28.07.2014 13:49:31
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Börse straft Wincor-Aktie wegen Prognosesenkung und Rechentricks ab
Von Thomas Leppert
Noch schlimmer hätte es für Wincor Nixdorf kaum kommen können. Seit Monaten gilt es an der Börse als ein offenes Geheimnis, dass der Hersteller von Geldautomaten und Kassensystemen etwas zu optimistisch ins Jahr gestartet ist. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser oder Kepler Cheuvreux erwarteten bereits im Vorfeld der Quartalszahlen, dass Wincor zumindest das Umsatzziel für 2014 nach unten anpasst. Auch die Börse hatte bereits mit wachsendem Pessimismus reagiert. Die Aktie verbilligte sich seit dem Hoch am 28. Februar von 58,07 Euro bis Freitag bereits um fast ein Drittel.
Nun hat Wincor Nixdorf Quartalszahlen vorgelegt, die bei Gewinn und Umsatz spürbar unter den ohnehin gedämpften Erwartungen blieben und musste zudem die eigenen Schätzungen für das Gesamtjahr nach unten korrigieren. So soll der Umsatz stagnieren statt um 4 Prozent zu wachsen und bei der Gewinnprognose griff das Management in die Trickkiste, um die Schwäche nicht ganz so offenkundig werden zu lassen. Damit ist die Korrektur heftiger als befürchtet ausgefallen, was den Kurs um weitere 8 Prozent auf 36,65 Euro in den Keller schickt.
"Für mich ist es vor allem der EBITA-Ausblick, der die Investoren verärgert", so Adrian Pehl, Analyst bei der equinet Bank. Wincor hatte diesen am Morgen nur mit Hilfe eines kleinen Kniffs bestätigen können. Um den Planwert von 155 Millionen Euro in diesem Geschäftsjahr doch noch zu erreichen, rechnete das Unternehmen einen Einmalertrag aus dem Verkauf eines Produktionsgebäudes in Singapur dazu.
"Besser wäre es gewesen, auch das EBITA zu senken", sagt Pehl. Damit hätte Wincor eine klare Trennung zwischen Einmalertrag und fortlaufendem Geschäft vollzogen. Den veranschlagten Verkaufspreis haben die Paderborner offiziell nicht genannt. Die Commerzbank kalkuliert indes mit 15 Millionen Euro, womit die EBITA-Prognose de facto um 10 Prozent gekappt werden würde.
Nach der heftigen Enttäuschung am Morgen müssen die Analysten jetzt ihre Hausaufgaben machen und ihre Schätzungen anpassen. Die Richtung ist klar: Hauck & Aufhäuser hat bereits das Kursziel auf 51 von zuvor 62 Euro eingedampft. Equinet (bislang Buy mit Kursziel 53 Euro) und die DZ-Bank (bislang Buy und fairer Wert 53 Euro) haben ihre Einstufung zunächst auf "Under Review" gesetzt. Weitere Banken dürften folgen.
Schwierig dürfte es für Wincor Nixdorf werden, das verlorene Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Derzeit spricht wohl nur ein Argument für die Aktie. Auf dem aktuell gedrückten Kursniveau, so hat die Commerzbank errechnet, liegt die erwartete Dividendenrendite bei ordentlichen 4 Prozent.
Mitarbeit: Hans-Joachim Koch
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/thl/smh
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July 28, 2014 07:19 ET (11:19 GMT)
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