20.10.2015 22:57:37
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Börsen-Zeitung: Quantitative Verlockung, Kommentar zur EZB von Mark Schrörs
Zum einen haben ohne Frage die Risiken für Wachstum und Inflation zugenommen. Bislang aber präsentiert sich die Euro-Wirtschaft relativ widerstandsfähig, und in China scheint die Lage nicht so düster zu sein wie im Sommer oft befürchtet. Wenn das Euro-Wachstum im Schlussquartal minimal schwächer ausfallen sollte, ist das jedenfalls kein Grund, gleich die Keule "QE2" auszupacken. Gleiches gilt für die Inflation. Natürlich ist das Absacken auf -<ET>0,1<ET>% im September unschön. Grund dafür ist aber der gesunkene Ölpreis. Wenn es nicht mit dem Teufel zugeht, sollte die Rate nun allein wegen Basiseffekten anziehen. Bis das EZB-Ziel von knapp 2<ET>% erreicht ist, dauert es wohl länger als gehofft. Aber auch das ist kein Anlass für eine Überreaktion. Auf jeden Fall ist die niedrige Inflation nicht gleich "besorgniserregend", wie Spaniens Notenbankchef Luis María Linde gestern sagte. Die EZB sollte die Lage nicht schwärzer malen, als sie ist. Das führt nur zu Attentismus.
Zum anderen ist zweifelhaft, was mehr QE bringen würde. Die Kapitalmarktzinsen sind bereits extrem niedrig. Ob die EZB den Euro noch einmal deutlich drücken kann, ist fraglich - weltweit verspürt derzeit keiner Lust auf Aufwertung seiner Währung. Und für die Inflation sind aktuell die Rohstoffpreise entscheidend. Eine vorschnelle Lockerung kann auch rasch zum Zeichen der Hilflosigkeit werden.
Statt dem aktuellen Flirt mit mehr QE Taten folgen zu lassen, sollten die EZB-Granden noch viel expliziter als bislang die Politik in die Pflicht nehmen. Strukturreformen sind das Gebot der Stunde. Sollte es Impulse für die Nachfrage brauchen, ist die Fiskalpolitik gefragt. Zukunftsgerichtete Investitionen könnten ein Mittel sein. Der Blick darf nicht immer nur Richtung EZB und Geldpolitik gehen. Wenngleich das Management der Markterwartungen aktuell eine große Herausforderung ist, sollte die EZB jegliche Vorfestlegung auf mehr QE vermeiden: Die EZB darf nicht vollends zur Getriebenen der Märkte werden. Das wäre verheerend.
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