18.11.2013 17:15:30

Bundesbank: Euro-Sorgenländer gefährlich mit eigenen Banken verwoben

   Von Christian Grimm

   Die Euro-Sorgenländer und ihre Banken sind in gefährlicher Weise miteinander verknüpft. In den vergangenen Jahren haben sich die Geldhäuser mit den Anleihen ihrer Regierungen vollgesogen, was sie bei einem erneuten Aufflackern der Krise im Währungsblock in ernsthafte Turbulenzen bringen kann. Bundesbankpräsident Weidmann hat in zahlreichen Reden vor dieser Gefahr gewarnt und auch im aktuelle Monatsbericht kommen die Bundesbanker zu keinem beruhigenden Ergebnis: "Durch diese Entwicklung ist die wechselseitige Abhängigkeit von Banken- und Staatssektor insbesondere in jenen Ländern gestiegen, in denen die Verflechtungen bereits zu Beginn des hier betrachteten Zeitraums besonders hoch waren."

   Mit jenen Ländern meint die Bundesbank Spanien, Italien, Portugal und Irland. Eigentlich hat die Euro-Krisenpolitik den Teufelskreis zwischen Banken und Staaten zu durchbrechen versucht. In Spanien und Irland überforderte die Rettung maroder Institute die Staatskasse, sodass nur Milliarden aus den Rettungstöpfen den Staatsbankrott verhindert haben. Auch in Portugal mussten Banken mit Steuergeldern saniert werden. Italien konnte den großen Knall zwar abwenden, Banken und Wirtschaft machen aber schwierige Jahre durch.

   Andersherum ist die Bedrohung nicht kleiner: Müssen die Banken erhebliche Abschreibungen auf stark an Wert einbüßende Staatspapiere vornehmen, zum Beispiel durch einen Schuldenschnitt, steht ihre Existenz auf dem Spiel.

   Die Bundesbank liefert die Zahlen zu der alarmierenden Entwicklung: So nahmen die von italienischen Banken gehaltenen heimischen Staatsanleihen von 240 Milliarden Euro Ende November 2011 bis Ende September dieses Jahres auf mittlerweile 415 Milliarden zu. Die spanischen Institute stockten ihre Bestände spanischer Staatsanleihen im selben Zeitraum um 81 Prozent von 165 Milliarden auf 299 Milliarden Euro auf. In Irland beträgt das Plus 60 Prozent und in Portugal immerhin 51 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland und Frankreich legten die Bestände an Schuldscheinen der eigenen Regierung nur um 16 und 14 Prozent zu.

   Der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe hält deshalb den Teufelskreis für lange noch nicht zerschlagen. "Das ist natürlich alles auch ein Stück weit so gewollt. Den Staaten ist es recht und die Banken profitieren von höheren Zinsen", erklärt Alexander Krüger. "Die EZB senkt natürlich auch die Zinsen, damit die Banken die Anleihen der Krisenländer kaufen. Das sichert das kurzfristige Überleben des Systems."

   Für die Banken gibt es viele gute Gründe, zu den heimischen Anleihen zu greifen. Sie können sie bei Refinanzierungsgeschäften mit der Europäischen Zentralbank (EZB) als Sicherheiten hinterlegt werden. Außerdem versprechen sie ansehnliche Zinsgewinne. Die Institute besorgen sich bei der Zentralbank Geld zum Minizins, zum Beispiel aus den riesigen Dreijahrestendern ("Dicke Bertha") und verdienen an den höheren Zinsen auf Schuldtitel der Länder. Und zu guter Letzt müssen sie bisher dafür nicht einmal Eigenkapital hinterlegen, weil Staatsanleihen trotz der tiefen Krise in Euroland als risikolos eingestuft werden.

   Die EZB versucht jetzt über den anstehenden Banken-TÜV bei der Entwicklung gegenzusteuern, die sie selbst ausgelöst hat. Nach den Worten von Direktoriumsmitglied Yves Mersch soll in den Stresstests simuliert werden, dass die Anleihen unter Feuer geraten. "In jedem Fall werden die Staatsanleihen in einem Stresstest einem Druck unterliegen, weil wir ja ohnehin nicht umhin können, über das Marktrisiko auch die Staatsanleihen zu belasten", sagte der Luxemburger bei 16. Euro Finance Week in Frankfurt. Wie genau die Belastung für die Bonds ausfallen wird, sei aber noch nicht geklärt. Klar sei aber auch, dass die Papiere weiterhin als risikolos eingestuft werden.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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   November 18, 2013 11:04 ET (16:04 GMT)

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