14.11.2012 17:05:32
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Börse Stuttgart-News: Trend am Nachmittag
Schuldenkrise verdirbt Anlegern die Stimmung
US-Einzelhandel muss leichten Umsatzrückgang hinnehmen
Der Haushaltsstreit in den USA, Diskussionen um die Unterstützung für Griechenland und Massenproteste gegen die rigide Sparpolitik in Spanien und Portugal zogen die Finanzmärkte auch heute in ihren Bann. Die Anleger warten unterdessen auf positive Lösungen der erwähnten Probleme.
Die schwierige Haushaltslage in den USA steht nun bereits seit mehr als einer Woche unter besonderer Beobachtung. In der größten Volkswirtschaft der Welt laufen zum Jahresende Steuererleichterungen aus. Zudem drohen automatische Ausgabenkürzungen des Staates, wenn sich Präsident Barack Obama und der von den Republikanern dominierte Kongress nicht auf einen neuen Etat einigen sollten. Experten zufolge könnte diese so genannte \"Fiskalklippe\" die USA erneut in die Rezession stürzen.
Der US-Einzelhandel hat im Oktober einen Umsatzrückgang hinnehmen müssen. die Geschäfte hatten 0,3 Prozent weniger in den Kassen als im September. Dies teilte das Handelsministerium in Washington heute mit. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Rückgang um 0,2 Prozent gerechnet. Im Vormonat war allerdings noch ein Zuwachs von 1,3 Prozent festgestellt worden. Würde man den Automobilsektor herausrechnen, hätten die Umsätze im Vergleich zum September stagniert. Die Einzelhandelsdaten gelten als wichtiger Indikator für die Konjunkturentwicklung in den USA, weil deren Wirtschaftsleistung zu mehr als zwei Dritteln vom privaten Konsum abhängig ist.
Die Euro-Staaten und der Internationale Währungsfonds (IWF) ringen derweil weiter um die finanzielle Rettung Griechenlands. Dabei sind sich die Helfer allerdings uneinig. In Spanien und Potugal gingen Millionen von Menschen auf die Straßen, um gegen die Sparpolitik und die hohe Arbeitslosigkeit zu demonstrieren. Generalstreiks legten den öffentlichen Verkehr lahm. Auch in Griechenland, Italien, Frankreich und Belgien protestierten die Menschen gegen die Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen.
Im Fokus standen heutige allerdings auch weitere Quartalszahlen und Nachrichten deutscher Unternehmen. Dabei haben Infineon, RWE und Sky Deutschland für positive Überraschungen gesorgt. Enttäuscht zeigten sich die Börsianer jedoch nach dem Zwischenbericht von Solarworld.
Der Dax notierte am Nachmittag bei 7.090 Punkten mit 1,1 Prozent im Minus. Der Euwax Sentiment lag in dieser Phase allerdings bei plus dreißig Punkten. Die große Entschlossenheit ist bei den kurzfristig orientierten Derivateanlegern heute jedoch nicht zu spüren.
Nach dem Kurseinbruch von gestern und etlichen negativen Analystenkommentaren gab die E.on-Aktie auch heute nach. Sie notierte am Nachmittag bei 14,16 Euro mit 3,3 Prozent im Minus. Derivateanleger kauften allerdings erneut Knock-out-Calls und Call-Optionsscheine und setzen damit offensichtlich auf eine baldige technische Erholung.
Beim Energiekonzern RWE äußerte man sich nach den Zuwächsen in den ersten neun Monaten etwas zuversichtlicher für das gesamte Geschäftsjahr. Der Versorger erwartetnun für das Jahr 2012 ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) und ein betriebliches Ergebnis, das mindestens auf Vorjahresniveau liegen werde. Bisher hatten die Manager Zahlen in der Größenordnung der Ergebnisse im Jahr 2011 erwartet. Für das nachhaltige Nettoergebnis, dass auch für die Höhe der Dividende entscheidend sein dürfte, bleibe es auch bei den bisherigen Annahmen. Zum Ausblick für 2013 wurden keine neuen Angaben veröffentlicht. Eine Sprecherin verwies jedoch darauf, dass der Konzern diesen erst im August bestätigt habe. Die RWE-Aktie notierte am Nachmittag bei 33,02 Euro mit 0,3 Prozent im Plus.
Die geplanten Einsparungen bei Infineon kommen bei Anlegern außerordentlich gut an. Die Aktie des Chipherstellers lag am Nachmittag bei 5,62 Euro mit 7,4 Prozent im Plus. Analysten zufolge sei Infineon trotz des konjunkturellen Abschwungs weiterhin auf einem guten Weg. Als positives Zeichen wurde die geplanten Beibehaltung der Dividende in Höhe von 0,12 Euro pro Aktie hervorgehoben.
Solarworld bekommt den Preisverfall in der Branche immer stärker zu spüren. Der Solarkonzern steckt tiefer in den roten Zahlen als Experten dies erwartet hatten. Solarworld-Chef FRank Asbeck konnte heute auch wenig Hoffnung auf eine schnelle Besserung verbreiten. Nach einem deutlichen Umsatzeinbruch und unerwartet hohen Verlusten im dritten Quartal kündigte er für das Gesamtjahr 2012 neben einem deutlichen Rückgang der Erlöse auch einen deutlichen operativen Verlust an. Deshalb wolle soll nun mit weiteren Kostensenkungen und einem Stellenabbau gegengesteuert werden. Die liquiden Mittel seien bis Ende September um sechzig Prozent auf 232,2 Millionen Euro geschrumpft. Der Aktienkurs brach bis zum Nachmittag um weitere 9,6 Prozent auf 1,13 Euro ein.
Der Bezahlsender Sky hat dagegen den zweiten operativen Quartalsgewinn dieses Jahres erwirtschaftet. Aufgrund eines Kundenzuwachses um 80.000 auf 3,21 Millionen Abonnenten und wegen geringerer Kosten aufgrund des vergleichsweise späten Fußball-Bundesliga-Starts lag das Betriebsergebnis bei 18,6 Millionen Euro. Im zweiten Quartal hatte es bereits 23,0 Millionen Euro betragen. Davor dümpelte der Konzern vier Jahre lang in der Verlustzone herum. Die Sky-Manager bestätigten, dass im Jahr 2013 auch ein operativer Jahresgewinn erzielt werden soll. Dies ist in der zwanzigjährigen Unternehmensgeschichte bisher nun einmal gelungen, nämlich im Jahr des Börsengangs 2005. Der Aktienkurs von Sky sprang bis zum Nachmittag um 9,3 Prozent auf 3,67 Euro nach oben.
Börse Stuttgart TV Die Aktie des Energieriesen E.on brach nach den gestern veröffentlichten Quartalszahlen fast schon dramatisch ein. Dabei waren die Ergebnisse des abgelaufenen Quartals gar nicht so schlecht. Allerdings belastet der Ausblick. Doch warum haben es viele Energieunternehmen derzeit so schwer? Ralf Wiedmann von der Vermögensverwaltung AdVertum sprach darüber im Interview bei Börse Stuttgart TV.
Interview hier abrufbar: https://www.boerse-stuttgart.de/de/boersestuttgarttv/boersestuttgarttv.html?vid =8143
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Quelle: Boerse Stuttgart AG
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