Wie 2011/2012 01.06.2016 13:11:47

Brexit würde laut OECD in Europa Finanzschock auslösen

Die Stärke des Schocks währe ungefähr wie die während der Euro-Krise 2011/2012. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) schätzt in ihrem aktuellen Wirtschaftsausblick, dass dieser Schock aber kleiner als der infolge der Lehman-Pleite 2008 wäre.

   "Kurzfristig würde die auf ein Votum für den EU-Austritt folgende verstärkte und andauernde Unsicherheit die Risikoprämien in Großbritannien und, in geringerem Umfang, in anderen europäischen Volkswirtschaften wahrscheinlich nach oben treiben und die Vermögenspreise sinken lassen", kalkuliert die OECD.

   Ein Austritt hätte aber viel stärkere Ausstrahlungseffekte, wenn er das Vertrauen in die Zukunft der EU insgesamt untergraben sollte. "In einem solchen Szenario würden die Aktienkurse weiter fallen und die Risikoprämien für Staats- und Unternehmensanleihen des Euroraums stärker steigen, was zu einer deutlicheren Verlangsamung des Wirtschaftswachstums führen würde", warnt die OECD.

   Laut der Organisation könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Großbritanniens im Jahr 2030 bei einem Austritt um mehr als 5 Prozent niedriger ausfallen als bei einem Verbleibt in der EU.

   Besonders stark würden unter einem Brexit laut OECD Irland, Luxemburg und die Niederlande leiden, weil sie sowohl bei ihren Exporten nach Großbritannien als auch bei ihren Direkt- und Portfolioinvestitionen stark exponiert sind.

   Außerdem weise ein "Big Data"-Indikator für die Verflechtungen anhand der Ergebnisse von Google Trends auf der Basis der relativen Suchintensität des Suchbegriffs Brexit von Februar bis Mitte Mai dieses Jahres auf eine besondere Empfindlichkeit hin, so die OECD.

   Österreich, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Spanien und Schweden sind dagegen bei allen drei Verflechtungsindikatoren nur mäßig exponiert.

Von Hans Bentzien

FRANKFURT /PARIS (Dow Jones)

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