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Rotstift angesetzt 13.11.2023 16:13:00

Continental-Aktie fester: Conti strebt Profitabilität bei Autozulieferersparte an - Sparmaßnahmen beschlossen

Continental-Aktie fester: Conti strebt Profitabilität bei Autozulieferersparte an - Sparmaßnahmen beschlossen

Ab 2025 soll eine jährliche Kostenentlastung von 400 Millionen Euro im Verwaltungsbereich greifen, wie das DAX 40-Unternehmen Continental am Montag in Hannover mitteilte. Wie viele Arbeitsplätze genau betroffen sein werden, steht nach Angaben von Conti noch nicht abschließend fest. Die Zahl dürfte aber voraussichtlich im mittleren vierstelligen Bereich liegen, hieß es. Am Wochenende hatte das "Manager Magazin" über rund 5500 wegfallende Jobs berichtet. Das wären rund fünf Prozent der Mitarbeitenden in der Sparte.

Die Conti-Aktie lag in einem freundlichen XETRA-Handel zuletzt 1,01 Prozent im Plus bei 64,02 Euro.

Im laufenden Jahr steht damit ein Plus von mehr als 15 Prozent zu Buche, nachdem es in den Vorjahren tendenziell nach unten gegangen war. Auch in diesem Jahr war die Aktie zum bisherigen Hoch im März mit über 79 Euro schon deutlich mehr wert.

Spartenchef Philipp von Hirschheydt will die Strukturen in der Verwaltung verschlanken und so auch die Entscheidungsprozesse beschleunigen. Unter anderem werden Geschäftsfelder stärker gebündelt, aus bisher sechs werden fünf. Ende September hatte das Autozuliefergeschäft 102 574 Mitarbeitende, im gesamten Konzern waren es 203 593. Continental plane, alle Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich zu gestalten, hieß es vom Unternehmen.

Außerdem kommen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben auf den Prüfstand. Finanzanalysten halten dem Unternehmen schon seit geraumer Zeit eine hohe Ausgabenquote vor und kritisieren damit auch indirekt, dass dabei nicht genug herumkommt. Von Hirschheydt will nun Mittel und Wege prüfen, um die Effizienz der Ausgaben zu steigern.

"Diese Maßnahmen erhöhen Effizienz und Effektivität und stärken unsere Wettbewerbsfähigkeit", sagte der Manager. Conti steckt in der Autozulieferung seit längerem in der Krise und hat Mühe, in dem Geschäft mit - unter anderem - Bremsen, Innenausstattung, Sensoren und Elektronik operativ schwarze Zahlen zu schreiben.

Zuletzt konnte Conti in der Sparte für das dritte Quartal im Tagesgeschäft zwar schwarze Zahlen präsentieren - also, wenn bestimmte Abschreibungen auf frühere Zukäufe und sonstige Sonderfaktoren herausgerechnet werden. Sonderkosten einberechnet setzte es aber erneut ein - wenn auch kleines - Minus vor Zinsen und Steuern. Mit Blick auf das bereinigte operative Ergebnis hatte Conti im Geschäftsjahr 2019 zum bis dato letzten Mal Geld verdient, auch im ersten Halbjahr dieses Jahres stand ein operativer Verlust.

Dabei muss Conti wie andere Branchenvertreter auch stark in künftige Technik investieren, etwa für das autonome Fahren und für den generellen Ausbau der Softwarekompetenzen. "Unser Ziel ist ein nachhaltig profitabler Unternehmensbereich, der aus eigener Kraft Investitionen in seine Zukunft tätigen kann", sagte von Hirschheydt.

Bei den Verlusten in den vergangenen Jahren musste oft die Reifensparte das Geld einspielen, um die Investitionen in der Autozulieferung stemmen zu können. Seit geraumer Zeit ist die Reifensparte der Gewinnbringer im Konzern mit hohen und weitgehend stabilen Margen, wenn auch das Autozuliefergeschäft den Großteil des Umsatzes beisteuert.

