Aktie auf Einkaufszetteln 15.07.2013 16:04:00

Commerzbank verkauft gewerbliche Immokredite

Der Verkauf des Pakets über 5 Milliarden Euro ist eine der größten Deals dieser Art in Europa seit einigen Jahren. Käufer der Kreditpakets sind die US-Bank Wells Fargo und der US-Finanzinvestor Lone Star.

Für Deutschlands zweitgrößte Bank, die derzeit erheblich verschlankt wird, hat der Verkauf sowohl positive als auch negative Seiten. Zwar wird die Bank damit einen großen Brocken ihrer zum Teil faulen Immobilienkredite los, was wiederum im dritten Quartal das Eigenkapital um insgesamt 133 Millionen Euro entlastet.

Allerdings verbessert sich dadurch die Kernkapitalquote der Bank nicht wesentlich, wie die Commerzbank mitteilte. Denn der Deal belastet im laufenden Jahr massiv mit 179 Millionen Euro den Gewinn. Der Großteil wird bereits im zweiten Quartal abgezogen, rund 50 Millionen Euro noch mal in den nachfolgenden drei Monaten.

Damit verdüstern sich die Aussichten für das aktuelle Geschäftsjahr noch einmal. Commerzbank-Chef Martin Blessing hatte bereits im Mai angekündigt, dass 2013 ein "Übergangsjahr" werde. Grund dafür sind unter anderem die hohen Kosten wegen des Abbaus von 6.000 Stellen.

Trotz der zusätzlichen Belastungen bemüht sich das Frankfurter Bankhaus, die positiven Aspekte des Deals hervor zu heben. So trenne sich das Institut von faulen Krediten im Wert von 1,2 Milliarden Euro. "Statt zuvor 21 Prozent sind künftig nur noch 12 Prozent unseres Commercial-Real-Estate-Portfolios als ´higher risk´ einzustufen", sagte Sascha Klaus, Bereichsvorstand der Commerzbank im Segment Non-Core-Assets in einem Intranet-Interview, das dem Wall Street Journal Deutschland vorliegt. Zudem müsse die Bank in den nächsten Jahren weniger Risikovorsorge aufbauen.

Und noch eine gute Nachricht: Mit dem Verkauf kommt die Commerzbank beim Abbau in der internen Bad Bank deutlich besser voran, als bislang erwartet. Das veräußerte Portfolio stammt von der inzwischen in Hypothekenbank Frankfurt umbenannten Commerzbank-Tochter Eurohypo. Sie wird auf Druck der EU-Kommission teils in die Commerzbank integriert und teils abgewickelt.

Der jetzt abgeschlossene Verkauf war für die Märkte keine Überraschung, da Informationen darüber bereits im April bereits durchgesickert waren. Zudem stellen die 5 Milliarden Euro nur einen Bruchteil des gesamten Kreditportfolios der Commerzbank dar. Analyst Andreas Pläsier von Warburg Research hebt aber hervor: "Alleine im Verhältnis zu den Immobilienkrediten im Bereich Non Core Assets sind 5 Milliarden Euro schon eine deutliche Erleichterung."

Die beiden Käufer haben das Portfolio entsprechend der eigenen Interessen untereinander aufgeteilt: Finanzinvestor Lone Star fokussiert sich auf die Problem-Kredite, bei denen die pünktliche Zahlung von Zinsen und Tilgung inzwischen fraglich ist. US-Bank Wells Fargo will dagegen die regulär laufenden Krediten übernehmen.

Ausländische Investoren haben derzeit ein großes Interesse an Hypothekenkrediten in Europa, die nicht in Euro denominiert sind. Vor diesem Hintergrund ist für US-Investoren insbesondere der britische Immobilienmarkt sehr interessant. Sie können damit in Europa investieren, ohne sich dem Währungsrisiko des Euro auszusetzen, das bei einem möglichen Auseinanderbrechen der Eurozone entstehen würde. Aus diesem Grund wird das Portfolio auch nur mit einem geringen Abschlag verkauft.

Da die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern bei gewerblichen Immobilienkrediten nicht zusammen passten, gab es lange Zeit keine großen Transaktionen in der Größenordnung über 1 Milliarde Euro. Allerdings verändern sich inzwischen die Renditeerwartungen der Investoren, so dass sich das Umfeld für große Transaktionen wieder verbessert, erläuterte Commerzbank-Manager Klaus. Es war insbesondere die Finanzkrise und das Platzen der Immobilienblase in den USA, die hier in den vergangenen Jahren auf die Stimmung drückten.

An den Immobilienkrediten der ehemaligen Eurohypo hatten ursprünglich auch andere Konsortien Interesse angemeldet. Im Rennen war unter anderem der weltweit größte Anleiheinvestor Pimco gemeinsam mit Finanzinvestor Cerberus.

Obwohl der Verkauf der Immobilienkredite bereits seit einiger Zeit im Gespräch war, reagierte die Commerzbank-Aktie positiv. Sie legt nach der Meldung noch an einmal Wert zu, nachdem sie bereits bis zum Mittag um rund 3 Prozent gewonnen hatte. Aktuell liegt die Aktie bei 6,20 Euro, das ist ein Plus von 3,8 Prozent.

Der Kurs war schon vor der Nachricht zum Immobilienverkauf gut in den Handelstag gestartet, da am Wochenende Spekulationen über einen Teilverkauf an die UBS in den Medien kursierten. Angeblich führe Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit der Schweizer Großbank Gespräche, da sich der Bund von seiner rund 17 Prozent schweren Beteiligung trennen wolle.

Das Finanzministerium teilte am Montag aber mit, dass ein Verkauf sei "derzeit nicht absehbar" ist, erklärte eine Sprecherin in Berlin. "An den Spekulationen, die da am Wochenende durch die Presse geisterten, beteiligen wir uns nicht", sagte sie. Allerdings bekräftigte die Sprecherin, dass es weiterhin das Ziel der Bundesregierung sei, die um Zuge der Finanzkrise gewährten Stabilisierungsmaßnahmen zeitlich "so eng wie möglich zu begrenzen". Es gebe keine Präferenzen des Bundes für inländische oder ausländische Investoren. "Wir gehen offen in den Verkaufsprozess rein. Da gibt es keine Vorfestlegungen."

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