20.03.2008 16:54:00
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Börse Frankfurt-News: Auslandsaktien: Bankenkrise beherrscht den Handel
20. März. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die internationale Bankenkrise in bleibt zentrales Thema für die Investoren im Handel mit Auslandsaktien. "Die offenkundige Vertrauenskrise unter den Banken könnte zu einem Übergreifen auf die Realwirtschaft führen. Daher suchen Anleger nach Titeln, die von einer Wirtschaftskrise weniger stark betroffen sind oder durch stark gefallene Kurse als Übernahmekandidaten in Frage kommen", berichtet Oliver Roth von Close Brothers Seydler.
"Die Marktstimmung ist ohne Zweifel negativ und die Unsicherheit der Anleger durch die hohen Kursverluste der vergangenen Tage deutlich gestiegen. Das kann aber schon ein Vorzeichen für eine Wende sein, da sich kaum noch Verkäufer finden. Es reicht schon ein kleiner Hoffnungsschimmer in der Flut negativer Nachrichten aus, um zumindest kurzfristig für einen Stimmungsumschwung zu sorgen", vermutet Jan Vrbsky von der Baaderbank.
Credit Suisse interessiert sich für UBS
Die Abschreibungsschwierigkeiten der Schweizerischen Investmentbank UBS (WKN UB0BL6) und der damit verbundene Kursverfall der Aktie haben den Wettbewerber Credit Suisse (WKN 876800) auf den Plan gerufen. "Die UBS-Aktie hat in den vergangenen Tagen infolge der Ankündigung weiteren Abschreibungsbedarfs wegen der US-Hypothekenkrise rund 25 Prozent an Wert verloren. Damit ist die Möglichkeit eines Übernahmeangebots, auch aus dem Ausland, gestiegen", erklärt Roth. Der Wettbewerber Credit Suisse habe aufgrund dieser Entwicklung die Schweizerische Nationalbank (SNB) kontaktiert. "Die Verantwortlichen prüfen eine kleine Schweizer Lösung. Nach diesem Szenario würde die Credit Suisse, die nach eigenen Angaben weit weniger von Kreditausfällen betroffen ist, einem ausländischen Kaufangebot zuvor kommen. Deshalb läuft eine Anfrage bei der SNB, inwieweit eine solche Transaktion Aussicht auf Genehmigung hätte."
Lehman Brothers scheidet besser ab als erwartet
Die US-Investmentbank Lehman Brothers (WKN 891041) hat im vergangenen Jahr zwar den geringsten Gewinn seit 2003 erzielt, die niedrigen Erwartungen der Analysten aber dennoch übertroffen. "Lehman galt bei den Marktbeobachtern als zweiter heißer Kandidat auf eine Pleite nach Bear Stearns. Das Unternehmen ist der größte Emittent von hypothekenbesicherten Wertpapieren. Ende November stand das Portfolio mit 80 Milliarden US-Dollar in den Büchern, 5,3 Milliarden US-Dollar davon waren besichert mit Hypotheken von Schuldnern geringer Bonität. Bisher wurden nur 3,3 Milliarden US-Dollar abgeschrieben", sagt Vrbsky. Die Ergebnisveröffentlichung führte dann aber zu einer kleinen Rallye beim Aktienkurs. "Der Ertrag von 489 Millionen US-Dollar oder 81 Cent je Aktie schlug die Prognosen der Analysten, die durchschnittlich mit 72 Cent gerechnet hatten. Die Abschreibungen lagen bei nur 1,8 Milliarden US-Dollar, deutlich weniger als die vorhergesagten 3,5 Milliarden US-Dollar", berichtet Vrbsky.
Neptune Orient Lines will TUI-Sparte übernehmen
Die Reederei Neptune Orient Lines (WKN 871125) interessiert sich für die Übernahme der zum Verkauf stehenden Containerschiffsparte des deutschen Touristik-Unternehmens TUI (WKN TUAG00). "Geprüft wird eine einfache Abspaltung, eine Fusion oder ein kompletter Verkauf von Hapag Lloyd. Ein denkbarer Interessent ist die Reederei Neptune Orient Lines. Allerdings prüft TUI auch andere Angebote", erzählt Roth. Die Trennung von der Containerschifffahrt erfolge aufgrund des Marktdrucks. "Die meisten Investoren erachten eine Trennung von Hapag-Lloyd für sinnvoll. Die Verschuldung des TUI-Konzerns konnte deutlich sinken. Ein konkretes Angebot von Neptune liegt aber noch nicht vor", berichtet Roth.
BHP Billiton vor schwierigen Verhandlungen
Der australisch-britische Rohstoffkonzern BHP Billiton sieht sich erheblichen Widerständen (WKN 850524) wegen seiner geplanten Übernahme des Wettbewerbers Rio Tinto (WKN 852147) ausgesetzt. "Bei den aktuellen Verhandlungen um den Preis für Eisenerz zwischen den fünf großen Minengesellschaften und den größten Abnehmern wurde eine geplante Fusion zwischen der Nummer eins und der Nummer drei in diesem Segment scharf kritisiert. Die Abnehmer sind wegen einer möglichen Preisübermacht auf der Anbieterseite besorgt. Die Verhandlungen sind deshalb ins Stocken geraten", erklärt Roth. Für eine weitere Belastung des Aktienkurses sorgt der in den vergangenen Tagen sichtbare starke Preisverfall an den Rohstoffmärkten. "Die Anleger sorgen sich um die Stabilität der Weltkonjunktur. Rutschen die USA in eine längere Rezession, sinkt auch die Nachfrage nach Rohstoffen", ist sich Roth sicher.
Sony-Ericsson veröffentlicht Gewinnwarnung
Der Handy-Hersteller Sony Ericsson (WKN 850001) schockt Investoren mit einer Gewinnwarnung. "Das Ergebnis soll im ersten Quartal voraussichtlich nur noch zwischen 150 bis 200 Millionen Euro liegen. Im Vorjahreszeitraum hatte das Ergebnis bei einer Gewinnmarge von 30,3 Prozent noch bei 362 Millionen US-Dollar gelegen. Bisher lautete die Vorhersage von Sony Ericsson, dass sie diese Marge auch im laufenden Quartal erreichen", erklärt Vrbsky. Das Unternehmen fürchtet einen weltweiten Wirtschaftsabschwung und sieht seinen Reingewinn um mehr als die Hälfte schrumpfen. "Vor allem in Europa befürchtet das Gemeinschaftsunternehmen eine schwächere Nachfrage bei mittel- bis hochpreisigen Mobiltelefonen. Anleger haben die Aktie daher aus ihren Depots geräumt, der Aktienkurs verlor zwischenzeitlich bis zu 10 Prozent", berichtet Vrbsky.
© 20. März 2008 /Andreas Wolf
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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