Besser als erwartet 25.07.2016 12:00:00

Brexit-Entscheid trübt ifo-Geschäftsklima nur leicht

Der ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 108,3 von 108,7 Punkten im Vormonat, wie das Münchner ifo Institut nach seiner monatlichen Umfrage unter rund 7.000 Managern mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen viel stärkeren Rückgang auf 107,5 Punkte erwartet.

"Die deutsche Konjunktur zeigt sich widerstandsfähig", sagte ifo-Präsident Clemens Fuest. Der ifo-Index ist das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer und gilt als zuverlässiger Indikator für die Entwicklung der nächsten sechs Monate.

Die befragten Unternehmen äußerten deutlich weniger optimistische Erwartungen, während sich die Beurteilung der aktuellen Lage sogar leicht verbesserte. Der Index zur Lagebeurteilung stieg auf 114,7 von 114,6 Punkten im Vormonat. Die Prognose der Ökonomen hatte auf einen Stand von 114,0 gelautet. Der Index für die Geschäftserwartungen fiel auf 102,2 von 103,1 Zählern im Vormonat, während die befragten Volkswirte einen kräftigeren Rückgang auf 101,0 Punkte erwartet hatten.

Im verarbeitenden Gewerbe fiel das Geschäftsklima. Zwar waren die Industriefirmen mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufriedener, die Industrie blickte aber merklich weniger optimistisch auf die kommenden Monate. Die Automobilbranche berichtete sogar von pessimistischen Erwartungen.

Im Großhandel verschlechterte sich das Geschäftsklima, im Einzelhandel stieg es hingegen. Im Bauhauptgewerbe kletterte das Geschäftsklima auf einen neuen Rekordwert.

Brexit-Folgen könnten in nächsten Monaten eintreten

"Auf den ersten Blick hat das Brexit-Votum die deutschen Firmen nur leicht beeindruckt", sagte ING-Bank-Chefökonom Carsten Brzeski. "Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die deutschen Unternehmen regelmäßig in der Vergangenheit etwas verschlafen auf globale Erschütterungen reagiert haben. Es wäre nicht das erste Mal, dass der ifo-Index mit einer Verzögerung von ein oder zwei Monaten auf globale Ereignisse reagiert."

"Von einem Unsicherheitsschock kann keine Rede sein", meinte auch Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. "Dies heißt nicht unbedingt, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten nicht unter dem Brexit leiden wird." Aber dies werde in erster Linie über den Exportkanal passieren, also über eine geringere Nachfrage in Großbritannien nach deutschen Produkten.

"Die binnenwirtschaftlich orientierten Sektoren laufen weiterhin gut und verhindern damit einen stärkeren Rückgang des Gesamtindikators", sagte BayernLB-Experte Stefan Kipar. "Allerdings offenbart ein genauerer Blick auf die Daten durchaus erste negative Brexit-Effekte. Der Rückgang der Stimmung im verarbeitenden Gewerbe, insbesondere im Automobilsektor, ist sicherlich auch auf den Brexit zurückzuführen."

Der Aktienmarkt reagierte erfreut über die ifo-Daten. Das DAX-Börsenbarometer kam kräftig in Schwung und gewann 1,0 Prozent gegenüber dem Vortag. Der Euro legte gegenüber dem US-Dollar leicht zu.

   DJG/apo/mgo

   (END) Dow Jones Newswires

Von Andreas Plecko

FRANKFURT (Dow Jones)

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