23.01.2013 18:00:32

Börse Frankfurt/Marktsentiment: Weidmann-Gerücht lockt Händler aus der Schonung

Zusammenfassung: Raus aus dem Markt und wieder retour - diese Reiseroute haben scheinbar die Anleger genommen, denn nach 9 Prozent Abwanderung aus dem Bullenlager in der Vorwoche sind nun 8 Prozent der von uns befragten Investoren wieder in DAX-Aktien eingestiegen. Und das bei lediglich einem 20-Punkte-Plus des Index. Der Bull/Bear-Index springt wieder auf 61,1 Punkte an der Optimismuslatte nach oben und damit ein ganzes Stück weg von der 50-Punkte-Grenze zwischen positiven und negativen Kurserwartungen. Cognitrend nimmt an, dass viele Investoren auf den kleinsten Rücksetzer gewartet haben, um in den Markt einzusteigen, wer es bislang versäumt und damit den Anfang der Renditejagd bislang verpasst hatte. Entsprechend empfindlich reagieren die Anleger auf Kursauschläge. Aber trotz dieser kurzfristigen Kapriolen sei noch genug längerfristiges Nachfragepotential an der Seitenlinie.

· DAX-Sentiment · Detailanalyse

Bull/Bear-Index: 61,1 Punkte

Vorwoche: 55,6 Punkte. Oberhalb 50 Punkte ist der Markt optimistisch, unterhalb pessimistisch.

Hirschmüller

23. Januar 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Dass Gerüchte die Börse bewegen, ist nicht neu. Gestern aber durfte man sich schon etwas wundern, wie heftig plötzlich der Dax mit Verlusten reagierte, als über einen Online-Dienst der Rücktritt des Bundesbankchefs Jens Weidmann kolportiert wurde. Das Ganze erwies sich jedoch letztlich als Ente. Und die Marktteilnehmer schienen das auch schnell zu verstehen. Interessant war aber, dass dieses Gerücht den deutschen Leitindex überhaupt bis auf sein Jahrestief drücken konnte. Einen DAX-Zähler vor diesem Referenzpunkt schien jedoch wieder Ruhe und Nüchternheit einzukehren. Warum sollen ausgerechnet Aktien fallen, wenn der einzige Gegner expansiver Geldpolitik des EZB-Rates zurücktreten sollte? Und warum sollte daraufhin nur der Aktienmarkt fallen, der Goldpreis aber nicht steigen? Auch wenn es umgekehrt mehr Sinn ergeben würde: An der Börse folgt das Fragenstellen oft der Transaktion.

Wie auch immer, der jüngste Rückschlag im DAX kam vielen Marktteilnehmern wie gerufen. Sicher hätte er für den einen oder anderen gerne größer ausfallen können, aber es gab anscheinend bereits genügend Nachfrager, denen ein anderthalbprozentiger Rücksetzer zum Einstieg reichte. Der Optimismus, gemessen an unserem Bull/Bear-Index, ist jedenfalls sofort wieder angesprungen. Natürlich könnte es auch sein, dass die Käufe bereits früher getätigt wurden. Die Aufwärtsbewegung am Donnerstag der vergangenen Woche könnte einige der befragten Investoren nervös gemacht haben. Erst recht, wenn sie zwischenzeitlich neue Kapitalzuflüsse verzeichneten oder immer noch auf zu hohen Kassebeständen sitzen. Wahrscheinlicher aber ist, dass der jüngste Optimismus durch einen Mix aus Engagements beider Tage entstanden ist.

Händler reagieren sensibel

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Trotz eines deutlichen Anstiegs im Bullenlager mit plus 8 Prozent hat es der Bull/Bear-Index nicht bis auf seinen Jahreseröffnungswert zurückgeschafft. Und selbst wenn der Unterschied von Bullen zu Bären mit 48 zu 28 Prozent auf den ersten Blick ziemlich eindeutig ausfällt, heißt das noch lange nicht, dass die Nachfrage nach deutschen Aktien nun gesättigt ist. Ganz im Gegenteil, die jüngsten Reaktionen beweisen, dass Anleger derzeit in jedweder Hinsicht sensibel reagieren. Das liegt vermutlich nicht nur an den relativ kleinen Kursveränderungen, sondern ist eventuell auch eine Indikation, dass den bislang zurückhaltenden Akteuren die Zeit davonzulaufen droht. Die jüngste Verschiebung ist ohnehin mit großer Wahrscheinlichkeit von Händlern ausgegangen, die in den vergangenen Wochen immer wieder durch Trading-Aktivitäten und schnelle Positionswechsel auffielen. Somit dürfte die Tendenz, Bestände an DAX-Aktien auf- oder auszubauen, weiter vorherrschen.

© 23. Januar 2013/Gianni Hirschmüller, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral

Total 48 % 28 % 24 % ggü. letzter Erhebung +8 % -2 % -6 %

*DAX-Stimmungskurve *

Stand DAX 23.01.2013, 12:00 Uhr: 7.700 Punkte (+0,26 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear- Index: 61,1 Punkte

Weiterführende Links

· Erhebungsregeln für Stimmungsindikatoren · Alle Analysen des DAX- und TecDAX-Sentiment · Zur Homepage von cognitrend (www.cognitrend.com) [1]

Mehr Optimisten, wenig Fantasie...

