Börse jubelt |
02.01.2014 15:30:03
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Fiat verleibt sich Chrysler komplett ein
FINANZIERUNG ÜBERZEUGT ANALYSTEN
Auch Analyst Max Warburton von Bernstein Research zog seinen Hut vor dem Fiat-Boss: "Marchionne hat in seinen Weihnachtsferien auf jeden Fall härter gearbeitet als wir", schrieb er und hob die Details des Geschäfts hervor. Insgesamt zahlt Fiat dem Gesundheitsfonds der nordamerikanischen Autogewerkschaft UAW für die restlichen 41,5 Prozent der Chrysler-Anteile 4,35 Milliarden Dollar (3,16 Mrd Euro).
Aus eigener Kasse müssen die Italiener zunächst aber nur 1,75 Milliarden Dollar hinlegen. Weitere 1,9 Milliarden kommen aus den Rücklagen von Chrysler, die restlichen 700 Millionen werden in Raten über vier Jahre abgestottert. Damit benötige Fiat voraussichtlich keine Kapitalerhöhung, um den Kaufpreis zu stemmen, teilten die Italiener mit. Am 20. Januar sollen die Anteile den Besitzer wechseln.
FIAT WILL AN CHRYSLERS RÜCKLAGEN
Fiat und der Gewerkschaftsfonds hatten heftig um den Preis für die restlichen Chrysler-Aktien gestritten und sogar Gerichte in den USA beschäftigt. Als letzter Ausweg galt ein Börsengang der US-Tochter, über den ein fairer Preis für den Verkauf bestimmt werden sollte. Doch dieser Umweg hätte den Zusammenschluss wohl noch länger verzögert - und ist jetzt hinfällig.
Neben den möglichen Synergien durch eine engere Zusammenarbeit dürfte es Marchionne vor allem auf Chryslers prall gefüllte Kasse abgesehen haben. Rund zwölf Milliarden US-Dollar hat die US-Tochter auf der hohen Kante - Geld, das Fiat dringend braucht, um sein darbendes Europageschäft in Gang zu bringen und den überfälligen Neustart seiner sportlichen Marke Alfa Romeo anzuschieben.
GEHT MARCHIONNES WINTERSCHLAF-STRATEGIE AUF?
So könnte mit der Übernahme auch Marchionnes aus der Not geborene Strategie aufgehen. Der hatte im Gegensatz zu Konkurrenten wie Volkswagen oder PSA Peugeot Citroen in der europäischen Absatzkrise nicht auf teure Modelloffensiven gesetzt - sondern auf einen eisernen Sparkurs. Das riskante Kalkül: Mit neuen Modell soll Fiat erst punkten, wenn in Europa die Nachfrage wieder anzieht. Allerdings dürften die Verluste auf dem Heimatkontinent dem Fiat-Boss kaum eine andere Wahl gelassen haben, als eine Art Modell-Winterschlaf zu halten.
Rechtzeitig zu den ersten zaghaften Anzeichen einer Erholung in Europa hat Marchionne nun aber frisches Geld für neue Modelle und große Investitionen in Aussicht. Schon Im Dezember hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg aus Konzernkreisen erfahren, dass Fiat neun Milliarden Euro in die Hand nehmen wolle, um seine veraltete Modellpalette in Europa aufzupeppen und in Richtung Oberklasse zu drücken.
2009 BEI CHRYSLER EINGESTIEGEN
Das dürfte jetzt im engen Verbund mit Chrysler machbar sein. "Dank der einheitlichen Besitzverhältnisse können wir nun unsere Vision eines globalen Autobauers umsetzen", erklärte Marchionne am Mittwoch. Zusammen kamen beide Seiten 2012 auf rund vier Millionen verkaufte Autos. Während Fiat seine Wagen vor allem in Europa und Lateinamerika verkauft, ist Chrysler aus Auburn Hills nahe Detroit in Nordamerika stark. Zu dem Gesamtkonzern gehören auch die Marken Lancia und Abarth sowie Jeep, Dodge und Ram.
Die Italiener waren 2009 bei Chrysler eingestiegen, als der US-Hersteller in der Wirtschaftskrise in die Insolvenz schlitterte und vom amerikanischen Steuerzahler gerettet werden musste. Fiat bot technisches Know-how an und erhielt im Gegenzug immer mehr Anteile. Die Partnerschaft erwies sich trotz aller Unkenrufe als Erfolg: Chrysler schreibt seit mehr als zwei Jahren Gewinne und half Fiat, die Einbrüche in Europa zu überstehen./mmb/das/fn/fbr
TURIN/AUBURN HILLS (dpa-AFX)
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