DAX
22.12.2015 16:55:41
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Börse Frankfurt-News: Zehn Überraschungen des Jahres 2016(Hüfners Wochenkommentar)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 22. Dezember 2015. Wie immer zum Abschluss des Jahres überlegt Hüfner zehn sehr unwahrscheinliche Dinge, die 2016 passieren könnten. Wird George Clooney Präsident der Vereinigten Staaten? Verbietet die Bankenaufsicht Fintechs?
Dies ist das elfte Jahr, in dem ich diese Überraschungen schreibe. Was ich in dieser Zeit gelernt habe: Man kann sich noch so abwegige und vielleicht dumme Dinge ausdenken. Die Realität ist oft noch kreativer. Vor einem Jahr hat wohl niemand mit dem Stottern der US-Konjunktur und einer Verschiebung der Zinserhöhung auf den letztmöglichen Termin des Jahres gerechnet. Trotzdem kam es.
Wo wird die Realität wohl diesmal meine Thesen einholen? Wie immer gilt das "Caveat": Dies sind keine Prognosen. Die einzelnen Szenarien sollen auch kein in sich konsistentes Bild ergeben. Es sind Gedankenspiele. Manchmal überwiegen die Gedanken, manchmal das Spielerische. Also nehmen Sie es nicht zu ernst, aber wundern Sie sich nicht, wenn manches doch eintritt.
Erstens: DAX fällt auf 5.000 Punkte
Nach sieben Jahren Aufschwung platzt die Blase an den Aktien- und Rentenmärkten. Der DAX fällt auf einen Stand von 5.000 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen geht auf 3 Prozent nach oben. Wertpapierbesitzer fühlen sich betrogen, weil man sie nicht auf die Gefahren hingewiesen hat. Sparbuchbesitzer jubeln, weil ihre Entscheidung, keine Aktien zu kaufen, doch richtig war. Analysten streiten sich um den Titel, wer den Crash als erster vorausgesagt hat.
Zweitens: Fintechs werden verboten
Die Bankaufsicht in Deutschland verbietet die Fintecs. Das Bankgeschäft sei für die Volkswirtschaft zu wichtig, als dass man es so kleinen Firmen überlassen könne, die man im Übrigen wegen ihrer Vielfalt auch nicht richtig kontrollieren könne. Die Banken beteuern, dass sie mit dieser Entscheidung nichts zu tun haben. Sie bieten den Fintechs an, unter dem Dach ihrer Häuser zu arbeiten. Sie dürften dabei auch die hauseigene IT benutzen. Die Fintecs lassen sich darauf nicht ein und gehen stattdessen ins Ausland.
Drittens: GroKo platzt wegen Neuwahlen
Die Große Koalition in Deutschland bricht auseinander. Aber nicht, weil sich die Parteien verkrachen, sondern weil die Kanzlerin die 2017 anstehenden Wahlen vorziehen will. Sie befürchtet, dass die Probleme mit den Flüchtlingen so groß werden könnten, dass sie dann um ihre Mehrheit bangen müsste. Der Bundespräsident zögert mit der Auflösung des Parlaments. Die AfD will dagegen klagen.
Viertens: Keine EM
Die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich wird abgesagt. Grund sind aber nicht mögliche terroristische Gefahren. Die TV-Übertragungsrechte sind zu teuer geworden. Die öffentlichen Fernsehanstalten können sich die Kosten nicht mehr leisten. Es gibt einen Aufschrei in der Bevölkerung. Finanzminister Schäuble bringt eine Fußballsteuer ins Gespräch, mit der die Fernsehrechte finanziert werden könnten.
Fünftens: Flüchtlinge kehren um
Das Flüchtlingsdrama wird auf unerwartete Weise gelöst. Die Migranten kehren in ihre Länder zurück. Sie fühlen sich in Deutschland nicht wohl. Das Klima ist zu schlecht, die Sprache zu schwer. Sie können sich keine neue Existenz aufbauen, weil sie nicht arbeiten dürfen. Die Deutschen sind verdutzt. Sie wissen nicht, was sie mit den neu gebauten Unterkünften machen sollen. Es fehlt an Bewerbern für einfache Arbeiten. Die Konjunktur bricht wegen mangelnder Nachfrage zusammen.
