21.11.2017 22:37:56
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Börsen-Zeitung: Kartellkrimi in der Vertikalen, Kommentar zu AT&T von Stefan Paravicini
Die Auseinandersetzung zwischen dem Präsidenten und dem Nachrichtensender hat die insgesamt mehr als 100 Mrd. Dollar schweren Übernahmepläne von AT&T für die CNN-Mutter Time Warner längst zum Politikum gemacht. Zunächst hatte es danach ausgesehen, dass der Telekomkonzern mit dem vor einem Jahr angekündigten Kauf auf keinen Widerstand der Wettbewerbsbehörden stoßen würde. Jetzt gab das US-Justizministerium bekannt, dass die Kartellwächter der Behörde gegen die Transaktion vor Gericht ziehen werden. Zuvor war AT&T auf die Forderung, Assets wie CNN abzugeben, nicht eingegangen und hatte angekündigt, für den Fall einer Blockade der Frage nachzugehen, ob Trump politisch interveniert habe.
Will AT&T-Chef Randall Stephenson, der 2011 mit der Übernahme von T-Mobile US bei den Wettbewerbshütern durchgefallen war, den Deal retten, muss er andere Fragen beantworten. Denn Makan Delrahim, der von Trump nominierte oberste Wettbewerbshüter der US-Justiz, geht mit der Behörde nicht ohne Argumente zum ersten Mal seit 40 Jahren gegen eine sogenannte vertikale Übernahme vor.
Zwar schließen sich mit AT&T und Time Warner keine direkten Wettbewerber in der Horizontalen zusammen, so dass sie in der Produktion und im Vertrieb von Medieninhalten kein zusätzliches Gewicht erhalten. Wer künftig aber nicht nur Inhalte verteilt, sondern selbst über Premium-Content wie die Bezahlsender CNN, HBO, TBS oder Filme der Warner-Studios verfügt, kann in der neuen Medienwelt die Preise diktieren und Wettbewerber wie Verizon und Comcast eher auf eine Diät mit seichter Fernsehkost setzen, lautet das Argument der US-Justiz.
Der Kartellkrimi in der Vertikalen wird bis auf weiteres vor dem gesamten Publikum gezeigt. Derweil buhlen Comcast und Verizon mit Interessenten wie Walt Disney um Inhalte von 21st Century Fox. Die Entscheidung im Fall AT&T und Time Warner wird nicht nur die Zukunft der beiden Unternehmen prägen, sondern auch die Richtung für die weitere Konsolidierung der Telekom- und Medienbranche vorgeben.
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