Virus-Varianten 23.12.2022 09:51:39

China erlebt Corona-Chaos: Etwa eine Million Neuinfektionen pro Tag

China erlebt Corona-Chaos: Etwa eine Million Neuinfektionen pro Tag

Alle Provinzen müssten drei Krankenhäuser in jeweils drei Städten auswählen, die jede Woche Proben von 15 Infektionen, 10 schweren Erkrankungen und allen Toten sammelten, berichtete der Direktor des Virus-Instituts des nationalen Gesundheitsamtes, Xu Wenbo, nach Angaben von Staatsmedien vom Freitag.

Nach der Entschlüsselung und Analyse der Genome sollen die Untersuchungsergebnisse innerhalb einer Woche berichtet werden. So könnten die gegenwärtigen Omikron-Varianten sowie "mögliche Symptome, Übertragungsfähigkeiten und Pathogenität neuer Varianten mit potenziellen biologischen Veränderungen" in Echtzeit beobachtet werden, zitierte ihn die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.

Die laufende Infektionswelle in China wird nach Modellrechnungen des in London ansässigen Forschungsinstituts Airfinity im Januar und März zwei Höhepunkte mit möglicherweise 3,7 Millionen beziehungsweise 4,2 Millionen Fällen am Tag erleben. Gegenwärtig schätzt der Datenverarbeiter die Zahl der Neuinfektionen in China auf wahrscheinlich mehr als eine Million und die Zahl der Toten auf mehr als 5000 am Tag, wie aus einer Mitteilung hervorgeht.

Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Zwangsquarantäne, Massentests und Kontaktverfolgung hatte das bevölkerungsreichste Land am 7. Dezember seine harte Null-Covid-Politik abrupt aufgehoben. Die Kehrtwende wurde damit begründet, dass die Infektionen mit den neuen Omikron-Varianten nicht mehr so schwer verliefen. Doch sahen Experten den Grund vor allem darin, dass die strikten Maßnahmen angesichts der explosionsartigen Ausbreitung nicht mehr durchgehalten werden konnten. Auch hatten die rigorosen Beschränkungen die zweitgrößte Volkswirtschaft zunehmend belastet.

USA fordern China zu mehr Offenheit beim Umgang mit massiver Corona-Welle

Die USA haben China zu Offenheit im Umgang mit der massiven Corona-Welle aufgerufen, die gegenwärtig über die Volksrepublik hinweg rollt. In einem Telefonat mit seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi unterstrich US-Außenminister Antony Blinken am Freitag mit Blick auf den Covid-19-Ausbruch in China "die Notwendigkeit von Transparenz für die internationale Gemeinschaft", wie es in einer Mitteilung des US-Außenministeriums hieß.

Das Gespräch erfolgte vor dem Hintergrund von Befürchtungen, dass China das Ausmaß und die Schwere der Infektionswelle herunterspielt. So meldet China nur wenige Tausend Infektionen täglich, während ausländische Experten von rund einer Million Neuinfektionen am Tag ausgehen. Auch gibt es Sorgen im Ausland, dass sich bei so vielen Infektionen neue Virus-Varianten entwickeln könnten.

In einer Mitteilung des Pekinger Außenministeriums zu dem Telefonat wurde der Corona-Ausbruch nicht einmal erwähnt. Zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine hieß es, dass China bei der Suche nach Verhandlungen und Frieden auf der Seite der Weltgemeinschaft stehe. China werde "auf seine eigene Weise eine konstruktive Rolle spielen, um die Krise zu entschärfen". Allerdings hat China die Aggression seines "strategischen Partners" Russland bis heute nicht verurteilt.

Die Beziehungen zwischen China und den USA sind weiter angespannt, obwohl US-Präsident Joe Biden und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping bei einem Treffen am Rande des Gipfels der Gruppe der großen Wirtschaftsnationen (G8) auf der indonesischen Insel Bali beschlossen hatten, den Dialog wieder auszubauen.

Wang Yi kritisierte die USA in dem Telefonat auch scharf, zwar Dialog und Kooperation zu wollen, aber China zugleich in den Rücken zu fallen und eine Eindämmungspolitik zu verfolgen. "Das ist nicht vernünftiger Wettbewerb, sondern unvernünftige Unterdrückung." Statt Differenzen zu bewältigen, verschärften die USA die Konflikte und schikanierten China. "Das hat in der Vergangenheit mit China nicht funktioniert und wird auch in Zukunft nicht funktionieren."/lw/DP/mis

PEKING (dpa-AFX)

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