18.03.2015 17:35:31

Chef der Netzagentur: Ausbau-Blockade Bayerns gefährdet Energiewende

   Von Christian Grimm

   BERLIN (Dow Jones)--Der Chef der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, sieht in der bayerischen Blockade der Stromautobahnen eine Gefährdung der Energiewende. "Wo immer wir bei anderen Themen vorankommen: Wenn nicht gleichzeitig das Stromnetz ausgebaut wird, ist die Energiewende gefährdet", sagte Homann im Interview mit Dow Jones Newswires.

   Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) stellt sich gegen die beiden großen Stromtrassen, die sein Land mit der Windenergie aus dem Norden und Osten Deutschlands versorgen sollen. Der CSU-Chef hatte zuvor einen Schwenk vollzogen und sich hinter Bürgerinitiativen gestellt, die vor Ort gegen die Großprojekte mobilisieren.

   Dabei verbraucht die Industrie im Süden einen bedeutenden Teil der hierzulande erzeugten Energie. Homann warnte davor, dass die Zeit für den nötigen Leitungsausbau knapp wird. "Was nützen Windräder im Norden, wenn der Strom nicht dorthin transportiert werden kann, wo er gebraucht wird?", fragte der Netzagenturchef rhetorisch.

   Im Jahr 2022 gehen die letzten Kernkraftwerke vom Netz, und bis dann muss mehr Windstrom nach Bayern und Baden-Württemberg gelangen, um den Bedarf zu decken. Gelingt dies nicht, droht Deutschland nach Ansicht Homanns im Extremfall in zwei Preiszonen zu zerfallen - in einen günstigen Norden und einen teuren Süden. Die Bundesnetzagentur will diese Gefahr bannen. Sie überwacht den Ausbau des Stromnetzes und kümmert sich auch um die Versorgungssicherheit.

   In diesem Punkt steht der Behördenpräsident im Widerspruch zum Vorsitzenden einer anderen Koalitionspartei. Homann hat anders als Bundeswirtschaftsminister und SPD-Chef Sigmar Gabriel Zweifel, ob Deutschland ohne einen sogenannten Kapazitätsmarkt für Strom auskommt.

   Die Stromversorger würden über diesen Markt Prämien dafür bekommen, dass sie Kohle- und Gaskraftwerke vorhalten. Wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, würden diese Turbinen einspringen und genügend Energie liefern. Die konventionellen Stromerzeuger haben aktuell das Problem, dass sich ihre Gas- und Kohlekraftwerke immer weniger rentieren, weil in Deutschland immer mehr Ökostrom produziert wird, der zuerst in die Netze eingespeist wird. Deshalb planen sie, viele Kraftwerke stillzulegen.

   Gabriel ist überzeugt, auf diesen Puffer aus Kraftwerken verzichten zu können. Dafür will er in Kauf nehmen, dass in Ausnahmefällen die Megawattstunde Strom mehrere tausend Euro kosten kann. Homann hat Zweifel, ob Industrie und Verbraucher dies hinnehmen würden. "Wenn eine Risikoabwägung ergibt, dass dies nicht gewährleistet werden kann, sollte es einen Kapazitätsmarkt geben", sagte der Chef der Bundesnetzagentur. Die Entscheidung darüber soll im Frühjahr fallen.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/chg/smh

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   March 18, 2015 12:05 ET (16:05 GMT)

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