29.05.2013 18:08:33
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Börse Frankfurt-News: Ein unerfüllter Bärentraum (Marktsentiment)
Als der japanische Aktienmarkt am vergangenen Donnerstag vorübergehend über 10 Prozent seines Wertes verlor, mögen zumindest die Pessimisten gedacht haben, dass auch hierzulande dem Dax der Garaus gemacht würde. Zumindest hätte auch die dazugehörige Geschichte tatsächlich gut gepasst. Angeblich soll unter anderem die Anhörung von Fed-Chef Ben Bernanke vor dem US-Kongress tags zuvor einer der Auslöser gewesen sein, weswegen die Börsianer in Japan einen Mini-Crash hinnehmen mussten. Denn es ging die Furcht um, die US-Notenbank werde womöglich ihre Politik des leichten Geldes früher zurückfahren, als von manchem Marktteilnehmer gedacht. Dabei hatte man nicht nur geflissentlich übersehen, dass eine derartige Maßnahme an eine Kombination von Bedingungen geknüpft sein dürfte, die so schnell nicht nachweisbar erfüllt sein können. Auch würde ein langsames Reduzieren der quantitativen Lockerungen das Volumen des von der Notenbank in Umlauf gebrachten Geldes nicht verringern.
Dass die Pessimisten sich vom japanischen Debakel viel mehr versprochen haben müssen, wird an der heutigen Sentiment-Umfrage der Börse Frankfurt deutlich, wonach nur ein vergleichsweise geringer Anteil aus der großen Pessimistentruppe seine Gewinne mitgenommen hat: Unser Bull/Bear-Index hat sich nur geringfügig verbessert und bleibt so im negativen Bereich.
Damit haben im besten Fall zwei Drittel der in der vergangenen Woche neu hinzugekommenen Bären ihre Positionen wieder geschlossen. Erstaunlich, da bei diesen Händlern - im Gegensatz zu den übrigen Pessimisten, Gewinne entstanden sein müssen, die naturgemäß gerne und schnell mitgenommen werden. Aber offenbar war einigen Akteuren die DAX-Korrektur nicht deutlich genug ausgefallen. Letzteres gilt auch für die anderen Pessimisten, die mehrheitlich seit Wochen auf der falschen Seite liegen, wobei aus psychologischer Sicht zumindest verständlich ist, wenn man diese Verluste ob der ungünstigen Einstandspreise nicht realisieren wollte.
Halbjahresultimo rückt näher
Ähnliches lässt sich auch für die Privatanleger sagen, wo sich der Bull/Bear-Index allerdings deutlicher erholt hat, mit 47,9 Prozent jedoch ebenfalls immer noch eine pessimistische Note aufweist. Der Anstieg des Index ergibt sich zum einen aus Pessimisten der Vorperiode, die ihre Gewinne allesamt glattstellen konnten, zuzüglich einiger neuer Optimisten.
Unter dem Strich muss man sich die Frage stellen, welcher Art die negativen Nachrichten sein müssen, damit die bearishen Marktteilnehmer zufriedengestellt werden und diese schlussendlich bereit wären, sich von ihren überwiegend schiefliegenden Engagements zu befreien. Im derzeitigen Umfeld bedarf es nämlich nur ein paar kleinerer positiver Impulse, um angesichts des immer näher rückenden Halbjahresultimos zu Zwangseindeckungen, einer so genannten Short-Squeeze, zu führen. Die Folge: deutliche Kurssteigerungen.
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© 29. Mai 2013/Joachim Goldberg, cognitrend für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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