28.03.2008 15:57:00

Börse Frankfurt-News: Des einen Freud, des anderen Leid (Marktbericht)

        FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Marktbericht vom Handel mit Anleihen

 

28. März 2007. Die Unsicherheit in den Märkten, eine hohe Volatilität, Erholung bei den Aktien und die Osterfeiertage halten den Handel mit Anleihen in ruhigen Bahnen. Gefragt war eine Anleihe mit Inflationsausgleich, während kurz laufende Papiere aus den Depots geräumt worden sind.

 

"Die Woche war geprägt von hoher Volatilität", beschreibt Arthur Brunner von der ICF AG den Anleihenmarkt. Das  Osterwochenende habe etwas Ruhe in die Köpfe der Marktteilnehmer gebracht. "Die handelsfreien Tage wurden von vielen Marktteilnehmern genutzt, um die Maßnahmen zur Rettung der Finanzwelt zu analysieren", schreibt Klaus Stopp von der Baaderbank. Die Krise sei über die Feiertage zwar nicht verschwunden, die Märkte atmeten jedoch etwas ruhiger. Nach der Flucht in sichere Staatsanleihen in der vergangenen Woche - ausgelöst durch die jüngsten Finanzmarktereignisse - kehrt sich diese Woche das Bild mit der Erholung an den Aktienmärkten um. Die Rentenmärkte reagieren spiegelbildlich. Renditesprünge von 20 Basispunkten innerhalb eines Tages sind derzeit in allen Laufzeitbereichen möglich.

 

"Positive Vorgaben vom US-Aktienmarkt, der am Ostermontag stark zugelegt hatte, beflügelten auch die europäischen Handelsteilnehmer. So kam es, dass der Dax über 200 Punkte stieg und sich Credit Spreads - die Renditeabstände zu Staatsanleihen - signifikant einengten", beschreibt Aleksandar Bakrac von Equinet die Marktsituation. Insbesondere die arg gebeutelten Finanzwerte hätten deutlich zugelegt, nachdem sogar bei Bear Stearns der Kaufpreis gestiegne sei. Der Bund-Future allerdings wäre in einen Sturzflug übergegangen. Binnen drei Tagen habe das Barometer über zwei Punkte verloren und damit einmal mehr bewiesen, dass sein steter Aufstieg in den vergangenen Wochen einzig der Krise geschuldet gewesen sei.

 

Bleibt die Frage, wie es weiter geht

 

Marktteilnehmer fragten sich nun, ob der Tiefpunkt der Krise erreicht sei. Die veröffentlichten schlechten Wirtschaftsdaten aus den Staaten würden vom Markt weitgehend ignoriert. "Ignoranz ändert aber nichts an den Tatsachen. Und die deuten mit einem eingebrochenen Hauspreisindex und dem niedrigsten Wert für das Verbrauchervertrauen in den vergangenen fünf Jahren einzig auf eines: dass Amerika in der Rezession ist und dort wohl auch bleiben wird", meint Bakrac. "Trotz einer Meldungslage, die alles andere als positiv für Konjunktur und Finanzwirtschaft ist, macht der Bund-Future keine Anstalten, sich nach oben zu bewegen und diese Entwicklung wird den Markt wohl noch ein wenig verunsichern."

 

Kurzläufer werden verkauft

 

Besonders in kurz laufenden Anleihen aller Bonitätsklassen beobachtet Arthur Brunner Rückflüsse. Über die Gründe ließe sich spekulieren, meint der Skontroführer, aber des einen Freud sei des anderen Leid. "So boten sich Investoren dadurch auch einige gute Kaufgelegenheiten, um mit überschaubarem Risiko attraktive Renditen zu erzielen."

