Branche in größter Krise 18.09.2013 17:57:00

Verbund-Chef: Bei Energiewende rasch das Ruder herumreißen

Angesichts der Marktverzerrungen durch die deutsche "Energiewende" - Atomausstieg und immens teure Förderung von Ökostrom - sollte man sich auf die ursprüngliche Zielsetzung rückbesinnen, nämlich eine Reduktion der CO2-Emissionen. Durch Fehlallokationen sei der Schadstoffausstoß des Sektors im Vorjahr jedoch sogar gestiegen, Stichwort Kohle statt vergleichsweise sauberer Gaskraftwerke. Daher sei hier dringend eine Korrektur angebracht, insbesondere müssten die Gratis-Verschmutzungsrechte heraus aus dem CO2-Handelssystem, verlangte Anzengruber am Mittwoch in einem Pressegespräch zu Beginn der Verbund-Tagung "energy 2050" in Fuschl (Salzburg).

Wegen der Entwicklung in Deutschland, von der sich auch Österreich nicht abkoppeln könne, befinde sich die Strombranche in ihrer bisher größten Krise, werde von manchen gesagt. Durch die vielen kleinen Ökostrom-Anlagen gebe es im Nachbarland mittlerweile 1,3 Millionen Energieversorger, vor zehn Jahren seien es nur 1.000 gewesen. Zugleich seien bei den börsenotierten Energieriesen in den vergangenen fünf Jahren 70 Prozent des Börsenwerts verlorengegangen, und es stünden dort 20.000 Kündigungen auf dem Programm.

Gas, eigentlich als Brückentechnologie zur Stromerzeugung gedacht, sei unwirtschaftlich geworden. Zugleich sei die Belastung deutscher Haushalte in den vergangenen 15 Jahren von 2,80 auf 220 Euro im Jahresschnitt geklettert, immerhin das 80-Fache - in Österreich nur rund 50 Euro, so Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP).

Der Stromkunde zahle in Deutschland für Ökostrom das Doppelte dessen, was diese Elektrizität am Markt wert sei bzw. um 40 Prozent mehr als ein europäischer Haushalt im Schnitt für seinen Strom zahlen müsse, so Anzengruber. Über 20 Mrd. Euro würden in Deutschland auf diese Weise umverteilt, aber auch stark von unten nach oben, was auch soziale Fragen aufwerfe.

Der Verbund ist - obwohl er in der Stromerzeugung zu 90 Prozent auf Wasserkraft setzt - durch die Schere zwischen teurem Gaspreis und vergleichsweise niedrigen Strom-Großhandelspreisen ebenfalls in Bedrängnis gekommen. Für das neue Gas-Kombi-Kraftwerk Mellach in der Steiermark mussten bereits mehrmals Abschreibungen vorgenommen werden, so dass die für 550 Mio. Euro errichtete hochmoderne Anlage im Frühjahr nur noch 140 Mio. Euro wert war. Und seither werden alle Optionen, bis hin zu einem Einmotten oder sogar einer gänzlichen Schließung geprüft. Eine Entscheidung dazu werde es, wie schon bisher angekündigt, im vierten Quartal geben, bekräftigte Anzengruber am Mittwoch: "Was immer dabei herauskommt, ist ein europäisches Phänomen und kein Verbund-Phänomen."

sp/kre

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