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12.09.2016 16:07:40
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Börse Frankfurt-News: Tragfähigkeit im Test (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 12. September 2016. Nach den Verlusten der vergangenen Woche mahnen technisch orientierte Analysten zur Vorsicht. Nach Ansicht vieler Ökonomen hat die EZB Die allgemein erwartete zusätzliche geldpolitische Spritze lediglich auf später vertagt.
Während der DAX schwächere Konjunkturdaten in den vergangenen Wochen gut weggesteckt hat, reagierten Anleger enttäuscht auf das Ausbleiben weiterer geldpolitischer Lockerungen vonseiten der EZB. Der Deutsche Aktienindex verlor gegen Ende vergangener Woche rund 1,66 Prozent und verabschiedete sich am Freitag mit 10.573 Punkten aus dem Handel. Auf Wochensicht steht ein Minus von 1,55 Prozent zu Buche. Am Montagmorgen steht der DAX noch tiefer bei 10.377 Punkten fast 2 Prozent im Minus.
Ulf Krauss von der Helaba wertet die EZB-Stillhaltetaktik als durchaus positiv. Die Währungshüter signalisierten damit, dass sie beispielsweise das Brexit-Votum bislang als nicht so gravierend einstufen. "Vielleicht wollte der EZB-Rat aber auch nur die Entscheidung der US-Notenbank am 21. September abwarten." Die Verlängerung des Anleihen-Kaufprogramms über den März 2017 hinaus ist für den Helaba-Analysten mit der jüngsten Entscheidung keineswegs vom Tisch. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", meint Krauss.
Dieser Einschätzung folgt auch Chris-Oliver Schickentanz. Angesichts der Medienreaktionen wie "EZB-Chef Draghi enttäuscht die Märkte" erinnert der Commerzbank-Analyst daran, dass die Zufriedenstellung der Kapitalmärkte nicht zu den primären Aufgaben der Europäischen Zentralbank gehört. "Ihr Ziel ist es auch nicht, DAX und Euro Stoxx 50 auf möglichst hohe Indexniveaus zu hieven." Die Währungshüter kümmerten sich um Preisstabilität, der sie seit dem letzten Maßnahmenpaket ein Stück näher gekommen seien. "Insoweit bestand gar kein Grund, neue Kaninchen aus dem Hut zu zaubern", urteilt Schickentanz, der nun im Dezember mit einer zeitlichen Ausweitung der Anleihen-Käufe rechnet. "Die Nullzinsphase ist somit noch lange nicht zu Ende."
Kurspotenzial begrenzt
Nach der Sommerpause geben sich die Notenbanken übrigens die Klinke in die Hand. "Nachdem vergangene Woche die schwedische Riksbank, die polnische Notenbank, die Bank of Canada und die EZB nichts an ihrer Geldpolitik geändert haben, folgen nächste Woche die Sitzungen in der Schweiz, Großbritannien und Russland", zählt Schickentanz auf. Die Bank of England werde angesichts besser als erwarteter Konjunkturdaten vermutlich ebenfalls eine ruhige Hand beweisen.
Spannender würde dann das Treffen der US-Notenbanker am 21. September. Für das weitere Vorgehen der Federal Reserve zählten in dieser Woche anstehende Konjunkturbarometer. Allerdings erwartet die Commerzbank, dass die Daten in Summe nicht überzeugend genug sind für einen weiteren US-Zinsschritt bereits im September. Mit einem größeren Wurf rechneten Anleger aus Japan. Immerhin habe Notenbank-Präsident Kuroda betont, dass die Zinsuntergrenze bei weitem noch nicht erreicht sei.
Für die kommenden Wochen erwartet Schickentanz zunächst eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung für hiesige Aktien, bevor die Märkte im vierten Quartal noch einmal etwas an Fahrt aufnehmen würden.
Solides Fundament
Auch die Charts interpretiert Karen Szola mit einer Prise Optimismus. Nach dem Sprung über die massive Hürde um 10.400 Punkte von Anfang August sei der DAX weiter gen Norden geklettert und habe danach recht zügig den dominierenden Abwärtstrend überwunden. "Das Jahreshoch wurde am 15. August bei 10.802 Zählern auf Intraday-Basis markiert - allerdings unter sehr dünnen Handelsumsätzen." Dabei sei auch die große Kurslücke von Anfang Januar geschlossen und die Barriere aus dem Weg geräumt worden.
