23.11.2023 10:29:43
|
Bundesbank: Nur Kreditklemme wäre Grund für Freigabe von Kapitalpuffer
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die aktuell schwache Konjunktur in Deutschland ist nach Aussage der Deutschen Bundesbank kein Grund, die derzeit geltenden zusätzlichen Eigenkapitalanforderungen an Banken aufzuheben. "Eine Verschlechterung der konjunkturellen Aussichten ist keine hinreichende Bedingung für eine Freigabe der Puffer", teilte die Bundesbank zur Veröffentlichung ihres Finanzstabilitätsberichts mit.
Negative Auswirkungen auf die Kreditvergabe oder die Zinsen waren durch die Aktivierung eines antizyklischen Kapitalpuffers nach Aussage der Bundesbank nicht zu verzeichnen. "Eine Freigabe der Puffer wäre erst dann angezeigt, wenn aufgrund hoher Verluste eine Kreditklemme drohte. In einer solchen Stressphase könnten die Banken Kapitalpuffer und weitere Kapitalreserven nutzen, um Verluste aufzufangen", erläuterte die Bundesbank.
Dem Bericht zufolge haben bei einem Großteil der Sparkassen und Kreditgenossenschaften die stillen Reserven im Zinsbuch ab- und die stillen Lasten zugenommen. Das Risiko von Verlusten in den Kreditportfolios der Banken dürfte weiter steigen. Nach einer langen Phase rückläufiger Wertberichtigungen hätten sie zuletzt zugenommen.
Die Risiken aus Entwicklungen an den Gewerbeimmobilienmärkten haben sich demnach erhöht. "Immobilienunternehmen sind aufgrund niedriger Zinsdeckungsquoten verwundbar gegenüber Zinssteigerungen", merkt die Bundesbank an. Kreditrisiken aus der Finanzierung von Wohnimmobilien seien angesichts einer stabilen Arbeitsmarktlage und festen Zinsbindungen mittelfristig zwar noch begrenzt, sollten aber ebenfalls im Fokus von Instituten und Aufsicht bleiben. "Preise für Immobilien sind gefallen, jedoch bestehen Überbewertungen fort", urteilt die Bundesbank.
Die Bundesbank nimmt an, dass die Auswirkungen eines Anstiegs der CO2-Preise auf Bewertungen von Forderungen gegenüber CO2-intensiven Industrien begrenzt bleiben werden. Die entstehenden Bewertungsverluste für den Finanzsektor dürften die Solvenz der Institute nicht in Frage stellen.
Insgesamt hat sich das deutsche Finanzsystem nach Aussage der Bundesbank "bislang als stabil" erwiesen. Die Herausforderungen der Zinswende und der gedämpften konjunkturellen Entwicklungen seien aber weiterhin groß.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/apo
(END) Dow Jones Newswires
November 23, 2023 04:30 ET (09:30 GMT)

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!