E-Auto-Startup 30.05.2021 14:22:00

Canoo im Visier der SEC: Nach Nikola und Lordstown gerät auch dieser Tesla-Konkurrent unter Druck

Canoo im Visier der SEC: Nach Nikola und Lordstown gerät auch dieser Tesla-Konkurrent unter Druck

• Börsenneuling Canoo fusioniert mit Börsenmantel
• Geschäftsbetrieb Gegenstand von SEC-Ermittlungen
• Partnerschaft mit Hyundai beendet

Canoo will mit Abo-Modell überzeugen

Der Elektrofahrzeughersteller Canoo hat es sich zum Ziel gesetzt, die E-Auto-Branche nicht nur mit einer starken Technologie, sondern auch mit modernen Designs und einem besonderen Geschäftsmodell zu prägen. So will das Startup seine Fahrzeuge über ein Abo-Modell an den Mann bringen, ein einmaliger Kauf ist nicht angedacht. Der Konzern hat zwar noch kein Fahrzeug auf dem Markt, dies soll sich aber 2022 ändern. Dann soll das erste Modell des Unternehmens, das ebenfalls auf den Namen Canoo hört, erscheinen. Anschließend will das Unternehmen sein Produktportfolio um einen Lieferwagen und einen Sportwagen erweitern. Neben dem E-Auto-Pionier Tesla tritt Canoo damit auch zu Nikola und Lordstown in Konkurrenz. Genau wie die beiden noch jungen E-Auto-Hersteller wagte auch Canoo erst kürzlich den Sprung auf das Börsenparkett, und zwar ebenfalls mittels SPAC. Und während sich Nikola im vergangenen Jahr Betrugsvorwürfen stellen musste, die CEO Trevor Milton seinen Posten kosteten, und auch Täuschungsgerüchte um Lordstown publik wurden, steht jetzt auch Canoo im Fokus der Behörden.

Nach SPAC-Börsengang: SEC kündigt Untersuchung an

Bei der Vorstellung der ersten Quartalszahlen als börsennotiertes Unternehmen Mitte Mai berichtete Canoo-CEO Tony Aquila auch von laufenden Untersuchungen. Zwar konnte das innovative Startup-Unternehmen seine Verluste im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 30,9 Millionen US-Dollar auf 15,2 Millionen US-Dollar verringern, die Ermittlungen der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC überschatteten den Quartalsbericht aber. So hat die "Division of Enforcement", eine Untereinheit der SEC, bereits am 29. April eine Untersuchung gegen das Unternehmen eingeleitet, "die sich unter anderem auf den Börsengang von HCAC [Canoo] und den Zusammenschluss mit dem Unternehmen, den Geschäftsbetrieb, das Geschäftsmodell, die Umsätze, die Umsatzstrategie, die Kundenvereinbarungen, die Erträge und andere damit zusammenhängende Themen sowie auf die jüngsten Abgänge bestimmter Führungskräfte des Unternehmens bezieht", wie in einer behördlichen Einreichung zu lesen ist. Canoo erklärte, dass man sich bei den Ermittlungen kooperativ zeigen und alle geforderten Dokumente einreichen wolle.

Zahlreiche Wechsel in der Canoo-Führungsebene

Aber bereits zuvor ging es in der Führungsriege des Unternehmens unruhig zu, wie das Portal "The Verge" berichtete. Nachdem zu Beginn des Jahres bereits mit Phil Weicker, dem Leiter der Antriebsstrang-Entwicklung, ein langjähriger Mitarbeiter das Unternehmen verließ, und CFO Paul Balciunas zu einem anderen Konzern wechselte, folgten im April auch Chefjurist Andrew Wolstan sowie CEO und Mitgründer Ulrich Kranz. Vor seinem Engagement bei Canoo war Kranz viele Jahre bei BMW tätig, bevor er zu Canoo stieß. Im Rahmen des Börsengangs mittels SPAC im vergangenen Jahr wurde sein Vertrag aber offenbar neu verhandelt und er wurde aus dem Vorstand des Startups verdrängt, so das Portal weiter. Auch der ehemalige BMW-Manager Stefan Krause leitete das Unternehmen vor Kranz zeitweise, schied dann aber ebenfalls aus. Mit Karl-Thomas Neumann, der zuvor die Führung bei Opel innehatte, verlängert sich die Liste der ehemaligen Mitglieder der Canoo-Führungsebene weiter.

Aquila stieß hingegen erst zu Beginn des Fusionsprozesses mit dem Börsenmantel als Investor zu Canoo. Schnell hatte er die Position des Vorstandsvorsitzenden inne, nach dem Ausscheiden von Kranz übernahm er dann die Rolle des CEO, wie "The Verge" verlauten lässt.

Abkehr von Hyundai-Kooperation: Fokus auf eigene Produkte

Bereits im März führte Aquila laut "The Verge" eine Investorenkonferenz durch, an der Kranz schon nicht mehr teilnahm. Zu diesem Zeitpunkt seien bereits Zweifel aufgekommen, ob der damalige CEO das Unternehmen überhaupt noch leite. Aquila soll derweil den Führungsstil seiner Vorgänger kritisiert und etwa verfrühte Aussagen über mögliche Kooperationen bemängelt haben. Im selben Meeting gab er bekannt, dass die vorherige Partnerschaft mit Hyundai aufgelöst wurde. Die Ankündigung von der Kooperation mit dem japanischen Autohersteller erfolgte bereits im Februar 2020 und beinhaltete, dass Canoo seine E-Auto-Plattform mit Hyundai und Kia teilt. Damals war noch von einer "Schlüsselpartnerschaft" die Rede, mittlerweile taucht der Autohersteller aber nicht mehr unter den Partnern von Canoo auf. Stattdessen wolle das Unternehmen zukünftig davon absehen, seine Technologie an andere Unternehmen zu verkaufen und sich auf die Entwicklung eigener Produkte konzentrieren.

Auch wenn derzeit keine Details zum Gegenstand der SEC-Untersuchungen bekannt sind, bleibt abzuwarten, zu welchen Ergebnissen die Behörde kommt. Mit den Unruhen in der Führungsebene des Unternehmens sowie den Skandalen der Mitbewerber Nikola und Lordstown scheinen E-Auto-Startups, die den Weg an die Börse mittels SPAC suchten, allerdings unter keinem guten Stern zu stehen.

Redaktion finanzen.at

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