"Aktuell sehen wir beim DAX eine Konsolidierung, die seitwärts verläuft", urteilt die technische Analystin von Euro am Sonntag und Börse Online. Dabei sei der überwundene Abwärtstrend um 10.400 Zähler von oben getestet worden und habe sich als zusätzliche bereits bestätigte Unterstützung erwiesen. Dieser Halt muss nach Auffassung von Szola jetzt unbedingt verteidigt werden. "Neue Aufwärtsdynamik entsteht, wenn die jüngsten Bewegungshochs bei 10.780 Zählern und nachfolgend das DAX-Jahreshoch übersprungen werden."
Ein Bruch der Haltregion um 10.400 DAX-Punkte könnte Szola zufolge nicht nur den Test der darunter liegenden Unterstützung um 10.200 Zähler im Sinn haben. "Vielmehr sollte dann die 200-Tage-Linie bei aktuell 10.049 Punkten ins Visier geraten." Werde auch diese unterschritten, kehre der DAX in die alte Seitwärtszone zwischen etwa 10.000 bzw. 9.800 und 8.900 bzw. 9.000 Zählern zurück, die seit Ende 2013 immer wieder als zuverlässiges Auffangbecken diene. "Das Chartbild wäre in dem Fall wieder neutral und zur Stabilisierung geeignet." Weitere Unterstützungen innerhalb dieser Haltezone macht Szola bei 9.600, 9.400, 9.200 und 9.130 Punkten aus.
"Unterm Strich könnten schon bald turbulente Tage auf den DAX zukommen. Dann wird sich herausstellen, ob das geformte Fundament wirklich so tragfähig ist, wie es augenblicklich scheint."
Kurzfristige Abwärtsrisiken
Für Christian Schmidt von der Helaba spielt der Bereich um 10.447 DAX-Punkte ebenfalls eine tragende Rolle. Zuletzt sei die bei 10.622 verlaufende 21-Tagelinie stark umkämpft worden und weise mittlerweile eine fallende Tendenz auf. Zudem sei beim DMI ein Verkaufssignal ausgelöst worden, wodurch sich das kurzfristige Bild eintrübe. "Insofern könnten die Unterstützungen bei 10.570 und 10.447 Zählern in den Fokus rücken." Letztere Marke stelle gleichzeitig einen Pivot Point sowie die Nackenlinie einer M-Formation dar. "Sollte dieser Unterstützungsbereich durchbrochen werden, droht ein schneller Rücksetzer in Richtung von 10.092 Punkte."
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Dienstag, 13. September
4.00 Uhr. China: Industrieproduktion August. Der Anstieg des offiziellen chinesischen Einkaufsmanagerindex von 49,9 auf 50,4 Punkte sieht die DekaBank als Indiz für eine leichte Beschleunigung des Wachstums der chinesischen Industrieproduktion, die vermutlich auf Jahresbasis von 6,0 auf 6,1 Prozent zugelegt habe. Die Investitionsschwäche im verarbeitenden Gewerbe und die Notwendigkeit des Kapazitätsabbaus in der Stahl- und Kohleindustrie sprächen dafür, dass die Industrieproduktion auch in den kommenden Monaten hinter der Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts bleibt. Erfreulich entwickele sich nach wie vor der private Konsum. Bei den Einzelhandelsumsätzen erwartet die DekaBank im August ein Plus von 10,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Freitag, 16. September
16.00 Uhr. USA: Konsumentenvertrauen September. Unter den zahlreichen US-Daten in dieser Woche bemisst die HSBC dem Konsumentenvertrauen die höchste Bedeutung bei, wobei die Analysten der Großbank von einem Ende des seit Mai zu beobachtenden Abwärtstrends des entsprechenden Index der Universität Michigan im September ausgeht. Mit erwarteten 90,6 Punkten stabilisiere sich der Wert leicht oberhalb des Vormonatsniveaus, womit der Konsum konstruktiv bleibe.
Beim Verarbeitenden Gewerbe zeichne sich in den USA hingegen noch keine deutliche Besserung ab. Für die gesamte Industrie gehen die HSBC-Analysten im August von einer leicht um 0,1 Prozent rückläufigen Produktion aus. Höhere Energiepreise und einer Belebung der Investitionstätigkeit in diesem Bereich würden in den kommenden Monaten aber zu mehr Dynamik in der US-Wirtschaft beitragen.
von: Iris Merker
12. September 2016
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