23.04.2014 21:08:58
|
Börsen-Zeitung: Griechenland III, Kommentar zum Euro-Krisenmanagement von Detlef Fechtner
Natürlich lässt sich trefflich darüber streiten, ob dieses dritte
Hilfspaket - im Vergleich zu den ersten beiden eher ein Hilfspäckchen
im strengen Sinne den Titel "Griechenland III" verdient. Denn nicht
zuletzt der IWF will nicht noch einmal Milliardenkredite gewähren -
allein schon, weil dann die Schuldentragfähigkeit infrage stünde.
Also werden Finanztechniker komplizierte Zahlenwerke aushecken,
Zinsen nochmals senken, Laufzeiten abermals strecken, Notkredite für
Banken in Notkredite für den Staat umwidmen und andere bilanzielle
Kunstfertigkeiten aufbieten, damit Hellas auch 2015 nicht das Geld
ausgeht. Mag sein, dass man das am Ende dann nicht als weiteres
Hilfspaket bezeichnen muss. Aber im Kern ist es das.
Mancher Kritiker des Euro-Krisenmanagements wird sich in seiner Prognose bestätigt fühlen, dass sich die Rettung von Hellas zu einer endlosen Geschichte entwickelt. Mancher Verfechter wird indes dagegenhalten, dass Irland und bald womöglich Portugal belegen, dass es durchaus gelingt, zurück in die finanzpolitische Normalität zu finden. Beide Seiten haben einen Punkt, der sich in zwei aktuellen Zahlen widerspiegelt.
Die eine lautet: Griechenland hat erstmals wieder einen kleinen
Primärüberschuss erwirtschaftet. Es tut sich also etwas, denn das
Land nimmt mehr Geld ein, als es - jenseits von Schuldendienst und
Bankenstützung - ausgibt. Die andere lautet: Griechenland weist, wenn
man alle effektiven Belastungen addiert, nach wie vor ein Defizit von
12,7% aus. Die beiden so unterschiedlichen Zahlen beschreiben die
Lage überaus treffend. Denn es gibt gewiss Fortschritte. Aber es gibt
ebenso gewiss - einen gewaltigen Unterschied zwischen der
Sanierungsfähigkeit der einzelnen Krisenländer. Genauso, wie es vor
zwei Jahren unangemessen war, alle Krisenländer über einen Kamm zu
scheren, wäre es nun unbedacht, das unterschiedliche Tempo der
haushaltspolitischen Sanierung zu ignorieren. Griechenland wird noch
mehr Zeit brauchen.
OTS: Börsen-Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/pm/30377 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion
Telefon: 069--2732-0 www.boersen-zeitung.de
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!