Nach Brexit-Votum |
30.06.2016 15:33:00
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Boris Johnson bewirbt sich nicht um Cameron-Nachfolge
Angesichts der Kräfteverhältnisse in der konservativen Parlamentsfraktion sei er nicht derjenige, der das Land nach dem EU-Referendum jetzt führen sollte, sagte Johnson. "Ich bin zu dem Schluss gekommen, diese Person kann nicht ich sein", verkündete er bei einer Pressekonferenz in London nur wenige Minuten vor Ablauf der Bewerbungsfrist. Seine Rolle sei es, der nächsten konservativen Regierung "jede mögliche Unterstützung zu geben". Eine Empfehlung für einen anderen Kandidaten sprach Johnson nicht aus.
Als neue Favoritin für das Amt des Premierministers gilt nun Innenministerin Theresa May (59). Sie hatte ihre Bewerbung am Donnerstag öffentlich gemacht. Bei den Parteimitgliedern erhielt sie in jüngsten Umfragen große Zustimmung. Sie hatte sich zwar für einen Verbleib Großbritanniens in der EU eingesetzt, war aber vor dem Referendum in der vergangenen Woche kaum öffentlich in Erscheinung getreten. Sie gilt daher als Kompromisskandidatin, die Befürworter und Gegner eines Brexit wieder vereinen kann.
Auch Justizminister Michael Gove warf seinen Hut in den Ring. Gove, der Seite an Seite mit Johnson für einen Austritt Großbritanniens aus der EU geworben hatte, galt bis dahin als treuer Unterstützer des 52-Jährigen. Seine Bewerbung offenbarte tiefe Gräben im Lager der Befürworter eines Austritts Großbritanniens aus der EU. Gove (48) hatte Johnson in einem Statement scharf angegriffen. Er glaube nicht, dass dieser "die Führung übernehmen und das Team für die kommenden Aufgaben aufbauen" könne.
Ohne die Unterstützung Goves fürchtete Johnson möglicherweise, nicht ausreichend Rückhalt im Parlament zu bekommen. Der Justizminister gilt als gut vernetzt. Johnson hingegen kann nur auf eine bescheidene Karriere im britischen Unterhaus zurückblicken. In der Brexit-Kampagne hatte Johnson dagegen klar die Führungsrolle inne. Die große Popularität des ehemaligen Londoner Bürgermeister hatte wahrscheinlich entscheidenden Anteil am Sieg des Brexit-Lagers.
Nach Ende der Bewerbungsfrist am Donnerstagmittag waren insgesamt fünf Bewerber im Rennen um die Nachfolge Camerons.
Am Montag sollen die konservativen Abgeordneten aus dem Bewerberfeld zwei Kandidaten auswählen, die sich dann dem Votum der Parteimitglieder stellen. Bis zum 9. September soll der oder die neue Parteivorsitzende und damit auch der neue Regierungschef feststehen.
Eine Woche nach dem Brexit-Schock sind beide großen Parteien im britischen Parlament tief zerstritten in der Führungsfrage. Auch in der Labour-Partei rumort es heftig: Labour-Chef Jeremy Corbyn muss damit rechnen, sich einem erneuten Votum der Parteimitglieder stellen zu müssen. Medienberichten zufolge wollte die Labour-Abgeordnete Angela Eagle noch am Donnerstag ihre Kandidatur um das Amt des Labour-Vorsitzenden bekanntgeben.
/cmy/DP/fbrLONDON (dpa-AFX)
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