Conti-Vorstandschef Nikolai Setzer, der vor Hirschheydt selbst die Geschäfte in der Autozulieferung führte, gerät mit den schwachen Geschäften mehr und mehr in die Defensive. Das letzte große Sparprogramm hatte noch sein Vorgänger Elmar Degenhart aufgesetzt. Es sollte bis dieses Jahr die jährlichen Bruttokosten im Konzern um 850 Millionen Euro senken. In der Autosparte hat es augenscheinlich wenig geholfen.

Anfang kommenden Monats (4. Dezember) will der Konzern seinen leidgeplagten Investoren auf einem Kapitalmarkttag die künftige strategische Marschroute vorstellen, dann dürften auch weitere Details zu angestrebten Sparbemühungen auf den Tisch kommen.

In Medien wie dem "Manager Magazin" kursieren dazu durchaus radikale Pläne - Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle sehe die Zukunft von Conti vor allem im Reifen- und Kunststofftechnikbereich - und nicht mehr in der Autozulieferung. Der Konzern selbst will das im Detail nicht kommentieren, es sei stets Aufgabe des Vorstands, die Geschäftsteile auf nachhaltigen Erfolg zu prüfen. Immerhin räumte das Unternehmen ein, dass die Teile der Kunststofftechniksparte Contitech, welche die Autoindustrie beliefern, auf dem Prüfstand steht.

Angesichts der in den vergangenen Jahren vor allem für die Zulieferer mauen Autokonjunktur, wegen hoher Kosten und wegen des Umbruchs hin zu Elektromotoren ist die Zuliefererbranche derzeit ohnehin in Bewegung. Der Wälzlager- und Getriebehersteller Schaeffler etwa will den Antriebsspezialisten Vitesco übernehmen.

Die Industriellenfamilie Schaeffler bekäme mit dem Deal Zugriff auf das Know-how der Regensburger im wachsenden Bereich mit Elektroantrieben. Conti ist der ehemalige Mutterkonzern von Vitesco - und auch bei den Hannoveranern haben die Schaefflers mit einem Anteil von 46 Prozent der Aktien ein gewichtiges Wort mitzureden.

Betriebsrat fordert Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen

Die Arbeitnehmervertretung beim Autozulieferer und Reifenhersteller Continental fordert angesichts des geplanten Stellenabbaus den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Der Gesamtbetriebsrat der Sparte Automotive habe die vorgestellten Pläne zur Kenntnis genommen, hieß es am Montag in einem den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa vorliegenden internen Schreiben von Sparten-Betriebsratschef Lorenz Pfau. Von Spartenchef Philipp von Hirschheydt eingeräumte Management-Fehler der Vergangenheit dürften nicht zulasten der Beschäftigten gehen. "Wir fordern daher das Automotive-Management auf: Schließen Sie betriebsbedingte Kündigungen aus!", hieß es in dem Papier.

Das Unternehmen solle zudem alle verfügbaren personalpolitischen Instrumente ausschöpfen, von Qualifizierung, Altersteilzeit und konzerninterner Vermittlung bis hin zu Freiwilligenprogrammen, schrieb Pfau. Konzernbetriebsratschef Hasan Allak habe dem Sparten-Betriebsrat seine Unterstützung zugesagt. Auch er habe betont, es dürfe bei Continental keine betriebsbedingten Kündigungen mehr geben. Auch die IG Metall stehe an der Seite der Arbeitnehmer. Die neue IG-Metall-Chefin Christiane Benner ist Aufsichtsratsvizechefin im Continental-Konzern.

Conti will nach den seit Jahren schwachen Geschäften in der Autozulieferung mit einem Sparprogramm wieder rentabel werden. Dabei sollen in der Verwaltung Stellen gestrichen werden, um ab 2025 eine jährliche Kostenentlastung von 400 Millionen Euro zu erreichen. Wie viele Jobs wegfallen, steht dem Unternehmen zufolge noch nicht abschließend fest. Die Zahl dürfte aber voraussichtlich im mittleren vierstelligen Bereich liegen, hieß es. Am Wochenende hatte das "Manager Magazin" über rund 5500 wegfallende Stellen berichtet. Damit wären rund fünf Prozent der Mitarbeitenden in der Sparte betroffen.

HAMBURG/HANNOVER (dpa-AFX)

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