18.05.2016 14:33:39

Börse Frankfurt-News: Euro behauptet sich weiter (Devisen)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 18. Mai 2016. Noch hält sich der Euro gegenüber dem US-Dollar mehr als wacker, Analysten rechnen aber längerfristig mit einer schwächeren Gemeinschaftswährung.

Trotz extrem expansiver Geldpolitik im Euroraum: Die Gemeinschaftswährung präsentiert sich weiter stark und ist vom Tief im November bei 1,05 US-Dollar ganz weit entfernt. Am Mittwochmorgen notiert der Euro bei 1,1285 US-Dollar und damit kaum verändert gegenüber dem Vormonat. Anfang Mai war der Kurs sogar kurz über 1,16 US-Dollar geklettert ¬- das war der höchste Stand seit August 2015.

"Die realwirtschaftlichen Daten aus Europa haben den Euro gestützt", erklärt Christian Melzer von der DekaBank. Das Wachstum im ersten Quartal sei unerwartet kräftig ausgefallen, das Wirtschaftsvertrauen in Euroland habe sich zu Beginn des zweiten Quartals überraschend stark verbessert. Längerfristig rechnet die Bank aber mit einem schwächeren Euro, wegen des zunehmenden Zinsvorsprungs von US-Treasuries gegenüber Bundesanleihen und der besseren Wachstumsaussichten der US-Wirtschaft. "Grundsätzlich stützend für den Euro ist dagegen die von uns prognostizierte Verfestigung des moderaten Aufschwungs in Euroland, die die südeuropäischen Sorgenkinder mit einschließt." Die Bank geht auf Sicht von drei Monaten von einem Kurs von 1,14 US-Dollar zum Euro aus, auf Sicht von zwölf aber von 1,05 US-Dollar.

Keine Parität mehr erwartet

Auch die Helaba rechnet mit einem wieder stärkeren Greenback: "Vorerst könnte der US-Dollar noch zur Schwäche neigen", meint Christian Apelt. "Dank eines stärkeren US-Wachstums dürfte die Fed im zweiten Halbjahr ihren Leitzins aber weiter anheben und somit dem US-Dollar einen merklichen Schub geben." Am gestrigen Dienstag fanden die Anhänger einer baldigen Zinserhöhung Unterstützung: Dennis Lockhart, Präsident der regionalen US-Notenbank Fed von Atlanta, erklärte, dass die Finanzmärkte die Chance auf eine baldige Leitzinserhöhung unterschätzten. Er bezeichnete eine Zinsanhebung im Juni als "reale Option".

Übrigens sieht auch Goldman Sachs für den Euro nicht mehr ganz so schwarz wie bisher: Die US-Investmentbank geht nun nicht mehr davon aus, dass der Euro nächstes Jahr weniger als der US-Dollar kosten wird. Erwartet werden nun 1,05 statt 0,95 US-Dollar zum Euro. An der Börse Frankfurt wurde in den vergangenen zwei Wochen insbesondere das Währungspaar Euro/US-Dollar gespielt, etwa mit dem ETFS Long USD Short Euro (WKN A1EK0V), dem ETFS Short USD Long EUR (WKN A1EK0W) und den Pendants mit fünffachem Hebel (WKN A12Z32, A12Z31).

Pfund stabilisiert sich

Auch beim britischen Pfund gibt es kaum Veränderung, der Abwärtstrend hat sich nicht fortgesetzt: Der Kurs zum Euro liegt aktuell bei 0,7819 nach 0,79 Pfund vor einem Monat. "Die Sorgen vor dem möglichen Brexit ließen nach", meint Apelt. "Bei einem ‚Ja' zur EU und dank höherer Zinsen dürfte der Euro-Pfund-Kurs spürbar nachgeben." Das sieht Martina Lütje von der DekaBank ähnlich: "Da wir nicht mit dem Brexit rechnen, erwarten wir nach dem Referendum eine deutliche Erholungsbewegung für das Pfund, die durch die dann näher rückende Leitzinswende der Bank of England verstärkt wird."

Yen immer noch teuer

Weiter sehr fest zeigt sich der japanische Yen. Gegenüber dem US-Dollar wird die Währung aktuell zu 109,25 Yen gehandelt nach 108,84 vor einem Monat, gegenüber dem Euro zu 123,20 nach 124,11 Yen. "Nach der Entscheidung der Bank of Japan Ende April, die Geldpolitik entgegen den Markterwartungen nicht expansiver zu gestalten, hat der Yen zwischenzeitlich massiv aufgewertet", erklärt Antje Praefcke von der Commerzbank. Daraufhin hätten sich Vertreter der Regierung verstärkt für Interventionen ausgesprochen, der Yen habe wieder nachgegeben. "Ein schwaches Wirtschaftswachstum im ersten Quartal könnte aber weitere expansive Maßnahmen als notwendig erscheinen lassen und den Markt zu Yen-Käufen veranlassen."

Franken etwas schwächer

Zumindest ein bisschen nachgegeben hat der Schweizer Franken, das Währungspaar Euro/Franken notiert aktuell bei knapp 1,11, vor sechs Wochen waren es 1,08 Franken. "Womöglich intervenierte die Schweizer Notenbank, um den Franken zu schwächen", mutmaßt Apelt. Zumindest seien im April die Reserven gestiegen. Der Analyst geht davon aus, dass die Notenbanker mit Zinssenkungen und Devisenmarktinterventionen agieren könnten, um den Euro-Franken-Kurs um 1,10 zu stabilisieren. "Angesichts der expansiven EZB-Geldpolitik und solider Schweizer Daten droht auch kein deutlicher Abstieg."

Nach Einschätzung der DekaBank dürfte das britische EU-Referendum zur nächsten Belastungsprobe für den als sicheren Hafen geschätzten Franken werden. "Somit sollte der Euro/Franken-Kurs zunächst nur volatil seitwärts tendieren, bevor er seinen langsamen Anstieg fortsetzen kann", bemerkt Marina Lütje.

Abwarten beim Real

Dass das krisengeschüttelte Brasilien mit Michel Temer und seinem Team nun einen neue Regierung hat, blieb ohne Folgen für den Real, der in den Vormonaten wegen des gestiegenen Ölpreises deutlich aufgewertet hatte: Nachdem im Februar in der Spitze 4,54 Real für einen Euro gezahlt werden mussten, waren es vor vier Wochen nur noch 4 Real, aktuell sind es 3,96.

von: Anna-Maria Borse

© 18. Mai 2016 - Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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