Sechstens: Globale Wachstumsschwäche
Der Aufschwung der Weltwirtschaft setzt sich nicht fort. Es gibt eine ausgeprägte Konjunkturabschwächung, ausgelöst von den Schwellen- und Entwicklungsländern und verstärkt durch China, Japan und die USA. Die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve ist gezwungen, die Zinserhöhung zurückzunehmen. Die Europäische Zentralbank jubelt, weil ihre Kritiker doch nicht recht hatten. Sie erhöht die Wertpapierkäufe noch einmal.
Siebtens: Stress zwischen Russland und USA
Beim Krieg gegen den IS im Nahen Osten stoßen ein russischer und ein US-amerikanischer Bomber zusammen. Niemand weiß, wer schuld ist. Russland droht mit dem Einsatz von Atombomben gegen Amerika. Die Welt steht kurz vor einem neuen Weltkrieg. Erst in letzter Minute findet sich glücklicherweise eine Lösung.
Achtens: BMW baut Teslas
BMW tut sich mit der US-amerikanischen Autofirma Tesla zusammen und baut Elektroautos, die billiger sind und mit einer Batterie mehr als 500 km fahren können. Der Absatz übersteigt alle Erwartungen. Deutschland gewinnt seinen Ruf als innovativster Autobauer der Welt zurück. Dafür sind noch nicht einmal staatliche Subventionen nötig.
Neuntens: Clooney for President
Der US-amerikanische Schauspieler George Clooney verkracht sich mit seinem Werbepartner Nespresso. Angesichts des Chaos bei den republikanischen Präsidentschaftsbewerbern bewirbt er sich um das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Die Partei ist begeistert. Sie sieht die Möglichkeit, sich endlich von Donald Trump zu lösen.
Zehntens: China erzwingt steigende Aktienpreise
Die chinesische Regierung ist zunehmend unzufrieden mit der Wirtschaft und den Finanzen des Landes. Schließlich greift sie zu radikalen Mitteln. Sie verhaftet den Chef der Shanghaier Börse. Sie wirft ihm vor, sich nicht genug für den Anstieg der Aktienkurse einzusetzen. Er muss so lange im Gefängnis bleiben, bis der Shanghai Composite-Index wieder auf 5.000 Punkte kommt.
Elftens?
Die Bildung der Deutschen wird immer schlechter. Vor allem an technischen und mathematischen Fähigkeiten fehlt es. Damit man das nicht so sehr merkt, schaffen die Schulen die "MINT"-Fächer ab. Da kann es dann schon passieren, dass man sich bei den Überraschungen verzählt...
Über den Author
Dr. Martin W. Hüfner ist Chief Economist bei Assenagon. Viele Jahre war er Chefvolkswirt der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG und Senior Economist der Deutschen Bank AG. Er leitete fünf Jahre den renommierten Wirtschafts- und Währungsausschuss der Chefvolkswirte der Europäischen Bankenvereinigung in Brüssel. Zudem war er über zehn Jahre stellvertretender Vorsitzender beziehungsweise Vorsitzender des Wirtschafts- und Währungsausschusses des Bundesverbandes Deutscher Banken und Mitglied des Schattenrates der Europäischen Zentralbank, den das Handelsblatt und das Wallstreet Journal Europe organisieren. Dr. Martin W. Hüfner ist Autor mehrerer Bücher, unter anderem "Europa - Die Macht von Morgen" (2006), "Comeback für Deutschland" (2007), "Achtung: Geld in Gefahr" (2008) und "Rettet den Euro!" (2011).
Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.
Dr. Martin W. Hüfner ist Chief Economist bei Assenagon. Viele Jahre war er Chefvolkswirt der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG und Senior Economist der Deutschen Bank AG. Er leitete fünf Jahre den renommierten Wirtschafts- und Währungsausschuss der Chefvolkswirte der Europäischen Bankenvereinigung in Brüssel. Zudem war er über zehn Jahre stellvertretender Vorsitzender beziehungsweise Vorsitzender des Wirtschafts- und Währungsausschusses des Bundesverbandes Deutscher Banken und Mitglied des Schattenrates der Europäischen Zentralbank, den das Handelsblatt und das Wallstreet Journal Europe organisieren. Dr. Martin W. Hüfner ist Autor mehrerer Bücher, unter anderem "Europa - Die Macht von Morgen" (2006), "Comeback für Deutschland" (2007), "Achtung: Geld in Gefahr" (2008) und "Rettet den Euro!" (2011).
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© 22. Dezember 2015
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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