12.04.2016 15:21:41
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Bundesbankchef Weidmann rügt Kritiker der EZB-Geldpolitik
LONDON/FRANKFURT (dpa-AFX) - Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat in einem Zeitungsinterview den Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi gegen Kritik aus Deutschland wegen der lockeren Geldpolitik in Schutz genommen. In einem am Dienstag veröffentlichten Gespräch mit der "Financial Times" rügte er den Versuch deutscher Politiker, Draghi unter Druck zu setzen. Die Kritik widerspreche dem Prinzip der Unabhängigkeit der Notenbank, so Weidmann.
"Es ist nicht ungewöhnlich für Politiker, eine Meinung in Fragen der Geldpolitik zu haben, aber wir sind unabhängig", sagte Weidmann der Zeitung. Laut "Financial Times" fand das Gespräch mit Weidmann am vergangenen Donnerstag (7. April) statt. Am vergangenen Wochenende schwoll der Chor der Kritiker aus den Reihen der deutschen Politik noch einmal spürbar an.
Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte sich kritisch zur EZB-Geldpolitik geäußert. Er kündigte an, beim Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) Ende der Woche für ein Ende der Niedrigzinsphase werben zu wollen.
Weidmann versicherte dagegen, dass die EZB im Rahmen ihres Mandats handeln müsse, um für Preisstabilität zu sorgen. Mit seinen Aussagen zeigt Weidmann ein Stück weit einen Schulterschluss mit dem EZB-Präsidenten. In der Vergangenheit gab es zwischen beiden Währungshütern des öfteren unterschiedliche Ansichten in der Frage, wie die Gefahr einer zu niedrigen Inflation gebannt werden kann. Dabei hatte Weidmann mehrfach öffentlich seine Bedenken gegen Maßnahmen der von Draghi geführten EZB geäußert.
Nach Einschätzung von Weidmann springt die jüngste Kritik aus Deutschland an der Geldpolitik der EZB zu kurz. "Die Debatte ist nicht ausreichend auf die makroökonomischen Folgen der Geldpolitik fokussiert", sagte der Bundesbankpräsident. "Die Menschen sind nicht nur Sparer: Sie sind auch Arbeitnehmer, Steuerzahler und Schuldner, die von den aktuell niedrigen Zinsen profitieren."
Die Kritik aus Deutschland richtet sich vor allem gegen den Beschluss der EZB, den Leitzins auf Null zu setzen. Außerdem hatte die Notenbank auf der März-Sitzung das Kaufprogramm von Wertpapieren im Kampf gegen eine ihrer Einschätzung nach zu niedrige Inflation deutlich ausgeweitet./jkr/tos/men/he
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