29.01.2019 22:13:42
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Börsen-Zeitung: Rückkehr zur Normalität / Kommentar von Dieter Kuckelkorn zur Rückkehr Griechenlands an den Anleihemarkt
Dabei ist das Finanzministerium in Athen mit großer Geschicklichkeit vorgegangen, der Zeitpunkt für die Rückkehr Griechenlands an den Kapitalmarkt war gut gewählt: Wie die jüngsten Emissionen von Spanien mit einem Orderbuch von mehr als 46 Mrd. Euro und Italien mit 35 Mrd. Euro zeigen, reißen sich derzeit die Anleger um die Staatsanleihen südeuropäischer Staaten. Zudem wurde eine Woche gewählt, in der umfangreiche Rückzahlungen anstehen - investierbare Mittel sind am Markt also mehr als ausreichend vorhanden. Und schließlich konnte die griechische Regierung auch darauf hinweisen, dass sie auf den Emissionserlös eigentlich gar nicht angewiesen ist, verfügt sie doch über Barreserven von 26 Mrd. Euro - denn wie jeder Bankkunde weiß, ist es wesentlich leichter, sich Geld zu leihen, wenn man eigentlich gar keines benötigt. Insofern war es das eigentliche Ziel dieser Emission, zu unterstreichen, dass Griechenland nach dem Abschluss der Hilfsprogramme in jeder Hinsicht wieder ein ganz normaler Eurozonen-Staat geworden ist.
Allerdings ist die Staatsverschuldung des Landes mit 182 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nach wie vor ungesund hoch, auch wenn sich, wie Union Investment errechnet hat, der Zinsdienst mit 3,5 % des BIP im normalen europäischen Rahmen bewegt. Und im Zeitalter der gelben Westen und des Aufstiegs populistischer Protestbewegungen sollte auch nicht übersehen werden, dass die Regierung in Athen entgegen ihren ursprünglichen Wahlversprechungen der Bevölkerung mit einer harten Austeritätspolitik sehr hohe Opfer abverlangen musste und noch viele Jahre abverlangen wird. Wie Italien zeigt, reicht schon ein aus Sicht Brüssels und der Märkte unerwünschtes Wahlergebnis aus, um Erinnerungen an die Schuldenkrise wach werden zu lassen. Die augenscheinliche Normalität könnte sich dann schnell als Illusion erweisen.
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