01.06.2017 10:00:00

Coface sieht Österreichs Wirtschaftswachstum durch Politik gefährdet

Die derzeitige politische Unsicherheit im eigenen Land sowie international könnte heuer am heimischen Wirtschaftswachstum knabbern. Bei einem politischen Schock könnte das BIP-Wachstum statt der erwarteten 1,8 Prozent um 0,5 Prozentpunkte niedriger ausfallen, sagte Coface-Experte Mario Jung im Vorfeld eines Pressegesprächs am Donnerstag zur APA.

Denn während die Binnenwirtschaft gut laufe und auch das außenwirtschaftliche Umfeld deutlich besser sei, sieht Jung das heimische politische Parkett mit Blick auf den unsicheren Ausgang der vorgezogenen Neuwahlen als derzeit größtes Risiko für Österreich. Käme die FPÖ mit ihrer Anti-EU-Haltung an die Macht, stünde Österreich auch vor einer möglichen Neujustierung im Verhältnis zu Europa und hätte womöglich ein Binnenproblem.

Aber auch außerhalb der eigenen Landesgrenzen sorgt die politische Unsicherheit für Risiken in Österreich. Jung nannte etwa einen "dauernd twitternden" US-Präsidenten Donald Trump, dessen Linien in Handels-, Wirtschafts-, Außen- und Sicherheitspolitik alles andere als klar und verlässlich seien, sowie den Austritt der Briten aus der EU ("Brexit") als Beispiele. Für die USA ist der Kreditversicherer Coface übrigens pessimistischer als andere Institute und erwartet heuer ein BIP-Wachstum von 1,7 Prozent.

Positiv stimmten hingegen die robuste Lage in Deutschland sowie Osteuropa, wenngleich es für Osteuropa ein "Populismus-Risiko" gebe. Für Deutschland geht Coface heuer von einem Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent aus, für Osteuropa von 3,4 Prozent. Am besten sieht der Kreditversicherer die Entwicklung in Ungarn und Polen (je 3,5 Prozent BIP-Wachstum).

Für die EU wird ein Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent oder besser erwartet, für die Eurozone von 1,6 Prozent oder besser.

Die Weltwirtschaft dürfte 2017 um 2,8 Prozent wachsen und damit erstmals seit 2014 wieder etwas mehr Fahrt aufnehmen. Für Russland und Brasilien geht Coface von einem BIP-Wachstum von 1,0 Prozent bzw. 0,4 Prozent aus, womit diese Länder eine Rezession hinter sich ließen.

Absturzszenarien für die Wirtschaft Chinas seien nach den Turbulenzen im vergangenen Jahr vom Tisch, so Jung. Mit staatlichen Stützungsmaßnahmen sowie einer etwas besseren weltwirtschaftlichen Lage im Rücken werde Chinas Wirtschaftsleistung 2017 voraussichtlich um rund 6,5 Prozent zulegen.

(Schluss) kan/tsk

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