Es werde spätestens ab kommenden Montag keine Lehrveranstaltungen mehr an Universitäten und Fachhochschulen geben. Der Betrieb solle soweit es möglich sei online fortgesetzt werden. Die Maßnahme gilt laut Bildungsminister Heinz Faßmann zunächst bis zum 3. April. An der Universität Innsbruck wird das bereits seit Dienstag umgesetzt.

In Österreich sind bisher 158 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. "Wir haben nach wie vor diese geringe Zahl an Fällen, aber es geht darum, dass wir die Ausbreitung oder das Tempo der Ausbreitung reduzieren", sagte Kurz. Für einige Wochen sei es nun nötig, das soziale Leben zu reduzieren.

Zuvor hatte Österreich eine Reisewarnung für das gesamte italienische Staatsgebiet ausgesprochen. Die Sicherheitsstufe wurde auf die höchste Stufe gesetzt. "Österreichischen Reisenden wird dringend nahegelegt, nach Österreich zurückzukehren. Vor Reisen wird gewarnt", hieß es am Dienstag auf der Homepage des österreichischen Außenministeriums.

Italien ist Österreichs zweitwichtigster Handelspartner

Italien leidet von allen europäischen Ländern am stärksten unter der Coronavirus-Epidemie - das öffentliche Leben wurde deswegen drastisch eingeschränkt. Die Folgen wird auch Österreichs Wirtschaft zu spüren bekommen, denn Österreich ist mit dem südlichen Nachbarland wirtschaftlich eng verflochten, Italien ist Österreichs zweitwichtigster Handelspartner nach Deutschland.

Nach Angaben der Wirtschaftskammer haben sich Österreichs Lieferungen nach Italien seit Österreichs EU-Beitritt 1995 verdreifacht und die Importe verdoppelt. Der Großteil der Lieferungen geht in den hoch industrialisierten Norden Italiens.

2019 lieferten Österreichs Unternehmen nach vorläufigen Daten der Statistik Austria Waren im Wert von 9,76 Mrd. Euro nach Italien, damit hat Italien einen Anteil von 6,3 Prozent an Österreichs Ausfuhren und liegt als Exportdestination auf Rang drei hinter Deutschland (29,4 Prozent) und den USA (6,7 Prozent).

An Österreichs Wareneinfuhren hat Italien mit einem Wert von 10,39 Mrd. Euro einen Anteil von 6,6 Prozent und liegt damit noch vor China (6,2 Prozent) auf Rang zwei. Das wichtigste Importland für Österreich ist Deutschland mit einem Anteil von 35 Prozent. Das Handelsvolumen von Waren und Dienstleistungen mit Italien macht zusammen fast 26 Mrd. Euro aus.

Die Exportnation Italien gehört mit seinen rund 61 Millionen Einwohnern zu den acht größten Volkswirtschaften der Welt und erzielte 2018 einen Handelsbilanzüberschuss von knapp 40 Mrd. Euro. Die Ausfuhren machen ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung aus, auf den Dienstleistungssektor (Transport, Logistik, Tourismus, Handel) entfallen etwa zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts.

Zu den Säulen der italienischen Wirtschaft zählt der Maschinen- und Anlagenbau - ein knappes Drittel der österreichischen Importe aus Italien entfällt auf Maschinen und Fahrzeuge. Italiens Design- und Möbelbranche ist europaweit die Nummer 1 mit 29.000 Unternehmen und einem Umsatz von knapp 5 Mrd. Euro. Seinen Holzbedarf deckt Italien zu einem Fünftel mit Einfuhren aus Österreich.

Bekannt ist Italien auch als größter Weinproduzent der Welt und in der Medizintechnik zählt das Land weltweit zu den größten Playern.

/mrd/DP/stw

WIEN (dpa-AFX) / APA

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