18.05.2016 16:10:43

Börse Frankfurt-News: "Sorglos in den heißen Sommer" (Marktstimmung)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 18. Mai 2016. Mittelfristig orientierte institutionelle Anleger zeigen sich bislang von den Ängsten, die vor allem internationale Investoren umtreiben, nur wenig beeindruckt.

Weltweit scheinen sich die Investoren auf einen heißen Sommer einzurichten. Auch wenn diese mehrheitlich nicht an einen Austritt Großbritanniens aus der EU glauben, zeigt etwa die jüngste internationale Fondsmanager-Umfrage von BofA Merrill Lynch, dass der Brexit dennoch als das größte Extremrisiko ("tail risk") gilt. Nicht umsonst haben die internationalen Vermögensverwalter britischen Aktien den Rücken gekehrt - netto 36 Prozent von ihnen gaben an, in britischen Aktien untergewichtet zu sein, was dem tiefsten Stand seit November 2008 entspricht. Aber auch andere Extremrisiken wie eine Abwertung der chinesischen Währung oder chinesische Ausfallrisiken sind mit einem Mal wieder ins Bewusstsein der Investoren gerückt. Kein Wunder, dass besagte Bank von einem "Sommer der Schocks" spricht. All diese Gefahren scheinen jedoch die heimischen institutionellen Anleger nicht allzu sehr zu beeindrucken. So ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index gegenüber der Vorwoche gerade einmal um 3 Punkte auf einen Stand von nunmehr +16, also genau auf seinen Jahresmittel, gefallen. Obgleich sich der DAX im Wochenvergleich um 1,3 Prozent abgeschwächt hat, gab es dennoch für einige Optimisten während des Berichtszeitraums die Gelegenheit, sich (im besten Fall bei etwa 10.800 Zählern) profitabel von Aktienbeständen zu trennen. Zumindest 3 Prozent der Befragten haben sich daher für Gewinnmitnahmen entschieden.

Die wenig bekümmerte Haltung vieler Investoren ist auch in anderer Hinsicht erstaunlich. Zwar ist die kommende Sitzung der US-Notenbank noch einige Wochen entfernt, doch hören sich die Stimmen einiger Vertreter des Offenmarktausschusses schon jetzt fast wie eine Warnung an. Auch der Umstand, dass (nicht stimmberechtigte) Mitglieder des Gremiums wie John Williams, Chef der Fed von San Francisco, oder Dennis Lockhart aus Atlanta es für möglich halten, dass die Fed sogar noch in diesem Jahr die Zinsen zwei oder gar dreimal erhöht, scheint die Marktteilnehmer hierzulande kaum zu beschäftigen. So hat etwa Bloomberg vor kurzem die Wahrscheinlichkeit einer einzigen Zinserhöhung bis Ende 2016 auf 65 Prozent eingeschätzt - für eine Zinserhöhung am 15. Juni liegen die Erwartungen derzeit hingegen nur bei 12 Prozent.

Privatanleger scheinen Konsolidierung zu lieben

Die Privatanleger zeigten sich etwas aktiver als ihre institutionellen Pendants und scheinen mit der derzeitigen Konsolidierungsphase beim DAX (rund 9.500 bis 10.100 Zähler) recht gut zurecht zu kommen. So hat die von uns in der Vorwoche ausgemachte kleinere Gruppe von erfolgreichen Akteuren wahrscheinlich nahe der Obergrenze dieses Feldes ihre Meinung um 180 Grad gedreht, weswegen der Börse Frankfurt Sentiment-Index für die privaten Investoren um 11 Zähler auf einen Stand von +14 und damit praktisch auf das Niveau von vor zwei Wochen zurückgefallen ist.

Per Saldo liegen private und institutionelle Investoren nunmehr wieder fast gleichauf und zeigen einen moderaten Optimismus. In der relativen Betrachtung seit Beginn dieses Jahres fällt zwar auf, dass sich die institutionellen Akteure mit einem Sentiment-Index von +16 de facto auf der neutralen Linie befinden und somit gegen den vielfach befürchteten Schock-Sommer nicht ausreichend abgesichert scheinen. Zumindest im Vergleich zu den internationalen Anlegern, deren Übergewichtung in Aktien der Eurozone im Mai auf per Saldo 26 Prozent (BofA Merrill Lynch meldete im März noch 41 Prozent!), also auf den niedrigsten Stand seit 17 Monaten gefallen ist, legen heimische Investoren eine auffallend große Sorglosigkeit an den Tag.

Dennoch sind die Chancen, erfolgreich einen Aufwärtsimpuls zu initiieren, leicht gestiegen. Da jedoch größere Schieflagen bei den mittelfristigen Investoren derzeit nicht vorhanden sind, bedarf es für einen größeren Aufwärtstrend im DAX nach wie vor längerfristiger ausländischer Nachfrage. Die Mittel dafür - die durchschnittliche Bargeldhaltung der internationalen Investoren betrug in der zweiten Maiwoche 5,5 Prozent - wären jedenfalls vorhanden.

von: Joachim Goldberg

© 18. Mai 2016 - Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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