15.01.2019 22:09:45

BLOG/Brexit-Entscheidung/VP Bank: Keine großen Finanzmarktreaktionen

FRANKFURT (Dow Jones)--Das britische Parlament hat den Plan von Premierministerin Theresa May für einen EU-Austritt Großbritanniens ***mit großer Mehrheit abgelehnt. Damit wird ein ungeregelter Brexit mit unabsehbaren Folgen wahrscheinlicher. Nachfolgend Kommentare und Einschätzungen zu dem Thema aus Politik, Wirtschaft und von Ökonomen.

VP Bank: Keine großen Finanzmarktreaktionen

Die liechtensteinische VP Bank erwartet nicht, dass es an den Finanzmärkten - unabhängig von den weiteren Entwicklungen in Großbritannien - in den kommenden Tagen zu größeren Reaktionen kommen wird. Chevolksiwrt Thomas Gitzel schreibt: "Es wird schlichtweg am hierfür nötigen Erkenntnisgewinn fehlen. Das Motto lautet: Nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung."

Berenberg: Deutliche Ablehnung leicht positiv

Die Ablehnung des Brexit-Plans von Premierministerin Theresa May ist aus Sicht von Berenberg leicht positiv zu bewerten. "May könnte nun gezwungen sein, andere Brexit-Optionen zu verfolgen, die Aussichten auf eine Mehrheit im Parlament haben, anstatt weiter ihren zum Scheitern verurteilten Plan zu verfolgen", schreibt Volkswirt Kallum Pickering in einem Kommentar. Ein harter Brexit sei im Parlament am unpopulärsten, ein weicher am populärsten. Pickering weist darauf hin, dass May nicht angekündigt hat, in Brüssel nachzuverhandeln. Er glaubt, dass die Premierministerin das Misstrauensvotum überstehen wird.

BdB: Brexit-Votum ist ein harter Warnschuss

"Das Votum ist ein harter Warnschuss für alle Beteiligten", kommentierte Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, die Brexit-Entscheidung. "Eine Schockstarre darf sich aber niemand erlauben. Die Briten müssen jetzt klären, ob sie politisch noch handlungsfähig sind. Wir wissen weiterhin nur, was die Mehrheit nicht will: Es braucht aber endlich Mehrheiten, um einen fatalen harten Brexit zu verhindern."

DIHK: Firmen sollten sich auf harten Brexit vorbereiten

Die Deutsche Industrie und Handelskammer fordert nach der ablehnenden britischen Parlamentsentscheidung zum Brexit-Abkommen die Unternehmen zur Vorbereitung auf einen ungeordneten Brexit auf. Die Unternehmen hätten keine Planungssicherheit im UK-Geschäft, so der DIHK. Zusätzlich würden jährlich Millionen von Zollanmeldungen und Milliarden Euro an Zöllen fällig. Aus den Brexit-Negativszenarien würde dann leider bittere Realität, warnte der DIHK. Daher sollten sich Unternehmen jetzt verstärkt anhand der DIHK-Brexit-Checkliste vorbereiten. Eine kurze Verschiebung des EU-Austritts von Großbritannien um einige Wochen, über die derzeit teilweise spekuliert wird, würde nach Ansicht des DIHK die Unklarheit wohl nur aufschieben. "Letztendlich bliebe der gordische Brexit-Knoten weiter ungelöst", so DIHK-Präsident Eric Schweitzer.

BGA hofft auf Ende des Brexit

Der Groß- und Außenhandelsverband BGA hofft nach der britischen Parlamentsentscheidung zum Brexit-Vertrag auf ein Anfang vom Ende des Brexits. "Es muss nun die Aufgabe der EU sein, deutlich zu machen, dass den Briten unter den Bedingungen des gemeinsamen Binnenmarktes die Tür zur EU auch künftig jederzeit offen steht", sagte BGA Präsident Holger Bingmann. "Die Politik muss alles daransetzen, dass dieses verhängnisvolle Votum der Anfang vom Ende des Brexits ist." Die Wahrscheinlichkeit für einen harten, unkontrollierten Brexit sieht Bingmann allerdings als sehr groß. "Überall an den Grenzen zu Großbritannien drohen bald Kontrollen den Warenfluss zu stoppen, und das abrupte Ausscheiden aus dem gemeinsamen Regelwerk wird in allen Bereichen Chaos verursachen", sagte er.

