Viele neue Aufgaben |
10.09.2019 12:38:00
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BMW im Fokus: Neuer Chef, weniger Baustellen?
DAS IST LOS BEI BMW:
Die Münchener haben im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit der Finanzkrise ihr Renditeziel im Kerngeschäft von mindestens 8 Prozent verfehlt - und wann das Unternehmen wieder in der Spur ist, darauf will sich die Führung aus dem Münchener Vierzylinder weiter nicht festlegen. Dieses Jahr wird es nichts, das dürfte mit dem schwachen Abschneiden bisher und der Milliardenrückstellung für die drohende EU-Kartellstrafe schon klar sein. Aber auch für die weiteren Jahre vermied Finanzchef Nicolas Peter bisher eine klare Marschrichtung.
Nun muss der seit Mitte August amtierende neue Chef Zipse den Kurs von BMW ohnehin einmal behutsam neu justieren. Vorgänger Krüger wurde zwar attestiert, ein guter Zuhörer und starker Teamplayer zu sein - Entscheidungsfreude war aber keine Tugend, die ihm nachgesagt wurde. Das soll Zipse ändern und den stolzen Konzern, der schon vor einigen Jahren beim weltweiten Verkauf von Premiumautos hinter den Rivalen Mercedes-Benz aus dem Hause Daimler zurückfiel, wieder als führenden Autobauer auch nach außen präsentieren.
Allerdings werden die Zeiten nicht unbedingt ruhiger. Die Notwendigkeit von Elektroantrieben jenseits des Nischenautos i3 wird bei den Münchenern immer größer, weil BMW sonst Gefahr läuft, spätestens 2021 die Flottenabgasgrenzwerte der Europäischen Union zu verfehlen. Das könnte noch einmal richtig teuer werden. Zudem droht BMW gegenüber den bereits verfügbaren vollelektrischen Karossen der direkten Konkurrenz wie dem AUDI e-tron oder dem Mercedes EQC wertvollen Boden zu verlieren. Der erste vollelektrische BMW-SUV, der iX3, kommt erst 2020 auf den Markt. Auch der US-Elektroautopionier Tesla lauert, den Bayern Marktanteile abzuluchsen.
Immerhin läuft es in China für BMW derzeit trotz Branchenflaute rund, weil mehr lukrative Modelle vor Ort gefertigt werden und die Engpässe bei Importen aus den USA nun deutlich weniger stark ins Gewicht fallen. Außerhalb von China aber kommen die Konzernautos trotz Modelloffensive weniger gut an, der Absatz geht hier seit vielen Monaten mit nur wenigen Ausnahmen zurück. Zuletzt belastete der scharfe Wettbewerb in Europa und den USA auch die Preise.
Angesichts der vielen Probleme und der hohen Kosten für neue Technik und den Umbau der Werke beschreitet auch BMW neue Wege. Die langgehegte Rivalität mit Mercedes-Benz endet vielfach da, wo gemeinsam Geld gespart werden kann, bei der Entwicklung des autonomem Fahren beispielsweise. Carsharing und Mobilitätsdienste haben die Konzerne ebenfalls zusammengelegt.
DAS SAGEN ANALYSTEN ZU BMW:
Laut Analyst Arndt Ellinghorst vom Beratungshaus Evercore ISI steht BMW eine große Herausforderung bevor, um die durchschnittlichen CO2-Abgasemissionen je gefahrenem Kilometer bis auf die für BMW gültigen Emissionsgrenzwerte zu drücken. Denn nur dann vermeidet BMW Strafzahlungen ab spätestens 2021 und behielte seine Profitabilität für die über eine Million in Europa verkauften Fahrzeuge jährlich.
Oliver Zipse dürfte das bis Ende 2022 angelegte insgesamt 12 Milliarden Euro schwere Sparprogramm des Herstellers ohnehin noch einmal auf seine Möglichkeiten abklopfen, so Ellinghorst. BMW sei zwar immer noch einer der effizientesten Premiumautobauer der Welt, in den vergangenen Jahren hätten sich viele Kostenpositionen aber in die falsche Richtung entwickelt.
Commerzbank-Experte Demian Flowers warnte neben möglichen hohen CO2-Strafen auch davor, dass BMW der Hauptleidtragende erhöhter Einfuhrzölle zwischen den USA und Europa wäre. Derzeit raten nur acht der 24 im dpa-AFX-Analyser erfassten Experten zum Kauf des Papiers, allerdings auch nur drei zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit knapp 76 Euro rund ein Fünftel über dem aktuellen Kurs.
DAS MACHT DIE BMW-AKTIE:
Das BMW-Papier hat die besten Zeiten erst einmal hinter sich, die Aktie fiel zuletzt in einem längeren Abwärtstrend wieder unter die Marke von 70 Euro. Auch im bisherigen Jahr sieht es für die Anleger nicht gut aus, liegt das aufgelaufene Minus doch bei knapp elf Prozent. Damit ist das Papier das drittschwächste im deutschen Leitindex Dax. Im europäischen Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts ist BMW sogar Schlusslicht.
Das Rekordhoch von 123,75 Euro aus dem März 2015 ist weit entfernt, stammt allerdings auch aus der Zeit, bevor der Dieselskandal bei VW ausgebrochen ist und damit die gesamte Branche belastet hat. Immerhin konnte sich das Papier seit dem Zwischentief von knapp unter 60 Euro etwas erholen.
Trotzdem war die BMW-Aktie mit einem Minus von mehr als 20 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten ein schlechtes Geschäft für Investoren. Betroffen davon sind auch die beiden Großaktionäre Susanne Klatten und ihr Bruder Stefan Quandt, die zu den reichsten Deutschen gehören. Sie halten zusammen fast 47 Prozent der Anteile des Konzerns mit fast 135 000 Mitarbeitern.
Trotz des Kursverlusts in den vergangenen Monaten konnte BMW an der Börse zumindest im Vergleich zum Elektroautobauer Tesla einen kleinen Punktsieg feiern. Da das Ansehen Teslas zuletzt stark gelitten hat und Investoren zunehmend am Geschäftsmodell der Amerikaner zweifeln, liegt BMW mit einem Börsenwert von zuletzt knapp 41 Milliarden Euro wieder vor Tesla.
Etwas anders sieht es dagegen im Vergleich zum Erzrivalen aus Stuttgart aus. Nachdem die Münchener Ende 2018 schon mal fast so viel wert waren wie Daimler, ist Daimler jetzt wieder klar vorne.
/men/mne/jha/zb
MÜNCHEN (dpa-AFX)
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