11.07.2017 22:53:56
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Börsen-Zeitung: Ein alter Bekannter, Kommentar zur Bankenunion von Bernd Wittkowski
Guten Morgen und willkommen in der Wirklichkeit! Die Staaten und
damit die Steuerzahler sind längst wieder dabei. Womöglich nicht
unbedingt nur in Italien, wo für die schonende Abwicklung von Veneto
Banca und Banca Popolare di Vicenza bis zu 17 Mrd. Euro an
öffentlichen Geldern aufgerufen wurden. Es waren nicht die ersten und
so schwant dem BVR, dem Verband der deutschen
Kreditgenossenschaften - auch nicht die letzten Fälle. Selbst mit den
Mitteln in den Einlagensicherungstöpfen der deutschen Banken und
Sparkassen, die die EU-Kommission allzu gerne vergemeinschaften
würde, käme man da nicht sehr weit.
Doch von einzelnen Schieflagen und dadurch erforderlichen Rettungs- oder nicht minder teuren Zerschlagungsaktionen einmal abgesehen: Im Zusammenhang mit dem vornehmlich in südeuropäischen Gefilden grassierenden Problem der faulen Kredite (Non-Performing Loans - NPL) weist BVR-Vorstandsmitglied Gerhard Hofmann recht lapidar auf einen entscheidenden Punkt hin, zu dem sich die EU-Finanzminister in ihrem NPL-Aktionsplan auffallend bedeckt halten: Jemand muss die Verluste tragen. Und da kommt natürlich wieder ein alter Bekannter ins Spiel: der Steuerzahler. Fragt sich nur noch, ob der nationale oder eher früher als später doch der europäische. Wie lange wird das Plädoyer von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble gegen eine länderübergreifende Bad Bank Bestand haben?
Aufhorchen lässt Schäubles Lob für die italienische Regierung, die ihre Sache gut gemacht habe - Regeltreue spielt ja anscheinend keine Rolle mehr. Baut da jemand vor für den Fall, dass irgendwann nach der Bundestagswahl Deutschland auf das Verständnis seiner Partner für eine unorthodoxe Interpretation der europäischen Abwicklungsregeln angewiesen sein könnte? Man muss die Vorstellungskraft nicht überstrapazieren, um sich auch solche Szenarien ausmalen zu können.
In der fehlkonstruierten Bankenunion ist offenbar alles möglich. Zum nächsten Gassenhauer könnte eine Vertonung von Shakespeares "Was ihr wollt" werden. Auch dieses Stück handelt von einem äußerst ausgelassenen Treiben, ist aber lustiger als die Realität der Bankenunion.
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Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion
Telefon: 069--2732-0 www.boersen-zeitung.de
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