19.11.2013 13:16:00

Constantia Flexibles - IVA: Preisspanne für Privatanleger zu hoch

Dem Interessenverband für Anleger (IVA) erscheint die beim Börsengang von Constantia Flexibles angepeilte Preisspanne von 19,5 bis 25,5 Euro pro Aktie für private Anleger zu hoch. "Überlegenswert" für Kleinanleger wäre ein Preis zwischen 10 und 15 Euro. Für IVA-Präsident Wilhelm Rasinger sind die Preisvorstellungen "doch recht ambitioniert", hieß es am Dienstag in einer Aussendung.

Der IVA verweist zudem auf die hohen Aufsichtsratsvergütungen. In Zukunft soll für die neun Kapitalvertreter über 1,5 Mio. Euro jährlich ausgegeben werden - ein "Spitzenwert" in Österreich, wie Rasinger zur APA sagte. Zum Vergleich: 2012 betrug die Aufsichtsratsvergütung 0,3 Mio. Euro. Dass die Aufsichtsratsvergütungen "drastisch angehoben werden" zeige das "Denken der Investmentbanken", so Rasinger.

Für den Anlegerschützer ist auch die Preisspanne zu hoch angesetzt. "Es ist verständlich, dass die drei großen Investmentbanken - Deutsche Bank, Goldman Sachs und J.P.Morgan - die Aktien in erster Linie befreundeten und bekannten institutionellen Investoren im Ausland anbieten, die bei der Veranlagung von fremden Geldern mehr Verständnis für die doch recht ambitionierten Preisvorstellungen haben", erklärte Rasinger.

Mit einem Preis zwischen 10 und 15 Euro könne auf Basis attraktiver Börsenkennzahlen wie Dividendenrendite, Kursgewinnverhältnis und Kursbuchwertverhältnis mittel- bis langfristig eine Kurssteigerung erwartet werden. Umgelegt auf die Preisspanne von 19,5 bis 25,5 Euro errechnete der IVA bei einem Gewinn von 0,70 Euro je Aktie (2012) ein Kursgewinnverhältnis von 28 bis 36.

Bei Constantia Flexibles waren die ersten neun Monate 2013 von Einmaleffekten geprägt. Der Nettogewinn betrug 18,4 Mio. Euro. Abzüglich der Zahlungen für das Hybridkapital von 11 Mio. Euro blieben den Aktionären rund 7 Mio. Euro übrig. Pro Aktie sind das 0,14 Euro. Laut Börsenprospekt sollen 20 bis 30 Prozent des Ergebnisses vor Zahlungen für das Hybridkapital als Dividende ausgeschüttet werden. Bei einem Ergebnis auf Vorjahresniveau sei daher eine Dividende von 0,20 bis 0,30 Euro vorstellbar, schreibt der IVA. Aber: "Da im letzten Quartal nicht mit einem Ergebnissprung auf das 2012er-Niveau zu rechnen ist, wird die Dividende 0,20 Euro nicht erreichen."

Durch die heuer erfolgten, großen Zukäufe - Globalpack und Spear - hätten sich die Firmenwerte von 156 Mio. Euro auf 415 Mio. Euro erhöht. Durch einen Werthaltigkeitstest ("Impairment"-Test) seien aber Belastungen der zukünftigen Ergebnisse möglich, so der IVA nach seinem Blick auf den Börsenprospekt. Constantia Flexibles hat die Globalpack Group von einer One Equity Partner-Gesellschaft um 305 Millionen US-Dollar (225,64 Mio. Euro) übernommen. Für die Spear Group wurden 164 Mio. Euro gezahlt.

Bei den beiden zugekauften Unternehmen läuft das Geschäft aber nicht allzu rund. Der IVA verweist auf die Gewinnspannen: Die EBITDA-Margen liegen mit rund 10 Prozent "deutlich" unter der Marge des Konzerns von rund 14 Prozent. Heuer wird das Konzernergebnis durch Globalpack mit einem Verlust 4,7 Millionen Euro und durch Spear mit einem Verlust von 2,0 Mio. Euro belastet. Bei Globalpack kam es außerdem zu Restrukturierungen und einem Wechsel im Management. Der Globalpack-Kaufpreis wurde nachträglich um 100 Mio. Dollar reduziert.

Der IVA sieht bei einer erfolgreichen Platzierung im Preisband auch ein "gewichtiges Argument" für eine Erhöhung der vom Gutachter festgestellten Nachbesserung für die ehemaligen Constantia-Packaging-Aktionären. Der Grazer Wirtschaftsprüfer Klaus Rabel kam im heurigen Oktober zum Schluss, dass der US-Investor One Equity Partners (OEP) dem Streubesitz 68,08 bis 71,82 Euro je Aktie zahlen hätte müssen. Tatsächlich betrug die Barabfindung 47 Euro. Die frühere Constantia Packaging bestand aus der Constantia Flexibles, der AMAG und der Duropack und ging im September 2010 von der Börse.

Für die Nachzahlungen wurden nun laut Börsenprospekt 25,5 Mio. Euro - das sind laut IVA etwas über 18 Euro je Stück - rückgestellt. Im Gutachten von Rabel ist allerdings von einer Nachzahlung zwischen 21 bis 25 Euro die Rede, das heißt, die Nachzahlung könnte höher als die Rückstellung ausfallen. Laut IVA ergibt sich "ohne Berücksichtigung von nicht unerheblichen Kosten und Zinsen" eine Nachzahlung zwischen 30 und 35 Mio. Euro.

(Schluss) pro/phs

WEB http://www.constantia-flexibles.com http://www.constantia-flexibles.com

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