DAX
30.03.2015 15:50:40
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Börse Frankfurt-News: Frühjahrsmüdigkeit (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 30. März 2015. Nach den Rekorden der vergangenen Wochen braucht der deutsche Aktienindex scheinbar eine Verschnaufpause.
Die internationalen Märkte haben in der vergangenen Woche zu einer ersten Konsolidierung angesetzt. Diese verläuft nach Meinung von Christoph Geyer bislang völlig unspektakulär. Nach zehn Wochengewinnen in Folge ist der DAX am Freitag mit einem Minus von 1,4 Prozent ins Wochenende gegangen und steht damit seit Jahresbeginn immer noch um beeindruckende 21 Prozent im Plus. "Auch wenn die Korrekturbewegung in den USA etwas ausgeprägter aussieht, ist charttechnisch noch keine nennenswerte Veränderung zu beobachten", urteilt der technische Analyst der Commerbank. Die wieder zunehmenden Warnsignale bei den Indikatoren könnten dieses Mal allerdings für eine längere Korrekturphase sorgen.
Zum Wochenstart verhalten solche Warnungen erst mal ungehört. Der DAX steht nach einer Handelsstunde 12.012 Punkten 1,22 Prozent im Plus.
Griechisches Drama bleibt spannend
"Ein konkreter Unsicherheitsfaktor an den Börsen bleibt die Schuldensituation in Griechenland", beobachtet Robert Halver von der Baader Bank. Athen müsse bis zum 30. März eine ordentliche Reformliste vorlegen. "Und selbst dann ist deren Erfüllung zweifelhaft." So oder so werde es aber bald zum Showdown kommen. Der Baader Bank-Analyst bleibt dabei: "Ein Grexit würde die Finanzmärkte nur vorübergehend irritieren."
Öllager sind prall gefüllt
Mit der Militäraktion unter Führung Saudi-Arabiens rücken Claudia Windt zufolge weltpolitische Risiken im benachbarten Jemen wieder stärker in den Anlegerfokus. Zwar sei der Aktienmarkt von dieser Entwicklung bislang eher unbeeindruckt. "Dennoch befördert dies die Bodenbildung beim Ölpreis", meint die Analystin der Helaba. In punkto Ölförderung sei der Jemen zwar kein Big Player. Sorgen bereitet nach Auffassung Halvers jedoch seine geographische Lage. "Die nur rund 27 Kilometer breite Meerenge Bab el-Manded, die den Jemen von Afrika trennt, ist ein bedeutender Öltransportweg." Eine Beeinträchtigung der Ölversorgung erwartet Halver dennoch nicht. "Weltweit gibt es derzeit ein steigendes Überangebot an Öl."
Ende der Party in Sicht?
Aus technischer Perspektive sollten sich Anleger nach Auffassung von Axel Retz nach unten absichern. Der Deutsche Aktienindex sei in dieser Woche an die seit Juli vergangenen Jahres etablierte Aufwärtstrendgerade gestoßen, an der er sich seit Jahresbeginn entlang nach oben gehangelt habe. "Diese Linie kreuzt sich nun mit einer seit Januar 2009 bestehenden Widerstandslinie", beschreibt der Chartanalyst von boerse-online.
Die Aktienmärkte würden derzeit von der Annahme einer boomenden US-Wirtschaft und der Flutung der Märkte mit billigem EZB-Geld getrieben. Zumindest hinsichtlich der US-Konjunktur hegt Retz Zweifel und nennt die dortigen Entwicklungen "Phantom-Aufschwung". Zudem sei nicht bewiesen, dass das EZB-Geld bei der Wirtschaft tatsächlich ankomme.
Andererseits würde derzeit von allen Seiten für Aktien getrommelt. Wenn selbst Verbraucherschützer ihren Kunden zum Einstieg in den Aktienmarkt rieten, sollten bei Anlegern die Alarmglocken klingeln. Das Ende der Party sei dann meist nicht mehr fern. Investoren mit Long-Positionen rät Retz, rechtzeitig passende Stopps zu setzen. "Zum Einstieg auf der Shortseite gibt es momentan zweifellos noch keine Argumente!"
Fortsetzung der Rallye möglich
Für Ulrich Wortberg haben sich die DAX-Charts mit Unterschreiten des Januar-Aufwärtstrends eingetrübt. "Gleichzeitig ist der deutsche Aktienindex unter die Widerstandslinie des primären, seit Oktober bestehenden Aufwärtstrendkanals zurückgekehrt", bemerkt der technische Analyst der Helaba. MACD und Stochastic stünden im Verkauf und der RSI habe seine überkaufte Marktlage abgebaut. Erst bei einer Rückkehr in den Aufwärtstrend, was einem Schlusskurs oberhalb von 12.042 Zählern entspreche, würde sich das DAX-Chartbild aufhellen. Vor dem Hintergrund der Indikatorenlage sei dies keineswegs eine ausgemachte Sache.
Die Entscheidung steht noch aus
Halver erwartet eine Fortsetzung der DAX-Korrektur, wenn der Index die nächste Unterstützung bei 11.600 Zählern durchbricht. "Darunter warten weitere Haltelinien bei 11.400, 11.200 und 11.000 Punkten." Erobere das deutsche Aktienbarometer hingegen den Widerstand an der oberen Begrenzung des mittelfristigen Aufwärtstrendkanals bei zurzeit 11.948 Punkten zurück und überwinde in Folge das Hoch aus dem März bei 12.219 Punkten, sei der Weg bis zur oberen Begrenzung des langfristigen Aufwärtstrendkanals bei aktuell 12.689 Punkten frei.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Mittwoch, 1. April
3.00 Uhr. China: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe (CLFP) März. Die Zahlen zu Industrieproduktion und Investitionen belegen laut DekaBank einen schwachen chinesischen Start in das Jahr. Zur Erreichung des Wachstumsziel beim Bruttoinlandsprodukt von 7 Prozent würden deshalb Maßnahmen vonseiten der Regierung ergriffen. Ob bereits im März eine konjunkturelle Stabilisierung erreicht werden konnte, halten die DekaBank-Analysen nach dem schwachen HSBCFlash-PMI der vergangenen Woche für fraglich. Dennoch werde der offizielle Einkaufsmanagerindex (CFLP) mit seiner starken Repräsentanz großer Staatsbetriebe, die aller Voraussicht nach von der hohen Kreditvergabe besonders stark profitiert hätten, vermutlich steigen.
Freitag, 3. April
14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenquote März. Die große Frage für Anleger ist der Zeitpunkt des ersten Zinsschrittes der US-Notenbank. Trotz konjunktureller Delle rechnet die DekaBank mit einem weiteren robusten Arbeitsmarktbericht. Dennoch würde die Frage nach der Leitzinsanhebung aller Voraussicht nach mit dem Märzbericht noch nicht beantwortet. Nach Meinung der DekaBank-Analysen könnte dieser aber vorentscheidend sein, wenn die Lohndynamik noch kräftiger als erwartet ausfalle oder ein extrem hoher Beschäftigungsaufbau gemeldet werde. Wahrscheinlicher sei allerdings eine Entscheidung mit den Arbeitsmarktzahlen für April.
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Von Iris Merker, Deutsche Börse AG,
© 30. März 2015
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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