07.03.2025 13:26:38
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Börse Frankfurt-News: Anleihen: "Stärkster Renditeanstieg seit 1990"
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Dass die neue Bundesregierung wohl hohe Schulden für die Verteidigung und die Infrastruktur aufnehmen wird, hat die Renditen nach oben schnellen lassen. Und für die EZB sieht es nach der Zinssenkung diese Woche jetzt nach einer "Zinspause" aus.
7. März 2025. Rasanter Renditeanstieg bei Bundesanleihen - die Ausgabenpläne der voraussichtlich neuen Bundesregierung hinterlassen tiefe Spuren am Anleihemarkt. Der Grund: Nun müssen nun wohl viel mehr Bundesanleihen emittiert werden. Die DekaBank spricht von einem "Game Changer". Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen, vor einer Woche noch bei 2,37 Prozent, stiegen am gestrigen Donnerstag auf in der Spitze 2,93 Prozent. Am Freitagmittag sind es immer noch 2,82 Prozent.
"Das erinnert mich an den Kursrückgang und Renditeanstieg nach dem Mauerfall", bemerkt Gregor Daniel, der für die Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank Anleihen handelt. "Einen so heftigen Renditeanstieg hat es bei Bundesanleihen seit 1990 nicht mehr gegeben", stellt auch Commerzbank-Analyst Hauke Siemßen fest. Die Renditen kürzer laufender Bundesanleihen kletterten ebenfalls nach oben, allerdings weniger stark.
"Genug Investoren, aber zu welchem Preis?"
Die Pläne der künftigen Bundesregierung: Verteidigungsausgaben in Höhe von mehr als 1 Prozent des BIP sollen nicht mehr bei der Schuldenbremse berücksichtigt werden. Außerdem soll es ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur geben. Allerdings muss der "alte" Bundestag den Plänen noch zustimmen.
Erwartet wird, dass die Bundesregierung für die vielen Schulden höhere Zinsen zahlen muss. Nachfrage werde sich aber finden, meint Siemßen. "Selbst im aktuellen Markumfeld konnte die Deutsche Finanzagentur eine neue dreißigjährige Bundesanleihe am Kapitalmarkt begeben, welche sich sogar einer hohen Investorennachfrage erfreute", erklärt er. Das unterstreiche, dass es beim Bund nicht darum gehe, ob er für die nötigen Staatsanleiheemissionen genug Investoren finden werde, sondern vielmehr zu welchem Preis.
"Im April spricht vieles für eine Zinspause"
Etwas unter ging diese Woche eine weitere Zinssenkung der EZB. Der Einlagensatz steht nun bei 2,5 Prozent. Die?"ußerungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde deuten zudem darauf hin, dass weitere Zinssenkungen nicht mehr ganz so klar sind. "Die Wahrscheinlichkeiten haben sich verschoben, im April spricht vieles für eine Zinspause", erklärt Anleihehändler Tim Oechsner von der Steubing AG.
Für die USA und die weitere Leitzinsentwicklung dort ist der heute anstehende US-Arbeitsmarktbericht wichtig. "Würde sich die Arbeitsmarktlage eintrüben, würde vermutlich die Neigung der Notenbanker wieder deutlich zunehmen, die Zinsen zu senken", kommentiert Analyst Ralf Umlauf von der Helaba.
Extreme Langläufer beliebt
Einige sehr lang laufende Staatsanleihen sind gesucht, wie Daniel berichtet. Beispiele: 2040 und 2071 fällige Spanien-Anleihen mit aktueller Rendite von 3,81 und 4,06 Prozent (ES00000120N0, ES0000012H58). Ebenso gefragt ist ein Bond?-sterreichs mit Laufzeit bis 2037 und derzeit 3,24 Prozent (AT0000A04967). Brunner sieht auch hohe Nachfrage nach Bundesanleihen mit Laufzeiten von 15 oder 25 Jahren.
Eon, Mercedes und Deutsche Bank gefragt
Im Handel mit Unternehmensanleihen kommen Papiere von Eon und Mercedes-Benz mit Laufzeiten bis 2044 und 2031 und Renditen von 4,2 und 3,25 Prozent (XS2791960664, DE000A3LH6U5) gut an, wie Daniel beobachtet. Auf den Einkaufszetteln stehen auch Volkswagen-Bonds, wie Brunner berichtet, mit Laufzeit bis 2028 und momentan 3,15 Prozent (XS2152061904). "Außerdem wurden die Quartalszahlen von Deutsche Rohstoff (DE000A3510K1) gut aufgenommen." Die 2028 fällige Anleihe wird derzeit um 111 Prozent gehandelt, was einer Rendite von gut 4 Prozent entspricht.
Oechsner meldet gute Umsätze für Anleihen der Deutsche Bahn bis 2037 (XS2577042893), Würth bis 2031 (XS2911681083), Deutsche Telekom bis 2028 (XS1382791975) und Mercedes-Benz bis 2026 (DE000A3LH6T7). Die aktuellen Renditen liegen bei 3,41 Prozent, 3,22 Prozent, 2,47 Prozent und 2,39 Prozent. Weiter beliebt seien zudem US-Dollar-Bonds, etwa von John Deere mit Fälligkeit 2030 und aktuell 4,47 Prozent (US24422EWZ86).
Begrüßt wurde Brunner zufolge, dass Fußballverein Hertha BSC die Rückzahlung seiner bis November laufenden Anleihe (SE0011337054) zusicherte. Umsätze auf beiden Seiten registriert er für The Platform Group (NO0013256834).
Metro und Verve mit neuen Bonds
Neues kam Oechsner zufolge unter anderem vom Handelskonzern Metro: Der Bond bietet 4 Prozent bis 2030 (). Zudem hat die Verve Group, ehemals Media & Games Invest, eine neue Anleihe im Wert von 500 Millionen Euro platziert, wie Brunner meldet. Laufzeit sind vier Jahre, die Verzinsung ist variabel zu 3M Euribor plus 4 Prozent (). Mit der Neuemission sollen die bis 2026 und 2027 (, ) laufenden Anleihen zurückgezahlt werden.
Von Anna-Maria Borse, 7. März 2025, © Deutsche Börse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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