Goldberg

"Eigentlich hätte es etwas mehr sein können", wird sich mancher Marktteilnehmer gedacht haben, als er die gestrige DAX-Korrektur zur Kenntnis nahm. Denn in der vergangenen Woche lag die Erwartung derjenigen, die auf einen deutlichen Rücksetzer bei deutschen Standardwerten hofften, mindestens bei 7.575 Zählern. Und von all diesen Akteuren sind offenbar nur ganz wenige zum Zuge gekommen, denn an diesem Wert hat sich auch bei der heutigen Umfrage genauso wenig geändert, wie am Prognosemittel der DAX-Bären. Dass sich diese Gruppierung um 2 Prozent der Befragten verringert hat, ist also lediglich ein Indiz dafür, dass ein paar Händler die Geduld verloren und schon etwas früher als Käufer zugegriffen haben als ursprünglich geplant. Viel interessanter ist die Beantwortung der Frage, ob am gestrigen Handelstag tatsächlich so viele neue Käufe aufgrund des Rücktrittsgerüchts um Bundesbankpräsident Jens Weidmann erfolgt sind. Immerhin ist der Median der bullishen Prognosen um 100 DAX-Zähler gestiegen, obwohl sich das Börsenbarometer gegenüber der vergangenen Erhebung nur um 20 Zähler befestigt hat. Diese Vorhersagen hätten vermutlich etwas niedriger gelegen, wenn es einer großen Zahl von Marktteilnehmern gelungen wäre, tatsächlich in der Nähe des Jahrestiefs einzusteigen. So gesehen, spricht einiges dafür, dass die Käufe der neuen Optimisten eher schon früher (vgl. auch DAX-Sentiment) getätigt wurden.

Median höchster Wert* tiefster Wert* Streuung

Bullen 7.900 / +100 8.005 7.805 100 / -10 Bären 7.400 / +/-0 7.575 7.210 185 / +/-0 Neutrale 7.700 / +100 7.745 7.635 55 / -15

* = eine Standardabweichung vom Mittelwert aller Kursprognosen.

... aber hohe Zuversicht

Einzelwertanalyse

Untersucht werden die Aktien, die für Bullen und Bären derzeit die größten Favoriten darstellen, also die mit der besten erwarteten Entwicklung und die mit der schlechtesten.

Überdies scheinen sich die die Bullen ihrer Sache recht sicher zu sein, zumal sich die Streuung der Prognosen etwas verringert hat, während diese Messzahl bei den Bären immer noch fast doppelt so stark ausfällt - bei letzteren ist die Unsicherheit wesentlich höher, deren Gewinn-Erwartungen allerdings auch wesentlich stärker als die der Optimisten (300 gegenüber 200 Zählern). Unterdessen antizipieren die "Neutralen" ein nochmal engeres Kursband. Am Ende bleibt die Nachfragesituation für den DAX nach wie vor günstig, so dass mit weiteren Käufen bereits kurz unterhalb von 7.600 Zählern zu rechnen ist.

Gewinner und Verlierer: Aufs Glatteis geführt: K+S-Pessimisten

Dem Verfügbarkeitsirrtum scheint es geschuldet, dass K+S - in der Vorwoche noch von den Investoren wahrscheinlich aufgrund einer vorangegangenen fünftägigen Abwärtsbewegung verschmäht - sich für neun Prozent der Fondsmanager zum Anführer unserer Gewinnerliste aufgeschwungen hat. Denn Börsianer, die sich in Frankfurt zu Wochenbeginn fortbewegen mussten, bekamen es am eigenen Leib zu spüren, wie wichtig Streusalz an solchen Tagen ist. Die Bilder von überfrorenen Straßen und vereisten Straßenbahngleisen sind zumindest während dieser Zeit offenbar leichter vorstellbar, als dass die auf den Rängen zwei und drei liegenden Banktitel (Commerzbank und Deutsche Bank) derzeit mit positiven Überraschungen aufwarten.

Bei den Verlierern das altbekannte Bild: Commerzbank führen mit großem Abstand (13 Prozent) die Liste der unbeliebtesten Titel an - das sind fast doppelt so viele Stimmen wie die Zahl derer, die dieselbe Aktie auf Platz drei der Top-Liste hievten. RWE und Thyssenkrupp liegen wie schon in der Vorwoche auf den Rängen zwei und drei, während sich die Deutsche Bank auf Platz vier der Verleirerliste vorgearbeitet hat. Nicht auf der Rechnung, also auf keine der beiden Listen, haben die Befragten derzeit die Aktien von Beiersdorf und HeidelbergCement.

© 23. Januar 2013/Joachim Goldberg, cognitrend

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[1] http://www.cognitrend.de/de/index.php

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   January 23, 2013 11:30 ET (16:30 GMT)- - 11 30 AM EST 01-23-13

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