 

Staatsanleihen mit Inflationsausgleich

 

Auf große Nachfrage seitens der Anleger stieß diese Woche eine französische Staatsanleihe mit Inflationsausgleich in Euro. Das Papier (WKN A0BDZ2) ist aktuell mit einem Kupon von 1,710992 Prozent ausgestattet und wird im Juli 2011 fällig. Bei dieser Anleihe werden sowohl der Kupon als auch der Rückzahlungsbetrag an die Inflationsentwicklung angepasst. "Bei einem Kurs von 100 zahlt der Anleger bei einem derzeitigen Inflationskoeffizienten von 1,08462 einen Betrag von 108,462 plus anteilige Stückzinsen. Der Inflationskoeffizient entspricht dem Inflationsausgleich seit Auflegung der Anleihe im Jahr 2004", erklärt Brunner. Bei einer projizierten Inflation von 2,7653 Prozent für die weitere Laufzeit würde der Anleger am Fälligkeitstag 118,71 plus Zinsen erhalten. Ebenso sei die Höhe des Kupons an die Inflation angepasst, und würde bei obiger Annahme im letzten Jahr der Laufzeit 1,8993 Prozent betragen.

 

Auktion neuer Bundesobligationen

 

Turnusmäßig stand am Dienstag dieser Woche die Auktion der neuen Bundesobligation Reihe 152 auf dem Plan. Das Papier mit der WKN 114152 ist mit einem festen Coupon von 3,5 Prozent ausgestattet und läuft bis zum April 2013. Das Emissionsvolumen betrug sieben Milliarden Euro, wovon laut Bundesfinanzagentur 5,33 Milliarden im Markt platziert worden sind und 1,67 Milliarden zur Marktpflege dienen. Der gewogene Durchschnittskurs betrug 99,41 und die Durchschnittsrendite 3,63 Prozent.

 

Strukturierte Anleihe setzt auf DAX-Unternehmen

 

Ebenso gesucht war eine "Synthia"- Anleihe der Landesbank Baden-Württemberg (WKN LBW6R1) mit einer Restlaufzeit von einem Jahr. Bei einem Kurs von 97,9 und einem Coupon von 4,75 Prozent kann man eine Rendite von 7 Prozent pro Jahr erzielen, falls bei keinem der Referenzunternehmen ein Kreditereignis, das heißt ein Zahlungsausfall, eintritt. Das es sich in diesem Fall allesamt um DAX-Unternehmen handelt, ist die Anleihe auch wegen der überschaubaren Restlaufzeit von einem Jahr interessant. Im Einzelnen handelt es sich bei dem Konstrukt der Anleihe um die zugrunde liegenden Unternehmen Adidas, Bayer, Continental, Daimler, Deutsche Lufthansa, Deutsche Telekom, Linde, MAN, Metro, ThyssenKrupp, TUI und Volkswagen. Im Falle eines Kreditereignisses bei einem dieser Unternehmen erfolgt eine vorzeitige Tilgung durch Lieferung von Anleihen dieses Unternehmens.

 

Schwellenländer unter Druck

 

"Als die Krise im Januar und Februar so richtig am Kochen war, haben sich die Euro-Bonds aus den Schwellenländern gehalten, die sich ja eigentlich immer mit den Aktienmärkten bewegen", berichtet Daniel Förtsch. Doch jetzt, mit der Erholung an den Aktienmärkten, könne man beobachten, dass sich die in Euro notierten Emerging Markets-Anleihen nach unten bewegen, und zwar etwa 2 Prozent gemessen an Benchmark-Papieren. "Es gibt keinen neuen politischen Hintergrund, der dies erklären könnte", ergänzt der Skontroführer. Ebenso zeigten sich die Währungsanleihen sehr volatil. "In einer Woche hat beispielsweise die Türkische Lira gegenüber dem Euro von 1,93 auf 2,01 verloren", meint Förtsch. Die Volatilität ziehe sich durch alle Währungen, Südafrikanischer Rand, Neuseeland-Dollar oder Isländische Krone.

 

Immer für eine Geschichte gut

 

Die schlechten Verhältnisse in den USA haben eine in Deutschland viel gehandelte Anleihe des Autobauers Ford unter Druck gesetzt (WKN 905108). Das Papier läuft noch knapp ein Jahr, bringt derzeit eine Rendite von 11,11 Prozent und könnte für risikofreudige, spekulative Anleger interessant sein. "Eine mögliche Bonitätsabstufung und die Befürchtung der Markteilnehmer, dass Ford dann die daraus resultierenden höheren Refinanzierungskosten nicht mehre tragen kann, könnte dahinter stecken", sagt Förtsch.

 

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(c) 28. März 2008/Dorothee Liebing

 

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

 

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