Londoner Immobilien-Consulter: Votum schadet britischem Immobilienmarkt

Die Ablehnung des EU-Austrittsplan von Premierministerin Theresa May durch das Unterhaus fügt dem britischen Immobilienmarkt nach Aussage des eines Londoner Immobilien-Consulters Schaden zu. "Obwohl dieses Ergebnis vorhersehbar war, ist die Ablehnung doch ein Schlag für den britischen Immobiliensektor", heißt es in einer Stellungnahme von Octopus Property. Diese Entscheidung sei zwar teilweise eingepreist gewesen, aber nun würden Investoren noch zögerlicher werden.

VDA: Unterhaus erweist dem Land einen Bärendienst

Das britsche Parlament hat dem Land mit seiner Ablehnung des Brexit-Plams von Premierministerin Theresa May nach Aussage des VDA einen Bärendienst erwiesen. "Jetzt wird ein ungeregelter Brexit immer wahrscheinlicher. Die Folgen eines 'No-Deal-Szenarios' wären fatal", kommentiert VDA-Präsident Bernhard Mattes die Entscheidung. Die politischen Akteure in Großbritannien müssten sich der Tragweite ihres Handelns bewusst werden. Das Austrittsabkommen abzulehnen, ohne dass es eine konkrete Alternative für einen anderen gangbaren Weg grnr, sei politisch fahrlässig.

Frankfurt Main Finance: Unsicherheit steigt

Die Ablehnung des Austrittsabkommens durch das britische Parlament erhöht nach Aussage der Finanzplatzinitiative die Unsicherheit für alle Beteiligten wieder deutlich. Geschäftsführer Hubertus Väth, sagte: "Kein Szenario - vom No-Deal-Brexit bis zu Neuwahlen oder einem zweiten Referendum oder dem Stopp des Brexit - kann derzeit ausgeschlossen werden. Aber die Briten sind am Zug. Es zeigt sich aber auch, dass die Unternehmen gut daran getan haben, sich auf den schlimmsten Fall, den harten Brexit vorzubereiten, denn mit der Entscheidung bleibt er das wahrscheinlichste Szenario. Und auch, wenn der Präsident der BaFin, Felix Hufeld, gerade gesagt hat, dass etwa 45 Finanzinstitute dabei seien, ihre Präsenz in Deutschland neu zu etablieren oder signifikant zu stärken, so bedauern wir doch unverändert den Brexit."

ifo Institut: Neue Verhandlungen erforderlich, um harten Brexit zu vermeiden

Der ifo-Präsident Clemens Fuest hat vor einem harten Brexit gewarnt und beide Seiten dazu aufgefordert, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. "Ein harter Brexit mit seinen riesigen Kosten muss vermieden werden. Beide Seiten sollten nun zurückkehren an den Verhandlungstisch und das Abkommen so modifizieren, dass es für beide Seiten akzeptabel ist. Alles andere wäre ein nicht akzeptables Politikversagen." Der ifo-Forscher Gabriel Felbermayr hält die Ablehnung des Brexit-Deals durch das Unterhauses für verständlich. "Das Nein der britischen Abgeordneten zum Trennungsabkommen ist absolut nachvollziehbar, weil es das Vereinigte Königreich auf den Status einer Handelskolonie herabstufen würde. Es gewinnt keine handelspolitische Autonomie; zudem wird seine territoriale Integrität in Frage gestellt."

Kontakt zu den Autoren: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/hab

(END) Dow Jones Newswires

January 15, 2019 16:10 ET (21:10 GMT)

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