13.02.2015 20:07:58
|
Börsen-Zeitung: An Gewinnmitnahmen denken, Kommentar zum deutschen Aktienmarkt von Christopher Kalbhenn
Viel Positives eingearbeitet
Die weitere Entwicklung wird nun davon abhängen, ob Letzteres auch Wirklichkeit wird und zudem die Minsker Vereinbarung hält. Beides unterstellt, könnte der Dax, unterstützt von der sich verbessernden konjunkturellen Entwicklung im Euroraum und den bald beginnenden Anleihekäufen der Europäischen Zentralbank, in der Tat in der nächsten Zeit auch noch etwas deutlicher über die Schwelle von 11.000 Zählern steigen. Allerdings werden die Bäume nun auch nicht in den Himmel wachsen. In die Kurse ist mittlerweile eine ziemlich lange Liste guter Nachrichten eingearbeitet worden, so dass sich die Frage stellt, wie gut der "News-flow" noch werden kann.
Gleichzeitig hat die Bewertung mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der Konsensschätzungen für das Jahr 2015 von 14 einen Bereich erreicht, auf dem zwar noch nicht unbedingt das Ende der Fahnenstange erreicht sein muss, negative Nachrichten aber für deutlichere Rückschläge sorgen könnten. Investoren sollten daher darüber nachdenken, bei weiteren Kursavancen damit zu beginnen, schrittweise Gewinne mitzunehmen.
Dies gilt umso mehr, als sich durchaus auch jenseits der
geopolitischen Krisenherde Belastungsfaktoren abzeichnen. So steht
die Leitzinswende in den USA bevor. Die Folge wird unter anderem ein
wenn auch moderater Anstieg - der Anleiherenditen sein, wodurch
Festverzinsliche ihren Nachteil gegenüber Dividendentiteln ein Stück
weit wieder loswerden. Zudem kann es im unmittelbaren Umfeld der
ersten Leitzinserhöhung zu Verunsicherung und stärkeren
Marktschwankungen kommen.
Zu bedenken ist ferner, dass die Schätzungen für die Unternehmensgewinne sinken. Dazu trägt der globale Disinflationstrend bei. Gewinne sind nominale Größen, so dass die weltweit sinkenden Teuerungsraten in Form von Abwärtsrevisionen in die Prognosen eingehen. Im Zentrum stehen die USA. Helvea-Baader wies kürzlich darauf hin, dass die Erwartungen für die Gewinne je Aktie der S&P 500-Unternehmen dieses Jahres, die vor drei Monaten noch zweistellig waren, nun bei nur noch 2,9% liegen. Das Wertpapierhaus befürchtet, dass der Druck von der Preis- und zusätzlich von der Währungsseite die Fähigkeit der Unternehmen, die Erwartungen der Anleger zu erfüllen, weiterhin beeinträchtigen wird.
Auch die DZ Bank verwies am Freitag auf die US-Risiken. Der harte Dollar setzt den großen börsengelisteten US-Unternehmen zu. Die Gesellschaften im S&P 500 erzielten jeden dritten Dollar Umsatz außerhalb der USA und litten deutlich stärker unter der Aufwertung des Greenback als die amerikanische Wirtschaft insgesamt, die nur jeden zehnten Dollar im Ausland umsetze. Der Dollar werde vermutlich auch in den kommenden Monaten weiter zulegen, was sich erneut negativ auf die Gewinnmargen der Auslandsumsätze der Unternehmen auswirken würde.
Gewinnrückgang denkbar
Die Gewinnschätzungen für den S&P 500 selbst befänden sich schon seit geraumer Zeit im Sinkflug. Ursache für diese Bewegung sei der Fall der Rohölpreise, der die Gewinne der großen Energiekonzerne drücke. Inzwischen gingen die Analysten aber dazu über, die Gewinnerwartungen für 2015 auch wegen der Dollar-Stärke zu reduzieren. Wenn der Revisionstrend in den kommenden Wochen anhalte, werde das Gewinnwachstum, bezogen auf das Gesamtjahr 2015, möglicherweise sogar erstmalig seit 2009 wieder negativ ausfallen.
OTS: Börsen-Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/pm/30377 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion
Telefon: 069--2732-0 www.boersen-zeitung.de

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!