04.08.2016 17:07:48
|
Bundesbankchef Weidmann trifft iranischen Notenbankgouverneur
Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Trotz jüngster Dämpfer arbeitet Deutschland hinter den Kulissen weiter intensiv an guten Beziehungen zum Iran. Mitte Juli reiste der iranische Notenbankchef Valiollah Seif nach Deutschland und kam unter anderem mit Bundesbankpräsident Jens Weidmann zusammen, wie Dow Jones Newswires exklusiv erfuhr.
"Im Juli hat eine Delegation der iranischen Notenbank in Deutschland unter anderem Gespräche mit Vertretern der Deutschen Bundesbank geführt. Dabei kam es auch zu einem kurzen Treffen der beiden Notenbankenpräsidenten", bestätigte ein Sprecher der Bundesbank den Termin.
Zuletzt hatten sich wieder dunkle Wolken über das nach dem Atomabkommen aufgeklarte Verhältnis zwischen Berlin und dem Mullah-Regime geschoben. Anfang Juli hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Regierungserklärung dem Land schwere Vorwürfe gemacht. Es arbeite entgegen der internationalen Verträge weiter an seinem Raketenprogramm. Merkel begründete mit der anhaltenden Bedrohung den Aufbau eines Nato-Raketenschildes in Europa. Parallel dazu war publik geworden, dass der Verfassungsschutz sicher ist, dass der Iran noch im letzten Jahr heimlich Komponenten für sein Raketenprogramm hierzulande beschaffen wollte.
Doch der Wille, die Chance auf einen Neustart der Beziehungen zu nutzen, ist bisher stärker als die Bedenken. Die deutsche Wirtschaft verspricht sich mit Unterstützung der Bundesregierung große Chancen im Iran, der seine Unternehmen nach Jahren der Isolation umfassend modernisieren will. Deutschland soll wieder Hauptlieferant der iranischen Industrie werden.
Gehemmt wird die Rückkehr in das Land durch die Zurückhaltung der deutschen Banken, die ihren Kunden bis auf wenige Ausnahmen nicht einmal eine Überweisung in den Iran durchstellen. Sie fürchten die harte Hand der US-Behörden, da einige Sanktionen ungeachtet des Atomabkommens bestehen geblieben sind.
Vor allem das Bundeswirtschaftsministerium drängt die Geldhäuser aber, die deutsche Wirtschaft mit Bankdienstleistungen und Krediten rasch wieder zu unterstützen. Genau diesen kritischen Punkt besprachen auch die beiden Notenbankchefs. "Bei den Gesprächen ging es auch um Fragen des Zahlungsverkehrs vor dem Hintergrund der Lockerung der internationalen Sanktionen gegen den Iran", erklärte der Bundesbanksprecher.
Trotz der fehlenden Rückendeckung durch die Banken belebt sich der Handel mit dem Iran schon jetzt. Zwischen Januar und Mai dieses Jahres zogen die Exporte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,7 Prozent an.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/chg/kla
(END) Dow Jones Newswires
August 04, 2016 10:37 ET (14:37 GMT)
Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 37 AM EDT 08-04-16
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!