24.02.2015 22:53:01
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Börsen-Zeitung: Noch tragbar, Kommentar zur Tarifeinigung von Stephan Lorz
Für die Metallbranche insgesamt scheint der Abschluss, der als einer der höchsten in den vergangenen Jahren gilt, angesichts anhaltender Absatzerfolge aber trotzdem noch tragbar zu sein. Zumal die Produktivität in den Betrieben durch den sich jetzt anbahnenden neuen Investitionszyklus erhöht wird: Während der Ausstoß von Produkten je Zeiteinheit 2012 und 2013 noch gesunken war, hat er 2014 nach Arbeitgeberangaben wieder um 1,5% zugelegt. Angesichts steigender Anlageninvestitionen und verstärkter Anstrengungen in Richtung neuer Produktionsprozesse (Stichwort Industrie 4.0) dürften die Produktivitätsgewinne im laufenden Jahr sogar noch höher ausfallen. Das erweitert den finanziellen Spielraum der Unternehmen deutlich.
Die Konkurrenz der Industriegewerkschaften zu den berufsständischen Spezialgewerkschaften hat wohl ebenfalls zum hohen Abschluss beigetragen: Ärzte, Piloten und Lokführer heimsten zuletzt exorbitante Tarifsteigerungen ein. Dahinter will die IG Metall, die eine recht heterogene Mitgliederschar vertritt, selbstverständlich nicht weit zurückbleiben, sonst verliert sie an Attraktivität. Und solange die Entsolidarisierung in der Gewerkschaftswelt, die anfangs von den Arbeitgebern noch freudig begrüßt worden war, weiter anhält, werden die großen Industriegewerkschaften auch künftig eine härtere Verhandlungsführung an den Tag legen, als den Unternehmern lieb ist. Für die Konjunktur in Deutschland wirkt der Tarifabschluss in der Metallindustrie zunächst wie ein Turbo. Die anderen Branchen werden sich des Signaleffekts der Metallbranche nicht entziehen können und Abschlüsse in ähnlicher Größenordnung anstreben. Die laufenden Verhandlungen in der Chemiebranche und im öffentlichen Dienst deuten bereits in diese Richtung. Das wird die Kaufkraft stärken, die Nachfrage in die Höhe treiben und das Wachstum wetterfest machen - wovon wiederum die Unternehmen profitieren.
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