12.06.2013 16:13:34
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Börse Frankfurt-News: Währungshüter bestimmen das Bild (Devisen)
Der Euro-Schwächeanfall vom vergangenen Monat scheint erst einmal überwunden. Die Gemeinschaftswährung legte auf breiter Front zu und notiert derzeit gegenüber dem US-Dollar um die Marke von 1,33. "Einige Konjunkturindikatoren aus dem Euroraum fielen freundlicher aus", begründet die Helaba. Zudem habe die Europäische Zentralbank von weiteren expansiven geldpolitischen Maßnahmen abgesehen.
Vorschusslorbeeren für US-Dollar
Die Schwankungen zwischen Euro und US-Dollar sind nach Auffassung von Mario Jung von der DekaBank vor allem Spiegelbild der wechselnden geldpolitischen Erwartungen diesseits und jenseits des Atlantiks. "Triebfedern sind Diskussionen über einen möglichen negativen Einlagensatz im Euroraum und das Zurückfahren des Anleihen-Aufkaufprogramms vonseiten der Federal Reserve." Gute Wachstumsaussichten für die amerikanische Wirtschaft, die allmähliche Rückführung der lockeren Geldpolitik der Fed und ein zunehmender Zinsvorsprung werden den Dollar unterstützen. "Dadurch wird die Luft für den Euro dünner." Gegen Jahresende erwartet Jung einen Euro-Kurs um 1,26 gegenüber dem US-Dollar.
Zinspolitik kein Gradmesser
Die Auffassung, dass die EZB ihre monetären Zügel lockere während bei der Federal Reserve ein Ende der lockeren Geldpolitik in Sicht sei, teilt die HSH Nordbank nicht. Die US Notenbank diskutiere zwar, das Anleihen-Kaufprogramm allmählich zurückzufahren. Dies bedeute aber nicht, dass die Fed den Märkten Liquidität entziehen wolle. "Sie beabsichtigt lediglich, nicht mehr ganz so viel Geld in die Märkte zu pumpen." Reduziere die US-Zentralbank ihre Anleihekäufe in Höhe von 85 Milliarden US-Dollar beispielsweise auf 65 Milliarden US-Dollar, stiege die Bilanzsumme weiterhin kräftig an.
Euro im Vorteil?
Die Argumentation für einen stärkeren US-Dollar und einen schwächeren Euro steht deshalb nach Ansicht der HSH Nordbank auf eher wackligen Füßen und verweist auf die monatliche Veränderung der Bilanzsumme der beiden Notenbanken. In Zeiten der Nullzinspolitik böte diese einen besseren Maßstab für den Grad der geldpolitischen Lockerung. "Sie bildet die Liquidität ab, die in die Märkte gepumpt wird." Danach sinke die Bilanzsumme der EZB während die der Fed weiter steige. "Tatsächlich betreibt die Fed nach wie vor eine expansive Geldpolitik während die EZB ihre Zügel strafft."
Europäische Banken gäben gegenwärtig freiwillig die von der EZB ausgeliehenen Mittel an diese zurück, was sich in den kommenden Monaten vermutlich fortsetzen werde. Sollten sich zudem die Erholungssignale im Euroraum verdichten, spreche dies für einen stärkeren Euro und leichteren US-Dollar.
Japanischer Yen legt zu
Wieder nach vorn ging es mit dem japanischen Yen. Für einen Euro sind gegenwärtig rund 128 Yen fällig, vor einem Monat waren dies noch 132 Yen. Einen überzeugenden Grund für eine Yen-Euphorie gibt es Jung zufolge aber nicht. "Die Strukturprobleme im Land sind nach wie vor ungelöst und das Inflationsziel von unter 2 Prozent ist in Frage gestellt. Daher dürften weitere expansive Schritte der japanischen Notenbank kommen." Auch die Helaba sieht den Aufwind eher in einer technisch überverkauften Situation für die japanische Währung begründet. Auf Sechsmonatssicht prognostiziert Jung mit einem Kurs von 135 Yen wenig Veränderung gegenüber dem Euro. "Die Abwertung zum US-Dollar wird vermutlich stärker ausfallen."
Hingegen verweist die HSH Nordbank auf "Abenomics". Mit der dritten Säule des japanischen Konjunkturprogramms habe Regierungschef Abe ein Bündel von Maßnahmen angekündigt. Dazu gehöre die Deregulierung von Wirtschaftszweigen, die Förderung privater Investitionen und die Förderung von Frauen im Arbeitsmarkt, die allesamt auf den Anstieg des jährlichen Pro-Kopf-Einkommens zielten.
Schweizer Wirtschaft zeigt Stärke
Verhältnismäßig viel Bewegung gab es zwischen dem Währungspaar Schweizer Franken und Euro. Für einen Euro mussten zwischenzeitlich rund 1,26 Franken hingelegt werden, so viel wie seit Mai 2011 nicht, wie Jung bemerkt. "Die in den vergangenen Wochen von Notenbankpräsident Jordan ins Spiel gebrachte mögliche Anhebung des Mindestkurses gegenüber dem Euro hat den Franken schwächer werden lassen. Allerdings scheint eine solche massive Intervention erst einmal unwahrscheinlich zu sein, auch aufgrund soliden wirtschaftlichen Daten in der Schweiz." Problematisch blieben allerdings die negativen Inflationsraten in der Schweiz. Derzeit kostet ein Euro mit rund 1,23 Franken wieder etwas weniger. Innerhalb des kommenden Jahres sieht Jung den Wechselkurs der beiden Währungen zwischen 1,24 und 1,26 Franken.
Australischer Dollar
Abwärts ging es mit dem australischen Dollar gegenüber dem Euro und dem US-Dollar. Enttäuschende australische Konjunkturdaten und die Erwartung einer weiteren Leitzinssenkung durch die australische Notenbank hätten die Währung des Landes zwischenzeitlich auf den tiefsten Wert seit März 2011 einbrechen lassen. Auch belasteten die niedrigen Rohstoffpreise. Jung erwartet zunächst ein stabiles Niveau von 1,40 und mittelfristig 1,35 australische Dollar für einen Euro.
© 12. Juni 2013/Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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